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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Gefährt, das euch angegriffen hat?«
    Fidelma drehte sich um und betrachtete prüfend die Barke, die die Segel hisste und langsam südwärts die Küste entlangglitt. Schon die Farbgebung war anders. Zwar waren beide Schiffe fast schwarz, aber das Schiff, das sie angegriffen hatte, war am Bug nicht so auffallend orange gewesen wie das von Bleidbara. Auch in der Form unterschieden sie sich.
    »Und?«, fragte Trifina.
    Fidelma sah sie an und erklärte kopfschüttelnd: »Das Schiff ist anders gebaut, fährt aber unter der gleichen Flagge.«
    »Ich glaube, du solltest dich jetzt ins Haus begeben, Fidelma von Hibernia«, forderte sie Trifina in aller Ruhe auf und deutete auf den Pfad, der dorthin führte. »Halte dich aus Dingen heraus, die dich nichts angehen.«
    Der Krieger, der Trifina begleitete, hielt die Hand griffbereit am Schwert. Man konnte meinen, er erwartete von der Tochter des mac’htiern einen Befehl.
    Fidelma überlegte einen Moment und kam nicht sogleich der Aufforderung nach, ging dann aber langsam die Anhöhe hinauf. Trifina folgte ihr.
    Eadulf sollte gehängt werden. Ein Bruder der Gemeinschaft, der ein reich verziertes Metallkreuz trug, ging ihm voran, vorbei an einer langen Reihe von Brüdern und Schwestern des Glaubens. Ihr schauriger Gesang machte ihn zittern. Man hatte ihm die Hände auf dem Rücken gebunden. Die Prozession bewegte sich langsam, ernst und unerbittlich zu einer Richtstätte, wo ein Seil mit einer Schlinge am Ende hing.
    Undeutlich und schwankend sah er das Gesicht der Äbtissin Fainder vor sich.
    »Schäme dich deiner Sünden, Eadulf von Seaxmund’s Ham. Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß … so will es das Gesetz.«
    Er wollte aufschreien – aber wie, wenn du tot bist! Wenn es dich gar nicht mehr gibt!
    Die Schlinge legte sich um seinen Hals.
    »Gottes Wille geschehe!«, gellte die Stimme der Äbtissin in seinem Ohr.
    Er schrie, lag auf feuchter Erde und schrie. Er spürte an der Wange die Kälte und Nässe. Es dauerte eine Weile, ehe er begriff, dass er nicht weit von der Villa auf der Insel Govihan im Gras lag. Ohne seine Lage zu verändern, selbst ohne den Kopf zu bewegen, schaute er sich um. In dem beschränkten Blickfeld, das er auf diese Weise hatte, konnte er nichts erkennen, also brachte er sich vorsichtig in eine sitzende Position und blickte in die Runde. Er war allein, hockte draußen vor der immer noch offenen Tür, die aus dem Kräutergarten ins Freie führte.
    Er tastete mit einer Hand den Hinterkopf ab. Klebriges blieb an ihr haften – Blut. Der Kopf dröhnte und war an einer Stelle äußerst empfindlich.
    Jetzt erinnerte er sich. Vorsichtig lugte er hinunter zum Meer. Weder das kleine Segelboot noch Iarnbud konnte er ausmachen.
    Der zweite Gedanke galt Fidelma. Er musste sie warnen. Er versuchte, auf die Beine zu kommen und hörte, wie sich jemand von der Tür des Kräutergartens her näherte.
    Zusammen mit Trifina kehrte Fidelma langsam zum Haus zurück, gefolgt von dem wachsamen Krieger, der einigen Abstand hielt. An der Tür zur Villa verabschiedete sich Trifina schroff und ohne jede weitere Bemerkung. Der Krieger bezog an der Eingangstür Posten. Fidelma war mit sich unzufrieden. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als in den Haupthof zu gehen. Ein Schatten huschte durch die hintere Tür. Obwohl sie ihn nur für den Bruchteil einer Sekunde wahrnahm, erkannte sie Iarnbud. Die Tür schlug zu. Ohne lange zu überlegen, rannte Fidelma hin und rüttelte an dem Türgriff, doch nur, um festzustellen, dass der Durchgang von der anderen Seite verriegelt war.
    Iarnbud und hier in Trifinas Villa! Dabei hatte die Tochter des mac’htiern doch behauptet, weder von Iuna noch von dem heidnischen bretat etwas zu wissen. Verärgert machte Fidelma kehrt. Zweierlei wurde ihr klar: Trifina war eine Lügnerin, und auf den schönen Inseln im Morbihan lauerte ein unheilvolles Geheimnis.
    Eadulf blickte auf und sah über sich die dunklen Augen von Heraklius, der ihn verwundert anstarrte und die Hand ausstreckte, um ihm hochzuhelfen.  
    »Was ist passiert? Bist du gestürzt und auf den Kopf gefallen?«, fragte er besorgt.
    Eadulf zwang sich zu einem Lächeln; es gelang nur halb.
    »Das Schicksal meint es nicht gut mit mir: Ich soll entweder ertrinken oder niedergeknüppelt werden.«
    »Niedergeknüppelt? Wie kommst du darauf?«
    »Jemand hat mir einen Schlag auf den Hinterkopf versetzt.«
    Heraklius schaute sich um.
    »Es ist aber niemand hier,

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