Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
Stimmen. Unverkennbar gehörte die tiefe und brummige zum Abt, die höhere und empörte zu Iuna. Sie spitzte die Ohren, um einige Worte der Streitenden zu erhaschen; dann wurden sie leiser, Fidelma gab das Lauschen auf und kehrte rasch zu den anderen zurück. Unmittelbar nach ihr ließ sich auch Maelcar wieder blicken, hochrot im Gesicht und schlecht gelaunt.
    Der Abend verlief im Großen und Ganzen friedfertig und ohne Zwischenfälle. Dennoch verspürte Fidelma eine gewisse Spannung, die vom Abt ausging, als fühlte sich der in diesem Kreis nicht wohl in seiner Haut.
    Schließlich war es Eadulf, der laut die Frage zur Sprache brachte, die ihn seit Einbruch der Dunkelheit beunruhigte. »Findet ihr es nicht auch merkwürdig, dass Macliau und Argantken noch nicht von ihrem Jagdausflug zurück sind? Er hatte doch gesagt, sie würden zum Abend wieder hier sein.«
    Bruder Metellus erhob sich und bat Riwanon um Verständnis, er würde sich zum Tor begeben und Nachricht einholen, ob ein Bescheid über Macliau vorläge. Er blieb eine Weile fort, und als er zurückkam und seinen Platz wieder einnahm, schauten ihn alle erwartungsvoll an. Er schüttelte den Kopf.
    »Boric, der augenblickliche Befehlshaber der Garde, versichert, es bestünde kein Grund zur Unruhe. Macliau und Argantken hätten das Burggelände mit vier Mann verlassen, unter ihnen sein Erster Jäger. Boric zufolge kehrt Macliau häufig nicht eher zurück, als bis er Jagdbeute vorzuweisen hat; oft genug bleibt er sogar die ganze Nacht aus.«
    »Boric?«, fragte Riwanon verwundert. »Ich dachte immer, Bleidbara stünde den Kriegern auf dieser Burg vor.«
    »Bleidbara hat Trifina Schutzgeleit gegeben«, gab Iuna, die sie bei Tisch bediente, bereitwillig Auskunft. »Sie sind noch nicht zurück. Kann sein, sie kommen auch gar nicht. Trifina ist häufiger auf der Insel Govihan als hier auf der Burg.«
    Budic grinste wieder einmal.«Ein merkwürdiger Haushalt. Sämtliche Gastgeber verschwinden, und außer dem Dienstpersonal ist niemand da, der einem Gastfreundschaft erweist. Wer ist eigentlich diese Argantken?«
    »Ein Mädchen aus dem Dorf, nicht mehr und nicht weniger«, murmelte Iuna verärgert.
    Ihre Auskunft erheiterte Budic noch mehr, aber Riwanon wies ihn mit einem scharfen Blick zurecht.
    »Argantken schien mir nicht die Art Mensch zu sein, die aufs Jagen aus ist und unbedingt Lust verspürt, die Nacht über im Freien zu bleiben und dem Wild nachzusetzen«, grübelte Bruder Metellus laut, aber niemand ging darauf ein.
    Als nach dem Essen Riwanon verkündete, sie würde sich in ihr Gemach zurückziehen, nahm man das mit allgemeiner Erleichterung hin, denn nun war es auch den anderen gestattet, auseinanderzugehen.
    Fidelma kletterte hinter Eadulf die Treppe hinauf. Ganz ungewollt nahm sie eine Bewegung wahr und verharrte. Iuna stand vor Budic und räumte den Tisch ab. Noch sitzend ergriff er sie am Handgelenk, sie sah zu ihm hinunter, schüttelte den Kopf, wies zur Küche und flüsterte etwas. Budic schaute sich um, als wollte er sich vergewissern, dass sie niemand beobachtet hatte. Zum Glück ging sein Blick nicht nach oben, so dass Fidelma ungesehen verschwinden konnte.
    Erst oben in ihrem Zimmer hatten Fidelma und Eadulf endlich das Gefühl, ungezwungen miteinander sprechen zu können. Eadulf hatte sich bei der Unterhaltung in Riwanons Gegenwart zurückgehalten, und so lagen ihm nun viele Fragen am Herzen. Beide teilten die Auffassung, dass die Abwesenheit von Macliau und Argantken, aber auch Trifina und Bleidbara höchst befremdlich war und allen Regeln der Gastfreundschaft widersprach.
    »Und was hältst du von der Geschichte mit Abt Maelcar?«, wollte er von ihr wissen. »Ich muss gestehen, mir war genauso unheimlich zumute wie damals in der Abtei von Fearna.«
    Fidelma überkam ein Frösteln bei der Erinnerung daran, wie Eadulf von der grausamen Äbtissin Fainder um ein Haar erhängt worden wäre.
    »Es muss jemand geben, der den Abt hier haben wollte. Du kennst ja meine Meinung, dass man auch mit Zufällen rechnen muss. Bei der Vielzahl merkwürdiger Dinge, die sich aber hier gleichzeitig oder in kurzer Aufeinanderfolge ereignen, habe ich doch eher das Gefühl, dass sie vorsätzlich geschehen. Omnia causa fiunt , Eadulf. Für alles, was geschieht, gibt es einen Grund. Aber um schlussfolgern zu können, brauchen wir Erkenntnisse. Und das ist das Problem. Wir haben keine.«
    Eadulf war enttäuscht und gestand ihr das auch ein. 
    Fidelmas Gedanken aber

Weitere Kostenlose Bücher