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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auch!“
    „Versucht's einmal! Eure Flinten liegen dort bei den Särgen. Wer Miene macht, die seinige zu holen, der bekommt meine erste Kugel, und dann hält das Zaubergewehr nicht eher mit Schießen ein, als bis ihr alle getroffen seid.“
    „Du bist der Scheïtan (Teufel) selbst, sonst hättest du keine solche Flinte und könntest uns nicht so furchtlos drohen!“
    „Wenn du das meinst, so beeile dich! Ich gebe euch nur so viel Zeit, als nötig ist, dreimal die Fatah zu beten, dann schieße ich!“
    „El kuwwe a'leija – die Gewalt ist gegen mich. Gott verbrenne dich! Ich werde mich mit meinen Leuten beraten!“
    „Und ich bete indessen dreimal die Fatah. Wenn ich zu Ende bin, trifft meine erste Kugel das Pferd, an welchem die beiden hängen, in den Kopf und die zweite dich!“
    Das Tier tat mir leid; aber ich sah voraus, daß ich es opfern mußte, um den Schiiten Schreck einzujagen und dadurch Blutvergießen zu vermeiden. Sie berieten sich wild gestikulierend halblaut miteinander, ich wartete vielleicht zwei Minuten und rief dann hinab:
    „Die Frist ist zu Ende, es geht los!“ Hierauf zielte ich nach dem Pferd und drückte ab. Es wankte einigemale herüber und hinüber und fiel dann nieder, um noch kurze Zeit mit den Beinen um sich zu schlagen. Dann richtete ich mein Gewehr auf den Anführer.
    „Battil – halt ein!“ schrie er, als er dies sah. „Wir werden die Hunde freigeben!“
    „Augenblicklich?“
    „Sofort!“
    „Mit ihren Pferden und allem, was ihr ihnen genommen habt!“
    „Verlangst du auch das?“
    „Ja, wenn ihnen das Geringste fehlt, hört ihr kein Wort mehr von mir, desto mehr aber Schüsse!“
    „Jil'an daknak, addak el hemm – verflucht sei dein Bart, und Unheil treffe dich!“
    „Fluche nicht, sondern beeile dich, sonst schieße ich doch! Die beiden Männer mögen dann ihren Weg schnell fortsetzen!“
    Was so ein Repetiergewehr bei solchen unwissenden und abergläubischen Menschen tut! Sie banden die Gefangenen los und gaben ihnen ihre Pferde. Wegen der übrigen Gegenstände gab es freilich ein längeres Gezänk, da dieselben schon verteilt worden waren; doch war nach meiner letzten Drohung höchstens eine Viertelstunde vergangen, so hatten sie alles beisammen und konnten weiter reiten. Ehe sie ihre Pferde in Bewegung setzten, rief der eine zu uns herauf:
    „la sejjid, ia weli en niam, Allah jebarik fik; Allah jesellimak – o Herr, o Wohltäter, Allah segne dich, Allah erhalte dich!“
    „Reitet fort; wir sehen uns wieder!“ rief ich ihnen zu. Dann machten sie sich schnell davon, und zwar im schnellsten Galopp, der ihren Pferden möglich war.
    Als wir glaubten, daß die beiden Geretteten weit genug fort seien, stiegen auch wir in unsere Sättel und ritten ihnen nach. Verfolgt wurden wir von den Schiiten nicht, und hätten sie es getan, so wären wir imstande gewesen, sie mit unseren Gewehren, welche viel weiter trugen als die ihrigen, von uns fernzuhalten.
    Die beiden Geretteten waren noch nicht am Horizont verschwunden; wir galoppierten hinter ihnen her. Als sie uns bemerkten, hielten sie an, uns zu erwarten. Der eine von ihnen, welcher vorhin zu uns gesprochen hatte, war besser gekleidet als der andere; er rief uns, noch ehe wir sie erreicht hatten, entgegen:
    „Ihr kommt uns nach? Darüber ist mein Herz erfreut, denn nun ist es mir möglich, euch besser Dank zu sagen, als es vorhin möglich war.“
    „Danke Gott und nicht uns!“ antwortete ich ihm. „Er war es, der uns zur rechten Zeit zu euch führte. Was wir getan haben, war nichts als unsere Pflicht, und für die Erfüllung einer Pflicht hat niemand Dank zu fordern.“
    „Das ist wahr; aber euer Pflichtgefühl brachte euch selbst in eine so große Gefahr, daß hundert andere sich vor derselben gefürchtet hätten. Nimm also meine Hand. Sihdi, und sage mir, wie ich dir wieder dienen kann!“
    „Deine Hand ist mir willkommen; hier ist die meinige. Hattet ihr denn diese Perser beleidigt?“
    „Nein. Sie sind keine Perser, sondern aus der Gegend von Suleimania, welches noch diesseits der Grenze liegt. Wir trafen auf sie, grad als sie, die uns entgegenkamen, lagern wollten. Wir grüßten und wollten an ihnen vorüber; da hielten sie uns an, weil sie glaubten, daß wir Sunniten seien. Als ich ihnen sagte, daß ich ein Parsi bin, wurde ihr Haß noch größer als vorher, und sie bemächtigten sich unser, um uns für den Tod ihres Hussein sterben zu lassen.“
    „Wo kommt ihr her?“
    „Aus Bagdad. Mein Vater ist

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