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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Gesichtsausdruck gar nicht bemerkte. In Gedanken versunken verließ auch Eadulf den Apothekenraum und trat auf den Hof. Er lief nicht den gleichen Weg entlang, den er gekommen war, sondern entschied sich für das hintere Ende des rechteckigen Hofes, um so das Gebäude besser in Augenschein nehmen zu können, das er für sehr alt und von der Bauweise her für römisch hielt. Ganz offensichtlich stammte es aus der Zeit des römischen Reiches und hatte den Wohlstand der Besitzer unterstreichen sollen. Auch wurde ihm klar, dass das hier nicht der einzige Innenhof sein konnte, es musste noch einen Haupthof in der Villa geben, den Trifina für sich und ihre Gäste nutzte. Ob er dorthin gelangen würde, ohne zurückgehen zu müssen? In einer Ecke fiel ihm eine kleine Tür auf.
    Er drückte die Klinke. Die Tür öffnete sich, und er blickte in einen hübschen, kleinen Garten. Wo er hinsah, Kräuter und Nutzpflanzen. Ringsherum war eine Mauer gezogen, und weiter hinten entdeckte er noch eine Tür. Er durchquerte den Garten, schob den Riegel zurück und konnte auch diese Tür mit Leichtigkeit öffnen. Der Salzgeruch des Meeres schlug ihm entgegen; er hatte das offene Wasser vor sich und konnte zum östlichen Ufer der Insel blicken. Was ihn aber gefangen nahm, war ein eigenartiger, strenger Geruch. Er schien von einer kleinen Steinhütte zu kommen, die etwas abseits der Villa stand, und vertrug sich nicht mit der wohltuenden Seeluft.
    Von Neugier getrieben näherte sich Eadulf dem grauen Häuschen. Dann hörte er einen Schrei, einen Warnruf von weiter unten. Bis zum Ufer war es nicht weit. Unmittelbar unter ihm konnte er ein kleines Gefährt erkennen, ein Segelboot mit zusammengerolltem Segel, und darin stand ein Mann, der zu ihm hinaufschaute.
    Eadulf erschrak, denn er erkannte Iarnbud. Im gleichen Moment drehte sich alles um ihn herum, ihm wurde schwarz vor Augen, und er hatte das Gefühl, in ein dunkles Loch zu fallen. Das letzte, was er empfand, war ein Schlag auf den Hinterkopf, den ihm jemand versetzt haben musste. »Das Schiff lässt dir wohl keine Ruhe, Schwester Fidelma,«, sagte Trifina und sprach betont langsam.
    Fieberhaft suchte Fidelma nach einer glaubwürdig klingenden Ausrede, um davon abzulenken, dass sie, hinter Buschwerk versteckt, Bleidbaras Ablegen beobachtet hatte. Wahrscheinlich war es das Beste, bei der Wahrheit zu bleiben.
    »Mich wundert, warum ein Kriegsschiff – und seine äußere Form verrät eindeutig, dass es kein Handelsschiff ist – gerade hier vor Anker geht.«
    Trifina sah sie ernst an.
    »Das Schiff heißt Kormoran und gehört meiner Familie«, erklärte sie. »Es ist dasselbe Schiff, von dem Bleidbara dir erzählt hat, er sei dessen Kapitän. Es ist auch dasselbe Schiff, das in der Bucht unterhalb der Burg vor Anker lag. Und es ist außerdem das Schiff, das mich hierherbringt, wenn ich Lust verspüre, hier zu sein. An dem Schiff ist nichts Geheimnis- oder Unheilvolles.«
    »Du hast mir gegenüber nichts davon erwähnt, dass Bleidbara hier war«, merkte Fidelma an.
    »Ich hatte keine Veranlassung. Was ich gesagt habe, ist, dass ich einen meiner Leute nach Brilhag schicken würde, um den anderen dort Bescheid zu geben, dass du und Eadulf auf der Insel hier bei mir seid. Ich habe Bleidbara geschickt.«
    Fidelma erwiderte nichts, versuchte vielmehr, das Gehörte einzuordnen. Trifina sah, wie es in ihr arbeitete.
    »Soll ich dir sagen, was dir im Kopf herumgeht, Fidelma von Hibernia? Du siehst das Banner meines Vaters, das am Großmast flattert. Es trägt das Wahrzeichen der Taube. Ich könnte mit dir um eins wetten: Als euer Schiff, die Ringelgans , überfallen wurde, trug das feindliche Schiff das gleiche Wahrzeichen, stimmt’s? Und jetzt denkst du, du hast das Schiff, das euch überfallen hat, entdeckt. Liege ich richtig mit meiner Vermutung?«
    Da hatte nun Fidelma so darauf geachtet, dass kein Sterbenswörtchen davon zu Trifina oder Macliau drang. Ihrer Meinung nach waren Eadulf und Bruder Metellus die Einzigen, die wussten, dass das Schiff, das die Ringelgans überfallen hatte, das Symbol der Taube trug. Und jetzt überraschte sie Trifina mit dem Wissen darum. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    »Ich kann es nicht verhehlen«, gab sie zögernd zu. Es hätte nichts gebracht, etwas anderes behaupten zu wollen. »Du hättest die Wette gewonnen.«
    Befriedigt lehnte sich Trifina zurück.
    »Schau dir Bleidbaras Schiff genau an«, schlug sie vor. »Ist es wirklich das gleiche

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