Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
war ein Spektakel, der geradezu seinesgleichen suchte. Man brachte eine Menge Fackeln herbei, die man anzündete; Stricke wurden gestrafft, und dann ging es hinaus vor das Lager, ich und Percy an der Spitze, neben mir aber auch Achmed es Sallah, der vor Glück und Freude ganz außer sich war, daß er mich lebend wieder hatte. Der ungeheure Lärm machte auch die Herden rebellisch. Pferde wieherten, Kamele kreischten, Rinder brüllten, Schafe blökten und Hunde bellten und heulten. Und nun erst, als wir an dem Platz anlangten, wo die beiden Panther nicht weit voneinander lagen!
    Zunächst getraute man sich nicht an sie heran; als ich sie aber unbeschädigt nach allen Seiten drehte, und man sich also überzeugte, daß sie wirklich tot seien, stürzte sich alles auf sie. Man trat sie mit Füßen; man schlug sie mit Fäusten; man spuckte ihnen in das Gesicht; man ergoß eine Flut von Schimpfworten und Grobheiten über sie, wie sie nur die arabische Sprache in dieser Reichhaltigkeit aufzuweisen hat. Ich mußte wirklich alle meine Kräfte aufbieten, um die schönen Felle vom Zerrissenwerden zu bewahren.
    Endlich, endlich beruhigte man sich, und ich wurde von dem Scheik aufgefordert, zu erzählen. Ich tat es in aller Kürze, und als man sich dann überzeugte, daß jedes Tier wirklich in das Auge getroffen sei, war des Erstaunens kein Ende. Die Panther wurden nun nach dem Duar geschleift, während ich mit Percy, Ali en Nurabi, Achmed, dem Scheik und einigen anderen, welche Fackeln trugen, nach der andern Seite ging, um nach den Spuren des Löwen zu sehen.
    Ja, er war getroffen; er war vielleicht sogar gefährlich getroffen, denn er hatte bedeutend geschweißt, und der Scheik stimmte gern ein, als ich ihm vorschlug, am Tag die Fährte des gewaltigen Tieres zu verfolgen. Daß es ein außerordentlich großes Exemplar sei, war an der Größe der Spuren zu erkennen. Das fortgeschleppte Kamel hatte dem Scheik gehört.
    Als wir in das Duar zurückkehrten, war man bereits mit dem Abziehen der Felle beschäftigt. Sie wurden mir als mein wohlerworbenes Eigentum vorgelegt. Der Scheik betrachtete sie mit lüsternem Auge.
    „Scheik Mohammed er Raman, willst du mir eine Bitte erfüllen?“ fragte ich ihn.
    „Rede; ich höre!“ antwortete er.
    „Nimm dir von diesen Fellen dasjenige, welches dir am besten gefällt, und behalte es. Sooft du es erblickst, magst du mein gedenken, wenn ich nicht mehr bei dir bin.“
    „Emir, ist es wahr? Wolltest du mir wirklich diese kostbare Haut von Abu 'l Afrid verschenken?“
    „Ich verschenke sie beide.“
    „Beide?“
    „Ja, denn ich kann sie nicht mit mir nehmen.“
    „Wem soll die andere gehören, Herr?“
    „Dschumeilah.“
    „Dschumeilah? Warum?“ fragte er verwundert.
    „Ist sie es nicht, die mich unter ihren Schutz nahm, als die Gefahr über mir zusammenschlug? Allah vergilt alles Gute und alles Böse; warum sollte der Mensch nicht dankbar sein? Gib das andere Fell der Tochter deines Bruders. Die Blume von Hamra Kamuda mag darauf ruhen und des Fremdlings gedenken, der heute ihr Freund und Bruder geworden ist!“
    „Ich danke dir, Emir! Dein Herz ist voll Güte, und deine Hand voll Segen. Darum sollst du auch die Stute und Tochter erhalten, die dem Scheik der Sebira geraubt worden ist.“ – – –

Ruhh es Sebcha
    Ehe ich mich zur Ruhe legte, verband mir der Scheik die kleine Armwunde; auch ließ er sich meine Jacke geben, um den darin entstandenen Riß von seinem Weib ausbessern zu lassen. Im Duar herrschte die ganze Nacht hindurch ein reges Leben, so daß ich nur sehr wenig schlafen konnte. Man sprach von der bevorstehenden Löwenjagd und von den Heldentaten, welche man dabei verrichten wollte. Die Mescheer waren jetzt, da sie uns bei sich wußten, auf einmal sehr mutige und unternehmende Löwenjäger geworden.
    Kaum hatte mich das laute Summen des Morgengebetes aus dem Schlaf geweckt, so trat der Scheik wieder herein, um mir zu melden, daß alles zum Aufbruch bereit sei.
    „Geht der Krumir mit?“ fragte ich ihn.
    „Nein; du weißt, Herr, daß er das Lager nicht verlassen darf.“
    „Und dennoch wäre es mir lieber, ihn dabei zu sehen.“
    „Warum, Emir?“
    „Bist du sicher, daß er in unserer Abwesenheit nichts unternehmen wird, was ihm verboten ist?“
    „Er hat sein Wort gegeben.“
    „Er wird es nicht halten, ebenso wie er es bei den Sebira gebrochen hat. In seinem Herzen wohnt die Falschheit und auf seinen Lippen die Lüge.“
    „Ich verspreche dir, daß die

Weitere Kostenlose Bücher