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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hieb, ich stürzte zu Boden und verlor die Besinnung.
    Wie lange ich ohnmächtig gewesen war, weiß ich nicht; als ich erwachte, umgab mich tiefe Dunkelheit; im Kopf hatte ich eine Empfindung, als ob derselbe ein hohler Kürbis sei, in welchem Millionen Fliegen summten. Durch dieses Summen tönten wie aus weiter Ferne menschliche Stimmen. Ich lag, an Händen und Füßen gebunden, an der Erde. Als ich mein Gehör anstrengte, wurden die Stimmen nach einiger Zeit deutlicher; ich glaubte diejenige meines Halef zu erkennen.
    Da wurde es licht. Einige Männer erschienen, von denen einer eine tönerne Öllampe in der Hand hatte. Sie traten zu mir. Als sie sahen, daß ich die Augen offen hatte, sagte der Lampenträger:
    „Allah sei Dank; der Hundesohn lebt; ich habe ihn also nicht erschlagen!“ Und sich zu mir wendend fuhr er fort: „Du bist Kara Ben Nemsi, der uns damals im Tal der Stufen überlistet hat; heute haben wir dich übertölpelt. Wir gehören nicht zu den Alabeïden, welche Allah verbrennen möge, sondern wir sind Abu Hammed, denen du damals so großen Schaden zugefügt hast. Du wurdest zu uns gelockt, und dein Hirn war schwach genug, zu glauben, daß wir Alabeïde seien. Ihr habt damals unseren Scheik Zedar Ben Huli getötet; nun bleibt ihr hier liegen, bis unsere Krieger zurückkommen, welche um der Blutrache willen eure Seele von euch nehmen werden!“
    Er versetzte mir einen Fußtritt und entfernte sich dann mit den anderen. Im Schein des kleinen Lichtes hatte ich gesehen, daß ich mit meinen Gefährten im Inneren eines Zeltes lag; sie waren ebenso gefesselt wie ich; sie hatten vorhin miteinander gesprochen, und infolge der beiden Hiebe, durch welche ich niedergeworfen worden war, hatte ich ihre Stimmen wie aus weiter Ferne gehört.
    Als wir wieder allein waren, erkundigte ich mich nach den Verhältnissen. Mich hatte man für den Gefährlichsten gehalten und also niedergeschlagen; die anderen waren niedergerissen und bewältigt worden. Als wir dann gebunden worden waren, hatte man unter Geschrei und Geheul einen Freudentanz um uns aufgeführt, uns mit Händen und Füßen geschlagen und gestoßen, angespuckt und dann in dieses Zelt geschleift, vor welchem jetzt zwei Wächter saßen.
    „Daran bin ich schuld, Sihdi“, gestand Halef. „Ich hätte nicht so schnell sagen sollen, wer wir sind!“
    „Das ist wahr; Vorwürfe nützen zu nichts. Ich bin ebenso unvorsichtig gewesen wie du. Man hat uns natürlich ausgeraubt?“
    „Nein. Als einige Miene machten, uns die Taschen zu leeren, verbot es der Stellvertreter des Scheiks. Er meinte, dies dürfe erst geschehen, wenn die Krieger zurückkehren.“
    „Er hat gewußt, daß alles bald verschwinden würde, während nur der Scheik den Raub zu verteilen hat. Das ist gut für uns. Aber unsere Waffen?“
    „Die hat man uns freilich abgenommen und in das Zelt des Scheiks geschafft.“
    „Weißt du, welches Zelt dies ist?“
    „Nein. Ich hörte aber sagen, daß sie dort aufbewahrt werden sollten.“
    „Hm! Du liegst neben mir. Wie sind dir deine Hände gebunden?“
    „Vorn.“
    „Ich habe die meinigen auf dem Rücken. Kannst du deine Finger bewegen?“
    „Ja.“
    „So rutsche näher, und versuche einmal, ob du mir die Knoten aufknüpfen kannst! Man merkt es, daß wir es mit unerfahrenen Leuten zu tun haben. Hätten sie uns einzeln eingesperrt, so könnten wir einander nicht helfen.“
    Halef folgte meiner Aufforderung; es ging schwer und langsam, aber nach einer halben Stunde hatte ich die Hände frei.
    „Nun binde auch mich und die anderen los!“ forderte er mich auf.
    „Fällt mir nicht ein! Das wäre die größte Torheit, die ich begehen könnte! Binde mir vielmehr die Hände wieder zusammen. Es war einstweilen ein Versuch. Hörst du den Lärm da draußen! Man ist noch viel zu munter. Später werde ich sehen, ob und wie wir fort können. Jedenfalls aber gehe ich nicht, ohne mein Gewehr wieder zu haben.“
    „Und meinen Packsattel!“ flüsterte der Parsi angelegentlich.
    „Warum diesen?“
    „Weil mein Geld im Polster desselben versteckt ist. Sag mir, o Sihdi, würden diese Abu Hammed uns töten?“
    „Ohne Gnade und Barmherzigkeit!“
    „Du meinst aber, daß wir fliehen können?“
    „Ich hoffe es.“
    „Allah sei gepriesen! Daran sind nur meine beiden Talismane schuld. Ich habe es dir gesagt, daß sie uns aus jeder Not erretten werden!“
    Ich schwieg. Er kannte meine Meinung bereits. Was hätte ich nur noch sagen sollen!
    Wir warteten. Die Zeit

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