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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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und Wege zu haben, falls mein Gemahl vorzeitig entscheidet, hier Rast zu machen. Soweit ich ihn kenne, wird er allerdings viel zu besessen von seiner Schwarzwildjagd sein.«
    Der Abt nahm Platz, aber es war ihm anzumerken, dass er mit seinen Gedanken woanders war. Riwanon musste ihre Frage wiederholen, weil er gar nicht mitbekam, dass sie an ihn gerichtet war.
    »Es ist schon einige Jahre her, dass ich eure Gemeinschaft besucht habe. Von meinem Gatten höre ich, du hättest ein paar Veränderungen vorgenommen?«
    Er sah sie verständnislos an. »Veränderungen?«
    »Als ich das letzte Mal dort war, war das Kloster ein conhospitae gemäß den alten Traditionen unseres Volkes. Wenn ich es recht verstanden habe, ist es jetzt nur Männern vorbehalten, und es gelten die Regeln des römischen Mönchs Benedikt. Sehe ich das so richtig?«
    »Es geschieht im Rahmen meiner Befugnis, Majestät«, verteidigte sich Abt Maelcar und runzelte die Stirn. »In diesen Dingen folge ich dem obersten Vater unseres Glaubens und seiner Kurie.«
    »Nichts liegt mir ferner, als deine Befugnisse in Frage zu stellen, Maelcar«, erwiderte Riwanon mit einem nahezu spitzbübischen Lächeln. »Wenn dich deine Brüder erst einmal gewählt haben, kannst du die Gemeinschaft nach deinen Vorstellungen lenken und leiten, solange du auf ihre Unterstützung bauen kannst.«
    Ihre Bemerkung brachte ihn auf, Zornesröte stieg ihm in die Wangen. Nach dem alten Brauch, dem man auch in Fidelmas Land anhing, wurden die Äbte und Bischöfe, ähnlich wie die Stammesfürsten, von ihren Gemeinden beziehungsweise Sippenverbänden gewählt. Sie waren verpflichtet, sich an die Gesetze zu halten zum Nutzen des Volkes. Taten sie das nicht, gingen sie ihres Amtes verlustig. Offensichtlich war Maelcar auf die bis dahin übliche Weise in sein Amt gelangt, schien aber jetzt seiner Klostergemeinde prorömische Ansichten aufzuzwingen. Fidelma merkte Riwanon an, dass ihr das missfiel.
    »Wenn heute nur noch Männer in eurer Bruderschaft leben dürfen«, fuhr die Königin fort, »frage ich mich, was mit den Frauen und ihren Kindern geschehen ist, die seinerzeit zu der Abtei gehörten?«
    »Sie haben das Kloster verlassen und ihre eigenen Gemeinden gegründet«, entgegnete der Abt kalt.
    »Wenn ich zum Beispiel an Schwester Aourken denke – sie war die Güte in Person; ich kann mich sehr gut an sie und die ganzen Umstände erinnern, als ich Kind war und mein Vater mich ins Kloster brachte«, sagte Riwanon mehr zu sich selbst. »Was mag aus ihr geworden sein?«
    »Aourken?«, mischte sich Fidelma ein. »Da kann ich dich beruhigen, es geht ihr gut. Im Gegensatz zur Abtei gewährte sie uns ihre Gastfreundschaft, als wir nach Gildas kamen.«
    »Frauen haben bei uns keinen Zugang«, begehrte Abt Maelcar auf, als hätte man seine Gastfreundschaft in Frage gestellt.
    Betrübt sah ihn Riwanon an. »Dann haben sich die Zeiten tatsächlich geändert«, stellte sie bedauernd fest, wandte sich aber sogleich erleichtert Fidelma zu. »Es freut mich zu hören, dass Aourken wohlauf ist. Ich darf nicht versäumen, sie aufzusuchen, solange ich hier bin. Komm, Schwester, lass uns näher ans Feuer rücken, du musst mir unbedingt erzählen, was du über die gute Seele weißt.«
    Es war eindeutig, dass Riwanon keine großen Stücke auf den Abt hielt, und verdenken konnte Fidelma ihr das nicht. Er hatte all die negativen Eigenschaften, die sie bei einem Mann in Rang und Würden verachtete, umso mehr bei einem, der den Glauben verkündete. Inzwischen war Riwanons Kammerfrau wieder erschienen. Sie stand mit Budic in einer Ecke der Halle, und beide schwatzten fröhlich miteinander; hin und wieder lachten sie laut. Auch Fidelma und Riwanon rückten etwas zur Seite, um sich ungestört über alles Mögliche auszutauschen. Ungeachtet dessen fiel Fidelma auf, dass Eadulf und Bruder Metellus, die – wie es sich gehörte – zusammen mit Abt Maelcar saßen, ihn kaum in ihr Gespräch einbezogen. Allerdings schien sich der Klosterherr bewusst abseits zu halten; verdrossen starrte er auf die Erde.
    Als Iuna hereinkam, um zu verkünden, das Abendessen stünde bereit, schaute der Abt sie verwundert an. Sie verzog sich wieder in die Küchenräume, und er stand verlegen auf, murmelte etwas von Abort und verschwand. Neugier packte Fidelma, die das beobachtet hatte, und als Riwanon sich zu Eadulf umwandte, um ihn etwas über sein Land zu fragen, entschwand auch sie durch die Tür. Im dunklen Flur vernahm sie erregte

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