Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Stunde war ich mir über sie im klaren.
    Von Dschebel Sebissa, an der algerischen Grenze, Tebessa gegenüber, zieht sich ein bisher noch wenig bekanntes Flußgebiet quer durch Tunesien bis zur Sebcha Sihdi el Hani, welche auch der See von Keruan genannt wird, im Osten des Landes. Mehrere, wenn auch unbedeutende Wasserläufe münden von Süden und von Norden her in dieses Gebiet, und einer der vornehmsten dieser Zuflüsse ist der Sufletwa, welcher am Dschebel Semeta entspringt, etwa vierzig Kilometer weit gerade nach Süden geht und dann unterhalb des Ortes Sbeitla oder Sufletwa nach Osten biegt. Wir fanden, daß der Krumir sich an dem rechten Ufer dieses Flüßchens immer abwärts gehalten hatte. Das war die Richtung nach dem Dschebel Margeba, an dessen Fuß eine Ferkah der Mescheer ihre Herden weidete. Auch dorthin hatten wir Boten gesandt, und es kam nur darauf an, wer eher ankam, er oder sie. Er hatte die besseren Pferde für sich, sie aber die gerade Richtung über den Tiuasch und die südwestliche Hochebene des Haluk el Melbila. Sie ritten jedenfalls die ganze Nacht, während er, um das Mädchen zu schonen, wahrscheinlich ein Lager nehmen mußte.
    Wir konnten unsere Pferde anstrengen und trotz der Aufmerksamkeit, welche ich auf die Spur zu verwenden hatte, in der Stunde über eine deutsche Meile zurücklegen. So kamen wir gegen Sonnenuntergang an dem östlichen Ausläufer der Semmema Amram vorüber und hielten, als es dunkel war, in der Nähe des Karawanenweges zwischen Sbeitla und Semela de Feraschisch an, um die Nacht vorüber gehen zu lassen.
    Bei Tagesanbruch saßen wir bereits wieder im Sattel. Es gab hier Grasland ringsumher, und darum waren die gestrigen Spuren des Krumirs noch zu erkennen. Zu meiner Verwunderung aber führten dieselben nicht nach Margeba, sondern rechts ab auf das Belad Aatasch zu. Es lag also in seiner Absicht, alle Stämme der Mescheer zu vermeiden und direkt zu den Hamema jenseits Sihdi Ali Ben Aun zu gehen. Es lag mir sehr daran, hierüber Gewißheit zu erlangen, besonders als ich, bei seinem Lagerplatz angekommen, bemerkte, daß er nur kurze Zeit ausgeruht hatte und bereits vor Mitternacht wieder aufgebrochen war. Er hatte dadurch seinen Vorsprung um wenigstens drei Stunden vergrößert.
    Mit anhaltender Eile vorwärtsstrebend, hatten wir das Flußtal von Aatasch bald erreicht, setzten über das seichte und nicht sehr breite Wasser und langten noch am Vormittag auf der Höhe der Nubaberge an. Von hier aus lief die Spur nach Südosten in die große Vorebene von ed Deban hinab, und nun war ich meiner Sache gewiß.
    Ich hielt an und stieg ab, um die Pferde einige Minuten ausruhen zu lassen.
    „Scheik Omar Altantawi“, fragte ich, „du weißt sicher, daß Jamar es Sikkit, der alte Scheik der Hamema, sich im Lager zu Sellum befindet?“
    „Ja.“
    „Wie lange brauchst du von hier aus, um das Lager zu erreichen?“
    „Man reitet wohl fünf Stunden, aber in der Not brauche ich nicht zwei.“
    „Und wie weit wird es von hier aus nach dem ersten Duar der Hamema sein, welches dort jenseits der Ebene bei Ben Aun liegt?“
    „Man reitet sieben Stunden; bei unserer Schnelligkeit aber erreichen wir den Ort ganz sicher in drei.“
    „Dieser Krumir ist hier links hinab nach Ben Aun; er befindet sich wohl bereits unter dem Schutz der Hamema, denn er hat wenigstens fünf Stunden Vorsprung, und unsere Boten können unmöglich bereits dort angekommen sein.“
    „Emir, so müssen wir rasch nach Sellum reiten und den alten Scheik holen!“
    „Das wollte ich ja auch sagen. Nur er kann uns helfen; aber wir müssen bis dahin den Krumir festhalten und beaufsichtigen. Zwei Mann nach Sellum sind genug. Nimm einen deiner Mescheer und reite hinüber, während wir andern hier weiter gehen. Wenn deine Zeitangaben richtig sind, so reitet man von Sellum bis Ben Aun höchstens sechs Stunden, und du kannst also mit dem Scheik bereits vor Sonnenuntergang wieder bei uns sein.“
    „O, Effendi, von Sellum nach Ben Aun geht ein sehr guter Karawanenweg. Wenn ich Jamar es Sikkit gleich finde, werde ich noch früher bei euch eintreffen. Sei guten Mutes! Die Hamema kennen meine zwei Männer, welche bei euch sind, sie werden sich nicht weigern das zu tun, was ihr von ihnen verlangt.“
    Er ritt mit seinem Mescheer nach rechts hinab. Wir gaben unsern Pferden einige Datteln und folgten darauf unserm Weg. Es ging alles so, wie ich es vermutet hatte; auch die Berechnung Altantawis stimmte, und kurz vor der Mittagszeit

Weitere Kostenlose Bücher