18 - Eine Taube bringt den Tod
und wir haben uns erst vor kurzem getrennt. Bist du nicht vielleicht doch gestürzt und hast dir dabei den Kopf aufgeschlagen?«
Eadulf stöhnte und befühlte erneut den Kopf.
»Um jemandem einen Hieb zu versetzen, braucht es nicht lange«, meinte er.
Heraklius untersuchte die Wunde.
»Egal, wie du dir das geholt hast, die Wunde muss versorgt werden. Die Haut ist geplatzt, und es blutet, wird aber bald zuheilen. Allerdings dürfte es eine ziemliche Schwellung geben, und beides in so rascher Aufeinanderfolge, erst fast ertrinken und jetzt das hier, da halte ich Ruhe für angebracht, um weiteres Unheil zu vermeiden. Gleich zwei Schläge auf den Kopf, das kann nicht gut gehen.«
»Aus freien Stücken habe ich mir das nicht geholt«, erklärte Eadulf bitter. »Hast du zufällig jemand gesehen, der mir durch den Kräutergarten nach draußen gefolgt ist?«
Lächelnd verneinte es der junge Mann.
»Der Einzige, der da eben durchgegangen ist, bin ich.«
»Und warum?«
»Was meinst du mit ›warum‹?«
»Was dich hierhergeführt hat?«
»Ich brauchte ein Kraut, und als ich in den Garten kam, fiel mir auf, dass die Tür offenstand. Ich schaute nach und sah dich auf der Erde sitzen. Wieso fragst du?«
Eadulf hatte das ungute Gefühl, dass der junge Arzt nicht die Wahrheit sprach.
»Und du hast niemand anders gesehen? Auch kein kleines Segelboot dort unten?« Er wies zum Ufer.
»Ein Segelboot? Nichts dergleichen, beim besten Willen nicht.«
»Na gut. Hilf mir zurück in deine Apotheke, damit wir die Wunde verbinden können. Und dann muss ich Fidelma finden.«
»Wo hast du gesteckt?«, war Fidelmas erste Frage, als Eadulf das Gästezimmer betrat. Erst dann sah sie den Kopfverband. »Was ist dir diesmal zugestoßen?«
Sie war selbst gerade erst zurückgekehrt, hatte das Zimmer leer vorgefunden und war im Begriff gewesen, nach ihm Ausschau zu halten. Er erzählte ihr kurz, was er erlebt hatte.
»Du hast Iarnbud also auch gesehen«, stellte sie mit einem leisen Seufzer fest.
»Du auch?«, fragte er verwundert.
»Nur einen Augenblick lang. Er war in der Villa, und ich sah ihn durch eine Tür entschwinden. Ich wollte ihm nach, aber die Tür war von der anderen Seite verriegelt.«
»Wenn Iarnbud hier ist, gilt das Gleiche für Iuna.«
»Stimmt. Nur will Trifina nicht, dass wir davon wissen. Was mag der Grund sein?«
»Ich möchte wetten, es hat etwas mit der Steinhütte draußen hinter der Villa zu tun. Ein merkwürdiger Geruch hing dort in der Luft; wenn ich nur wüsste, wonach es roch.«
»Und du hast Heraklius, den Arzt, in Verdacht, dich niedergeschlagen zu haben?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, wer sonst es getan haben könnte.«
»Du hast ihm doch aber keine Veranlassung gegeben.«
»Vielleicht wollte er verhindern, dass ich bis in die Hütte vordrang oder Iarnbud zur Rede stellte.«
»Die Tür war aber verschlossen, hast du gesagt. Er hätte dich ja einfach auffordern können, zu gehen. Dich handlungsunfähig zu machen, wäre nicht nötig gewesen.«
»Vielleicht nicht.«
Nur kurz war sich Fidelma unschlüssig, dann schlug sie vor: »Am besten, wir gehen beide noch einmal dorthin und schauen uns die Sache genauer an.«
»Möglicherweise ist Heraklius jetzt mehr auf der Hut. Er wird auf alle Fälle vermeiden wollen, dass ich der Hütte nahe komme«, warnte Eadulf.
»Wenn er es wirklich war, der dir den Hieb versetzt hat, kann es genauso gut sein, dass er glaubt, der Warnschuss würde dich von einem zweiten Versuch abhalten. Wie auch immer, wo liegt das kleine Gebäude, sagst du? Östlich der Villa außerhalb der Mauer?«
Er nickte.
»Dann durchqueren wir besser nicht die Küchenräume und den Kräutergarten, sondern verlassen die Villa woanders und gehen um die Mauer herum, da bleiben wir vielleicht ungesehen.«
Sie machten sich auf den Weg. Das untere Geschoss schien menschenleer. Sie vermieden den Haupteingang, weil sie dort mit Wachposten rechnen mussten. Entschlossen folgte Fidelma dem unteren Gang, und tatsächlich stießen sie auf eine Tür, die auf eine Terrasse hinausging. Von dort blickte man in einen Garten, der von einer hohen Mauer umgeben war. Sie musterten den Steinwall, der die Villa umgab. Wortlos wies Eadulf auf eine kleine Tür in der Mauer. Sie gingen darauf zu und mussten dabei den Garten durchqueren. Würde man sie hier sehen, würden sie keinen sonderlichen Verdacht erregen. Die Tür war so klein, dass sie sich bücken mussten. Sie war von
Weitere Kostenlose Bücher