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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Fesschia gerade nach Sonnenuntergang reitest, wirst du ganz sicher auf unsere Fährte stoßen. Wir werden von Zeit zu Zeit einen Zweig in die Erde stecken, damit du dich gar nicht zu irren vermagst.“
    „Du glaubst nicht, daß ich euch verfehlen kann?“
    „Das ist unmöglich. Wie lange reitest du von Fesschia, welches auf den Bergen liegt, bis du in die westliche Ebene kommst?“
    „Eine Stunde.“
    „So werden wir, da wir einen Umweg machen, gar nicht lange auf dich zu warten haben.“
    Er gab seinem Pferd die Sporen; wir taten dasselbe, und bald hatten wir uns aus den Augen verloren. Darauf dauerte es nicht mehr sehr lange, so trafen wir auf die Fährte der sechs Uëlad Hamema, welche hier mit derjenigen des Krumirs zusammentraf. Sie hatten also wirklich im Einvernehmen mit ihm ihre Entfernung von den Mescheern bewerkstelligt. Dann überschritten wir die Karawanenstraße, welche die südliche er Ramada durchschneidet, um die Hamada el Uëlad Ayar von Makten und Ras bu Falha aus über Haru el Haschern mit dem algerischen Tebessa zu verbinden. Gleich hinter derselben bog die Spur nach Süden ab, wodurch also meine Vermutung als richtig bestätigt wurde. Es war wirklich zu bewundern, daß Saadis el Chabir gar nicht daran gedacht hatte, seine Fährte zu verbergen oder unkenntlich zu machen. Sie lag so offen und klar vor uns, daß selbst der Unerfahrenste sich unmöglich in ihr irren konnte. Er mußte doch bereits erfahren haben, daß eine solche Sorglosigkeit zu seinem eigenen Schaden sei.
    Es dauerte jedoch nicht lange, so sollte ich anderer Meinung werden. Als wir nämlich bereits so weit gekommen waren, daß wir die Vorberge des Hochplateaus von Sihdi bu Ghanem sich vor uns erheben sahen, begann der Boden felsig zu werden, und die Spur war nur zuweilen an einem aus seiner ursprünglichen Lage gestoßenen Steinchen, einer kaum sichtbaren Einschärfung oder einer ganz unbedeutenden Abrutschung zu erkennen. Ich mußte allen Scharfsinn aufbieten, um sie zu entdecken, und so kamen wir nur Schritt um Schritt vorwärts. Endlich, nach über einer halben Stunde, kamen wir wieder auf erdiges Terrain, aber – ich blieb augenblicklich halten, denn ich erkannte die Hufeindrücke von nur zwei Pferden.
    „Halt!“ gebot ich; „berührt mir diese Ethar (Fährte) nicht!“ Ich stieg ab und maß. Der Krumir war doch endlich auf den klugen Gedanken gekommen, uns zu täuschen.
    „Was siehst du?“ fragte Mohammed er Raman.
    „Daß wir auf einer falschen Spur sind.“
    „Maschallah, du hast dich täuschen lassen!“
    „Ich werde nie getäuscht. Reitet einige hundert Schritte zurück! Ich muß diesen Felsen genauer untersuchen. Nur Achmed es Sallah mag hinter mir bleiben.“
    Dieses letztere verlangte ich, um den Glauben zu erwecken, daß der brave Achmed wirklich etwas von der regelrechten Verfolgung einer schwierigen Fährte verstehe.
    Ich bog rechts von der bisherigen Richtung ab, konnte aber trotz aller Sorgfalt nicht das Geringste bemerken. Ich ging also nach links hinüber und suchte. Meine Aufgabe war nicht leicht, da die Pferde der Verfolgten alle barfuß gingen. Hätten sie Eisen getragen, so wären genug sichtbare Eindrücke hinterlassen worden. Endlich, nach ziemlich langem Forschen, bemerkte ich, was ich suchte.
    „Achmed, komm näher!“ sagte ich. „Ich will einmal sehen, ob du eine Fährte entdecken kannst. Suche hier.“
    Er tat es, aber vergeblich.
    „Sihdi, ich sehe nichts. Der Felsen ist hart und glatt, daß kein Huf ein Zeichen zurückzulassen vermag.“
    „Und doch! Blicke hier hernieder. Was siehst du?“
    Er bückte sich und sah scharf hin.
    „Ein ganz wenig Mehl, wie von einem zermahlenen Steinchen.“
    „Richtig! Es war wirklich ein Steinchen, welches zermahlen wurde. Siehe genau hin, wie es zerrieben wurde. Geschah dies durch einen geraden Stoß von oben oder auf eine andere Weise?“
    „Es sieht aus, als ob das Steinchen dadurch zerrieben wurde, daß sich jemand mit der Ferse darauf drehte.“
    „So ist es. Es hat jemand darauf getreten und sich dabei auf der Ferse gedreht. Bei welcher Gelegenheit aber muß dies geschehen sein?“
    „Sihdi, wie kann ich das wissen, ich bin nicht dabeigewesen!“
    „Wenn jemand sehr vorsichtig und langsam vom Pferd steigt, so berührt er zunächst mit dem rechten Fuß die Erde, und indem er den linken aus dem Steigbügel zieht, um ihn auf den Boden zu setzen, wird sich der rechte ein wenig drehen, aber einen bedeutenden Druck ausüben, weil das ganze

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