18 - Orangen und Datteln
Gewicht des Körpers auf ihm ruht. Ist dieser rechte Fuß nun zufälligerweise auf ein kleines Steinchen zu liegen gekommen, und besteht der Boden aus einem so harten Felsen wie dieser ist, so wird das Steinchen zerdrückt und zerrieben werden. Daraus folgt zunächst, daß einer der Reiter hier sehr vorsichtig und behutsam von seinem Pferd gestiegen ist. Warum aber behutsam, Achmed?“
„Damit der Huf des Pferdes dabei keine Spuren macht. Habe ich es erraten, Sihdi?“
„Ja. Es ist ganz derselbe Grund, wegen dessen der Reiter abgestiegen ist; er hat das Pferd erleichtern wollen, damit jeder Hufeindruck vermieden werde. Nun aber müssen wir erfahren, ob auch die andern abgestiegen sind.“
„Wie willst du dies erfahren?“
„Ich werde suchen.“
Ich forschte weiter und machte recht bald einen zweiten Fund: „Schau hier, Achmed, was ist das?“
„Eine Schlange, mit einem Messer in den Stein gezeichnet.“
„Nicht mit einem Messer, sondern entweder mit einer eisernen Lanzenspitze oder mit dem Fersenstachel. Die Hamema haben statt der Sporen eiserne Stachel, wie du gesehen haben wirst. Es ist einer hier abgestiegen und ausgeglitten; hierbei hat der Stachel den Boden geritzt. Oder der Mann hat die Spitze seiner Lanze während des Absteigens aufgestemmt und ist mit derselben ausgerutscht. So ist die Schlangenlinie entstanden. Zwei also sind vom Pferd gestiegen, folglich die übrigen wohl auch. Die Tiere sollten so leicht wie möglich auftreten können.“
Ich suchte weiter. „Sage den Männern, daß sie langsam folgen sollen!“
Ich folgte der jetzt eingeschlagenen Richtung weiter und gewahrte bereits nach fünf Minuten da, wo der Stein in weiches Erdreich überging, abermals die Spuren zweier Pferde. Nun erriet ich sehr leicht das Experiment des Krumirs und rief meine Begleiter herbei.
„Was hast du gefunden?“ fragte Ali en Nurabi.
„Daß der Krumir doch nicht so unvorsichtig ist, wie ich dachte“, antwortete ich. „Er hat sich sehr viel Mühe gegeben, uns in die Irre zu führen.“
„Hast du seine Spur verloren?“
„Nein. Seht euch einmal diese Gegend an! Der felsige Boden, welcher nun hinter uns liegt, geht hier in ein weiches Erdreich über. Die Grenze zwischen dem Stein und der Erde ist ziemlich scharf und geht hier links hinüber, indem sie einen weiten, halbkreisförmigen Bogen bildet. Um uns nun von sich abzulenken, ist Saadis el Chabir mit seinen Leuten vom Pferd gestiegen, damit die Tiere leicht auftreten konnten und möglichst jede Spur vermieden, hat sich längs dieser Grenze auf dem harten Boden hingeschlichen und von Zeit zu Zeit zwei seiner Reiter von sich abgeordnet. Auf diese Weise müssen vier verschiedene Fährten entstehen, von denen eine jede nach einer anderen Richtung geht. Entweder stoßen sie später wieder zusammen, oder der Krumir setzt mit Mochallah seinen Weg allein fort und hat sich von den andern gänzlich getrennt; in der Hoffnung, daß wir einer von ihren Spuren folgen werden und ihn also auf diese Weise entkommen lassen. Zwei Fährten habe ich bereits entdeckt; die beiden andern werden wir sicher auch bald sehen, wenn wir immer an der Grenze zwischen dem Felsen und dem lockeren Boden hinreiten. Es soll ihm nicht gelingen, uns zu betrügen. Kommt und folgt mir weiter!“
Ich ging voran und fand auch bald die dritte Fährte. Als ich mein Papier auflegte, fand es sich, daß sie nur von zwei Hamema herrührte. Jetzt war also nur noch eine Spur zu erwarten, und diese mußte nun dem Krumir angehören.
Während wir der jetzigen Richtung weiter folgten, sahen wir hinter uns vier Reiter auftauchen. Es war Omar Altantawi mit seinen drei Mescheern, welche sich als außerordentlich gut beritten zeigten. Nachdem sie begrüßt und über den Grund unseres langsamen Vorrückens unterrichtet waren, setzten wir die Suche fort.
Es dauerte lange, ehe ich endlich die gesuchten Hufeindrücke fand. Mein Papier paßte ganz genau in die Stapfen des einen Pferdes; dieses war die Milchstute gewesen, und um ganz sichergehen zu können, riß ich ein neues Blatt aus meiner Zeichenmappe, um mir auch von dem Falben eine genaue Abbildung der Hufe zu verschaffen.
Nun aber ging es mit verdoppelter Eile auf der neu entdeckten Fährte weiter, denn wir hatten eine nicht unbedeutende Zeitversäumnis einzubringen. Ich war begierig zu erfahren, welche Richtung der Krumir nun eingeschlagen haben würde, denn aus dieser Richtung konnten wir auf seine Pläne schließen. Nach Verlauf von kaum einer
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