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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Domnonia das Königreich. Er behauptete, von Waroch, einem anderen König des Landes, abzustammen. Von dieser Zeit an hieß das Land Bro-Waroch. Judicael zwang meine Familie, ihm ihr Kriegsbanner zu übergeben und fürderhin auf das Symbol des königlichen Adlers der Meere zu verzichten. Meiner Sippe blieb keine andere Wahl; als Ausdruck ihres Protests entschied man sich für das Bild der Taube … ein Wahrzeichen für Demut und Frieden. Aber so Gott will, wird der Tag kommen, an dem wir auf unseren alten Rechten bestehen und …«
    Er hielt inne und fand zum normalen Ton zurück.
    »Wir haben bei König Alain eine Bittschrift eingereicht, uns zu erlauben, einige unserer alten Rechte wieder einzuklagen.«
    »Dieser Alain ist doch aber – wenn ich es recht verstanden habe – ein Nachkomme von König Judicael, der deine Familie gezwungen hat, sich ihm zu unterwerfen«, überlegte Eadulf laut.
    »Er ist der Sohn von Judicael«, präzisierte Macliau in aller Ruhe.
    »Bringt ihn dann eure Bittschrift nicht in Schwierigkeiten?«
    Der junge Mann begriff, worauf Eadulf hinauswollte, und lachte. »Alain Hir ist unser Freund. Er wuchs zusammen mit meinem Vater auf, und keiner von beiden hält dem anderen Feindschaften vergangener Tage vor. Ihr werdet es selbst erleben. Alain wird uns die Rechte wieder einräumen, die uns durch Habsucht und Gier anderer genommen wurden.«
    »Es tut gut, dich so reden zu hören«, meinte Bruder Metellus, der die ganze Zeit geschwiegen hatte. »Nur ist Alain schon viele Jahre König. Weshalb pocht man gerade jetzt auf Rechtsansprüche?«
    Er hatte einen wunden Punkt berührt. »Es gab genügend anderes zu tun, bevor er seine Aufmerksamkeit der Wiedergutmachung von Unrecht schenken konnte, das dem Haus Brilhag widerfahren ist«, erklärte Macliau abwehrend. »An den östlichen Grenzen greifen uns ständig die Franken an, und einige Stammesfürsten in den Westbezirken haben sich gegen den König verschworen. Tut ja auch nichts zur Sache, die Angelegenheit dürfte bald geklärt sein.«
    Alle schwiegen eine Weile und schauten gedankenverloren auf das Meer, wo die Sonne im Sinken war und die Inseln jetzt im Schatten lagen.
    »Ein herrliches Fleckchen Erde«, murmelte Fidelma. »Schlimm, dass in einer so friedlichen Landschaft Unheil und Tod gedeihen.«
    Macliau blickte zum Himmel. »Es wird spät. Das Abendessen dürfte bald bereitet sein. Vielleicht möchtet ihr euch noch auf eure Zimmer zurückziehen und euch frisch machen?«
    Als Fidelma und Eadulf allein im Zimmer waren, wohin sie eine übereifrige Dienerin mittleren Alters gebracht hatte, die pausenlos mit den Händen fuchtelte und ständig fragte, ob alles in Ordnung sei und sie keine weiteren Wünsche hätten, warf sich Fidelma aufs Bett und starrte zur Decke.                 
    Eadulf beobachtete sie mit besorgtem Stirnrunzeln.
    »Ich weiß, was du denkst, Eadulf«, sagte sie, ohne ihn anzusehen.  
    »Was ich denke? Ich komme mir vor wie eine Fliege, die sich freiwillig ins Spinnennetz begeben hat.«
    Sie atmete tief durch. »Manchmal muss man sich in Gefahr begeben, wenn man auf der Suche nach der Wahrheit ist«, entgegnete sie philosophisch.
    »Mir wäre lieber, wir täten es nicht. Wir hätten …«
    »Hätten was?« Fidelma hatte sich aufgesetzt, und ihre Stimme klang gereizt. »Tatenlos dasitzen und beten, ein Schiff möge kommen und uns nach Hause bringen? Das hilft uns nicht weiter, so finden wir die Mörder nie.«
    »Aber …«
    » Sedit, qui timuit, ne non succederet . Wer fürchtet, keinen Erfolg zu haben, sitzt tatenlos herum und unternimmt nichts.«
    »Jetzt wirst du ungerecht«, begehrte Eadulf auf.
    Fidelma hatte selbst schon die Worte bereut, kaum dass sie heraus waren. Sie wusste, dass sie sich mitunter schlecht beherrschen konnte.
    »Stimmt, Eadulf. Das war gemein. Aber ich muss die Mörder finden.«
    »Was ich befürchte«, meinte er leise, »ist, dass wir sie womöglich schon gefunden haben. Abgesehen von der Wappenfigur auf dem Banner macht mich noch etwas anderes stutzig.«
    Fidelma schaute ihn fragend an.
    »Denk mal an den Anführer der Bande auf dem Schiff. An die schmächtige Gestalt in Weiß.«
    »Ja und? Sie war maskiert, damit sie unerkannt blieb.«
    »Eine schmächtige Gestalt mit hoher Stimme. Macliau, unser Gastgeber, ist schmächtig und hat eine hohe Stimme.«
    »Auch mir ist das nicht entgangen«, sagte sie langsam. »Und da ist noch etwas. Hast du die Pfeile oben im Turm gesehen?

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