Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
erblickten wir von fern den ersten Reiter, der auf die Nähe eines Duars schließen ließ. Bald gesellten sich mehrere und noch mehrere hinzu, die zu einer Truppe anwuchsen, welche uns im brausenden Galopp entgegenkam. Wir wurden von ihnen umringt. Ali en Nurabi ergriff das Wort: „Sallam aaleïkum! Zu welchem Stamm gehört ihr?“
    „Wir sind Hamema vom Ferkah Faran“, antwortete einer.
    „Wie heißt der Scheik dieser Ferkah?“
    „Jamar es Sikkit Ben Mulei Halefis Bukadani. Und ich bin Sar Abduk Ben Jamar es Sikkit, der Anführer dieser Männer.“
    „So bist du der Sohn des Scheik. Wir hören, daß er sich im Lager von Sellum befindet?“
    „Ihr habt recht gehört. Wollt ihr zu ihm?“
    „Wir wollen in euer Duar, um euch um Brot und Salz zu bitten.“
    „Wer seid ihr?“
    „Ich bin Ali en Nurabi, der Scheik der Rakba vom Ferkah Uëlad Sebira. Dieser Scheik ist Mohammed er Raman, der Anführer der Mescheer vom Dschebel Schefara; diese beiden Männer sind Emire aus dem fernen Frankistan, und die andern sind Mescheer, die uns begleiten.“
    „Ich kenne euch“, antwortete der Hamema stolz. „Ihr werdet weder Salz noch Brot mit uns essen, denn ihr seid die Feinde unserer Freunde.“
    „Du irrst. Wir kommen – – –“
    „Schweig!“ unterbrach ihn Sar Abduk mit drohender Stimme. „Du sagtest, daß du Ali en Nurabi seiest, der Scheik der Uëlad Sebira. Seid ihr nicht Feinde der Hamema Uëlad Mateleg, welche ihr auf der Karawanenstraße von Testur nach Kef bekämpfen wollt?“
    „Sie wollen die Kaffilah berauben, welche unter unserm Schutz steht!“
    „Wer hat sie in euren Schutz gegeben? Mohammed es Sadak Pascha! Ihr seid Knechte eines Pascha geworden und kämpft für elende Krämer mit eurem Blut, um noch elenderes Geld zu erlangen. Ihr seid unsere Feinde und wollt Brot und Salz mit uns essen! Ihr verfolgt unsern Freund und Bruder Saadis el Chabir und verlangt Gastfreundschaft von uns! Ihr wagt es sogar, zwei Giaurs aus Frankistan zu uns zu bringen, um uns, unsere Zelte, unser Duar, Weiber und Kinder zu verunreinigen! Allah verdamme diese ungläubigen Hunde! Ein guter Moslem speit vor ihnen aus und bindet sie an den – – –“
    „Speie aus, du Knabe!“ unterbrach ich ihn.
    Mit einem einzigen Satz meines Pferdes war ich an seiner Seite, faßte ihn beim Genick, riß ihn quer zu mir über den Sattel herüber und setzte ihm das Messer an die Kehle. Ließ ich mir eine so schwere Beleidigung gefallen, so wäre unsere Sache ein für allemal verloren gewesen. Im Nu hatten alle Hamema die Waffen zur Hand, aber auch meine Leute waren schußbereit. Mein Überfall war so schnell, so unerwartet und so kräftig geschehen, daß Sar Abduk sich in meiner Hand befand, ehe er nur daran denken konnte, sich zu wehren. Ich ließ ihn in die Spitze meines Messer an der Gurgel fühlen und sprach: „Wärst du nicht der Sohn des Scheik Jamar es Sikkit, den ich achte und verehre, so würde dich mein Messer an die Brücke es Ssirath (die Brücke, welche die Toten zum ewigen Gericht führt) jagen. Aber ich sage dir, redest du noch ein einziges Wort, welches mir nicht gefällt, so ist deine Seele dem Engel des Todes verfallen. Geh hin, und steige wieder auf dein Pferd!“
    Ich ließ die Hand von ihm, und er rutschte von meinem Pferd herab. Er stand da, ganz bleich vor Schreck, vor Scham und Grimm, und starrte mich wie abwesend an. Dann zog er seinen Dolch und drohte:
    „Was hast du gewagt, Fremder! Soll ich dich erstechen?“
    Ich hielt ihm den Revolver entgegen. „Du mich? Hat dir mein Messer nicht bereits an der Kehle gesessen? Erhebe die Hand, wenn du zu deinen Vätern versammelt sein willst! Es ist besser für dich und euch, wenn ihr in Frieden vernehmt, was wir von euch begehren, denn wir fürchten euch nicht, trotzdem ihr mehr seid als wir, und noch vor Untergang der Sonne wird Jamar es Sikkit von Sellum herüberkommen, um euch zu sagen, daß wir eure Gäste sind.“
    „Er kommt nicht!“
    „Er kommt, sage ich! Kennst du Omar Altantawi, den Scheik der Mescheer von Hadscheb el Aïn und Hamra Kamuda?“
    „Ich kenne ihn.“
    „Ist er euer Feind?“
    „Er ist unser Bruder.“
    „Nun wohl. Er ist mit uns gewesen und jetzt nach Sellum geritten, um Jamar es Sikkit, deinen Vater, zu holen.“
    „Sagest du die Wahrheit?“
    „Ein Emir aus Frankistan sagt niemals eine Lüge! Siehe diese beiden Mescheer vom Ferkah des Scheiks Altantawi! Kennst du sie?“
    Meine Furchtlosigkeit schien ihm zu imponieren, da er

Weitere Kostenlose Bücher