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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Angst beginnt von neuem.
    „Bleibt hier und tötet ihn“, sagte ich ruhig.
    „Wir haben es versucht, Effendi; aber er stirbt nicht. Und hier ist es schlimmer als zuvor. Wir haben zu Assad-Bei, dem Herdenwürger, einen noch viel schlimmeren Feind erhalten.“
    „Welchen?“
    „Weißt du, welches Tier noch viel fürchterlicher ist, als der Herr mit der langen Mähne?“
    „Der Panther, der schwarze Panther. Er ist das schrecklichste der Tiere.“
    „Du hast recht gesagt. Der schwarze Panther, den wir Abu 'l Afrid (Vater des obersten Teufels) nennen, ist entsetzlicher als der König der Tiere. Dieser nimmt nur so viel Fleisch, als er braucht, auch kehrt er sich um, wenn er falsch gesprungen ist; der Panther aber mordet so lange, wie es ihm beliebt; er ist blind vor Blutgier, und wenn er einmal das Fleisch eines Menschen gegessen hat, so mag er kein anderes mehr.“
    „Und diesen Abu 'l Afrid habt ihr hier?“
    „Ja. Ihn und den Herrn des Erdbebens.“
    „Beide zusammen? Das ist selten!“
    „O, Emir, sie wohnen nicht zusammen an einem Ort. Der König des Donners hat seinen Palast draußen in dem Felsen der Ebene; der Panther aber kommt weit her, vom Dschebel Berberu herab. Erst mordete er vier Schafe, dann eine Kuh, nachher ein Pferd. Als ihm dies nicht mehr schmeckte, holte er sich einen Menschen, und nun will er nur noch Menschenblut trinken. Niemand mag mehr bei den Herden wachen. Wir sind zu dem großen, berühmten Marabut (mohammedanischer Heiliger) nach Semela de Feraschisch geritten und haben ihn um Rat gefragt. Er hat gesagt, wir sollen losen, wer die Wache haben soll, alle Abend sieben Männer, zwei bei den Schafen, zwei bei den Rindern und drei bei den Pferden. Für einen jeden von uns hat er ein Amulett gegeben, und dennoch hat Abu 'l Afrid wieder einen jungen Mann gefressen, und der ‚Herr mit dem dicken Kopf‘ hat sich ein Kamel geholt.“
    „Stehen die Kamele bei den Schafen?“
    „Ja, denn es ist so bei uns Sitte!“
    „Und nun lost ihr hier, wer heute abend wachen soll?“
    „Ja. Das erste Los hat meinen Sohn getroffen.“
    „Welcher ist es?“
    „Er ist nicht hier; ich habe an seiner Stelle gezogen. Er ist nach Ras bu Falha geritten und wird bald wiederkehren.“
    „Ich werde mitmachen.“
    „Emir, ist es wahr?“
    „Ja, ich und der Emir aus Inglistan.“
    „Mit deiner Zauberflinte?“
    „Ich habe noch eine andere, mit welcher man den Sihdi es salßali (Herr des Erbebens (Löwe)) und Abu 'l Afrid tötet. Es wird bald dunkel sein. Führe uns an die Orte, an denen sich des Nachts die Herren befinden!“
    „Erlaube, daß ich erst die Losung beende!“
    Ich suchte sogleich Sir Percy auf. Er saß bei Achmed es Sallah und radebrechte mit ihm ein schauderhaftes Arabisch.
    „Holla, Sir, es gibt ein Abenteuer!“ rief ich ihm zu.
    „Well! Ist mir recht! Was für eins?“
    „Wir sollen den ‚Herrn des Erdbebens‘ schießen.“
    „Wen?“ fragte er erstaunt.
    „Und den ‚Vater des obersten Teufels‘, mit Respekt zu melden.“
    „Geht selbst zum Teufel mit Eurem Scherz, Sir!“
    „Es ist kein Scherz, Sir. ‚Herr des Erdbebens‘ wird hier der Löwe genannt, und der ‚Vater des obersten Teufels‘ ist ein schwarzer Panther.“
    „Ein Löwe! Ein schwarzer Panther! Heavens! Ist dies Euer Spaß oder Euer Ernst?“
    „Mein vollständiger Ernst!“
    „Werden geschossen, die Bestien, Sir! Halloo! Huzza! Aber wann und wo?“
    Er war vor Freuden aufgesprungen, schlenkerte die ewigen Beine und gestikulierte mit den unendlichen Armen, daß ihn die Beduinen mit furchtsamem Erstaunen anblickten.
    „Wann? Heute nacht“, antwortete ich. „Scheik Mohammed er Raman wird uns sogleich die Orte zeigen.“
    Ich teilte ihm nun alles mit, was der Scheik mir erzählt hatte. Er war voller Freude und lachte, daß sein großes, gelbes Gebiß zur ununterbrochenen Ansicht blieb. Trotz aller seiner Eigentümlichkeiten war er ein tüchtiger, mutiger Jäger. Wir hatten miteinander auf Ceylon den Elefanten und in Indien den Tiger gejagt, und Sir Percy hatte sich in den gefährlichsten Situationen als ein kühner Mann und sicherer Schütze bewährt. Er befand sich heute ganz am rechten Platz.
    Der Scheik suchte uns auf und führte uns vor das Lager, wo man gerade im Begriff stand, die zerstreuten Tiere zusammenzutreiben. Auch hier war viel Brennstoff aufgehäuft, um die Würger der Herden durch die Feuer abzuschrecken. Das Terrain war eben und von allem Gefelse frei.
    „Ihr habt die Tiere stets in drei

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