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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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im Buch geschrieben steht? Ich habe schon oft mit el Areth gekämpft und bin stets Sieger gewesen; er wird auch heut unterliegen.“
    „Herr, mein Mund ist still, aber meine Seele bebt für dich. Kehre wieder, sonst wird Dschumeilah lange um dich weinen!“
    Ich ging. Dieses Naturkind handelte rein nach der Eingebung ihres Herzens; sie hatte keine Ahnung davon, daß ihr Verhalten ein ‚inkorrektes‘ genannt werden könne. Wäre ich ein Beduine gewesen, so hätte es leicht sein können, daß sie meine Mochallah geworden wäre.
    Als ich in das Zelt des Scheiks trat, fand ich dessen Weib beschäftigt, die Vorbereitungen für das Mahl zu treffen. Diesem Umstand hatte ich es zu verdanken, daß ich Dschumeilah allein getroffen hatte. Auch hier war der Hauptbestandteil ein gebratenes Lamm; doch gab es wenig Nebenspeisen. Zu allerletzt brachte Dschumeilah noch einen Püree von getrockneten Wein- und Maulbeeren, mit süßer Sahne übergossen, ein Gericht, welches mir auch um der Hände willen mundete, die es bereitet hatten. Nach dem Essen traten wir wieder ins Freie hinaus und nahmen an einem der Feuer Platz, welche innerhalb des Lagers angezündet worden waren. Es ging da sehr lebhaft zu, denn Achmed es Sallah saß an demselben und erzählte von unseren Erlebnissen. Man machte uns sehr ehrerbietig Platz und vergnügte uns mit einem Mummenscherz mit Tanz, den einige Beduinen in weiblicher Kleidung aufführten. Dann wurden allerlei Jagdabenteuer erzählt, welche uns in die richtige Stimmung brachten, und als es ungefähr anderthalb Stunden vor Mitternacht war und ich mich mit dem Engländer erhob, erklang von allen Seiten die Versicherung, daß niemand schlafen werde.
    Ich glaubte dies recht gern; stand ihnen allen doch ein Ereignis bevor, welches sie noch niemals erlebt hatten. Ich übergab meine Waffen, außer der Bärenbüchse und dem Bowiemesser, Achmed, der auch die Sorge für mein Pferd und meine andern Habseligkeiten übernommen hatte. Sir David Percy bewaffnete sich mit seinem vortrefflichen Elefantentöter und steckte einen vergifteten malaysischen Kris (Dolch) zu sich.
    „Auf welche Seite geht Ihr, Sir?“ fragte er mich.
    „Wollen wir losen?“
    „Yes!“ nickte er.
    „Dreht Euch herum! Ich halte mein Messer so, daß das Heft rechts und die Klinge links ist, oder umgekehrt. Was wählt ihr?“
    „Die Klinge.“
    „Seht her; sie zeigt nach der rechten Seite; Ihr geht also rechts. Zuvor wollen wir aber rekognoszieren.“
    Die Büchsen über die Schulter geworfen, traten wir zwischen die Zelte hindurch und hinaus auf den Zeltplatz der Tiere. Meine Anordnungen waren genau befolgt worden. In der Mitte brannte ein mächtiges Feuer, dessen Schein die Herden in der Nähe hell beleuchtete, während die ferneren Gruppen in phantastische Schatten gehüllt lagen. Die sieben Wächter saßen ganz in der Nähe des Feuers, wo sich diese gewaltigen Helden am allersichersten wußten. Auch die Hunde hatten sie bei sich, so daß also die große Herde der Tiere ganz allein der Obhut von uns beiden anvertraut blieb. Jetzt trennten wir uns; Percy ging nach rechts und ich nach links hinüber. Jetzt war weder der Löwe noch der Panther bereits zu erwarten; ich lief also meine Strecke noch unbesorgt ab, um zu sehen, ob die Tiere zusammenhielten. Zum Glück wurden sie schon allein vom Instinkt in der Nähe des Feuers festgehalten. Die Kamele und die Rinder inmitten des Dreiecks lagen ruhig wiederkäuend da, und die Schafe, welche die gefährlicheren äußeren Seiten einnahmen, hatten sich so dicht zusammengedrängt, als ob sie bereits die Stimme ihres gewaltigen Feindes gehört hätten.
    Es war um die Zeit des Neumondes, die Sterne strahlten hell hernieder; aber ihr Schein verirrte sich in die flackernden Lichter des Lagerfeuers. Doch konnte ich, als ich an der Spitze des Dreiecks anlangte, wo mein Revier zu Ende ging, den Engländer noch erkennen, welcher ebenso wie ich beschäftigt war, seine Strecke einmal abzulaufen. Wir hatten beide unsere weißen Burnus- und Turbantücher im Lager gelassen, um nicht schon von weitem die Augen des gefährlichen Wildes auf uns zu lenken.
    Ich hielt es für angezeigt, meinen Standpunkt nicht gar zu sehr in der Nähe der Herden zu nehmen; ich zog mich vielmehr so weit von ihnen zurück, daß mich der Schein des Feuers nicht mehr irritieren und ich die ganze Linie, welche ich zu bewachen hatte, mit einem Blick zu übersehen vermochte. Hier legte ich mich platt auf den Boden, Büchse und Messer

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