18 - Orangen und Datteln
Männer, welche zurückbleiben werden, ihn beobachten sollen. Die Tochter Ali en Nurabis und das Pferd desselben werden sicher vor ihm sein.“
„Das erwarte ich ganz bestimmt! Komm, laß uns gehen!“
„Wirst du deinen Hengst reiten?“
„Ja.“
„Erlaube, daß ich dir eines meiner Pferde anbiete. Der Herr mit dem dicken Kopf liebt es, auf die Pferde zu springen, um den Reiter zu töten. Dein Hengst ist zu kostbar, um zerrissen zu werden.“
„Ich bin nicht gewohnt, den Löwen zu Pferd zu jagen, um vor ihm besser fliehen zu können. Ich pflege abzusteigen, um ihn stehenden Fußes zu erwarten. Habe also Dank für deine Güte; aber ich werde doch mein Pferd reiten. Wie viele Krieger nimmst du mit?“
„Die Hälfte meiner Leute.“
„So werde ich auch die Sebira teilen. Die eine Hälfte von ihnen mag uns begleiten, und die anderen dreißig sollen hier im Lager bleiben, um darüber zu wachen, daß der Krumir nichts Böses tue.“
„Was du vornimmst, ist mir recht, Effendi. Du bist mein Bruder und mein Freund; du hast uns von Abu 'l Afrid und seinem Weib errettet, und ich wünsche, daß du in Liebe und in Frieden von uns scheidest.“
Ich traf, als wir das Zelt verlassen hatten, mit dem Scheik Ali en Nurabi die jetzt besprochene Vorkehrung, und dann brachen wir auf, gefolgt von gegen zweihundert Beduinen.
Die Spur des Löwen war sehr bald gefunden. Sie war nicht schwer zu verfolgen, da er viel Blut verloren hatte. Trotzdem aber hatte das gewaltige Tier das Kamel wohl an die fünfhundert Schritte weit fortgeschleppt, ehe es von dieser Anstrengung gezwungen war, eine kurze Rast zu machen. An diesem Ort nun erblickten wir eine große Blutlache, die uns sehr willkommen war.
„Ihr habt den Kerl doch nicht ganz schlecht getroffen“, meinte ich zu dem Engländer. „Die Menge Blutes, welche er verloren hat, läßt vermuten, daß er keine ungefährliche Wunde erhalten hat.“
„Aber dennoch hat er die Kraft besessen, das Kamel noch weiter fortzuschleppen“, antwortete Percy. „Sollte er es bis zu seinem Lager fortgetragen haben?“
„Das glaube ich nicht. Der Löwe hat, wenn er en famille lebt, die Eigentümlichkeit, nur in Gesellschaft auf den Raub zu gehen. Die Löwin folgt ihm mit den Jungen, falls diese laufen können, und bleibt mit ihnen an einem geeigneten Ort zurück, um ihn mit seiner Beute zu erwarten, welche er auf diese Weise nicht so weit zu schleppen braucht. Da wird das gemeinschaftliche Mahl gehalten, und dann kehrt die gesättigte Familie in ihr Lager zurück, die übriggebliebenen Knochen und Brocken dem Schakal, der Hyäne und dem Geier überlassend. – Reiten wir weiter!“
Die wiederaufgenommene Spur führte auf einen dunklen Strich zu, welcher sich bei unserem Näherkommen als ein ziemlich dünnes und verkommenes Feigen- und Tamarindengestrüpp erwies. Die Mescheer machten Miene, in dasselbe einzudringen; ich hinderte sie daran: „Halt! Wir wissen nicht, was sich in dem Gebüsch befindet. Bleibt zurück, bis ich wiederkehre!“
Ich umritt mit dem Engländer das Gestrüpp, er nach rechts und ich nach links. Hinter demselben stießen wir zusammen und trafen dort auf die Spur der Löwin und zweier Jungen. Die Fährte war eine doppelte: die ältere führte in das Gebüsch und die jüngere wieder heraus und zurück. Es war also klar, daß sich der Löwe noch darin befand. Jedenfalls war er infolge seiner Verwundung nicht imstande gewesen, seiner Familie nach dem Lager zu folgen.
Jetzt kehrten wir zu den Beduinen zurück, welchen wir die Weisung erteilten, das ganze Gestrüpp zu umstellen und die mitgenommenen Hunde loszulassen, um den angeschossenen Löwen aufzujagen. Es geschah; die Hunde, welche bisher nur mit Mühe zu halten gewesen waren, warfen sich vor, und bald hörten wir ihr wütendes Geheul aus einer der Tamarindengruppe schallen.
„Sir, ich bitte Euch, ihn mir zu lassen!“ sagte Percy.
„Nehmt ihn“, antwortete ich. „Ich werde nur dann schießen, wenn es not tun sollte.“
Wir stiegen ab und übergaben Achmed es Sallah unsere Pferde mit der Weisung, sich zurückzuziehen. Die Gewehre schußbereit, warteten wir; aber der Löwe ließ sich nicht sehen, und die Jagd stand auf demselben Fleck.
„Sollte er verendet sein?“ meinte ich.
„Wollen sehen“, antwortete der Engländer, indem er sich nach dem Gebüsch in Bewegung setzte.
„Keine Unvorsichtigkeit, Sir!“ rief ich. „Die Sache ist gefährlich.“
„Pshaw!“ antwortete er, zwischen den Feigen
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