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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die man mit der Peitsch' versohlen möcht'! Da hat man sich einmal auf aan ordentlich Gebalg gefreut und steht nun da und leckt das Maul wie die Katz, die den Vogel nit bekommt. Aber sobald ich diese Gum wieder ertapp', nehm' ich gar kaan Gewehr, sondern schlag gleich mit den Fäusten drein!“
    Da öffnete sich der Vorhang meines Zeltes, und es kam ein Kopf zum Vorschein, der sich höchst vorsichtig nach dem Stand der Dinge umschaute; dann schob sich ihm ein langer Körper nach, welcher sich mit einem raschen Sprung mitten unter die jubelnden Araber schnellte. Es war Hassan, der sich beim Nahen der Feinde verkrochen hatte.
    „Hamdullillah, Preis sei Gott, der uns Macht gegeben hat wider unsere Feinde!“ brüllte er über die Stimmen der andern weg. „Wir haben sie empfangen wie die Helden, und sie sind geflohen wie die Memmen. Unsere Augen haben sie erschreckt, und ihre Beine sind vor unserer Kühnheit davongelaufen. Sie haben Hassan el Kebihr gesehen und sind erschrocken; sie haben Djezzar-Bei, den Menschenwürger, erblickt und heulten vor Angst. Seine Kugel ist in ihr Herz gedrungen, und sein Messer hat ihre Kehle zerschnitten. Nun liegen sie tot am Boden; Ehre sei Allah, und Preis und Ruhm erschalle Hassan el Kubaschi vom Ferkah en Nurab!“
    „Willst wohl gleich ruhig sein, du Feigling vom Ferkah Hasenfuß!“ antwortete ihm der grimmige Josef Korndörfer. „Wer hat denn dort im Zelt gesteckt? Ich hab's halt wohl gesehen, daß du hineingekrochen bist, du Angst-Bei und Ma-el-Zat-Würger!“
    „Welcher Frosch ist es, der hier quakt?“ fragte der Kubaschi stolz. „Ist es nicht ein Franke, welcher für wahr hält, was el Kitab-el-Mukaddas (die heilige Schrift) sagt? Ich aber bin ein Moslem, der nach dem Koran betet. Weißt du nicht, daß Adam an einem Freitag erschaffen wurde? Sein Weib aber wurde am Sonnabend gemacht, der auch dein Geburtstag ist, du Weib, du Sohn eines Weibes und Vetter einer Weibestochter. Hast du schon einmal gehört, daß die Kubabisch sich verkriechen? Habe ich nicht zehn Räuber erschlagen, als du dich hinter meinem Rücken verstecktest, Giaur?“
    Das war dem braven Staffelsteiner denn doch zu viel. Er sprang auf den Kubaschi zu, um ihn für diese Unwahrheit zu bestrafen; dieser aber wich mit einem mächtigen Satz zurück und eilte hinter das nächste Zelt, wohin ihm der erzürnte ‚Vetter einer Weibestochter‘ augenblicklich folgte. Er mußte den großen Hassan dort ergriffen haben, denn es ließen sich jene wohlbekannten Töne vernehmen, welche eine kräftige flache Hand auf der menschlichen Wange hervorzubringen pflegt. Nach einigen Minuten kehrte er höchst befriedigt zurück; Hassan folgte erst nach einiger Zeit. Er trat, sich den Bart reibend, zu mir.
    „Sihdi, du bist weise und gerecht. Was hat ein Ungläubiger verdient, der einen Gläubigen schlägt?“
    „So viele Streiche, als er selbst gegeben hat. Gehe hin und gib sie ihm!“
    „So gebiete ihm, daß er stillhält!“
    „Hast auch du stillgehalten?“
    „Nein; ich habe mich tapfer gewehrt, wie es einem Uëlad Arab geziemt.“
    „So darf er sich auch wehren, wie es einem Uëlad German geziemt.“
    „So befiehl, daß ein anderer ihm die Streiche gibt! Ich habe es nicht zu tun, denn ich bin kein Henker, der das Gesetz erfüllt.“
    „Heißt nicht Djezzar Henker, und du selbst nennst dich Djezzar-Bei, den Obersten der Henker? Geh hin, gib sie ihm; es bleibt dabei!“
    „Du bist ein strenger Richter, Sihdi; ich aber bin gnädig und barmherzig und werde ihm die Strafe schenken, denn meine Hand würde so schwer auf ihn fallen, daß sie ihn zermalmte!“
    Er trat in seiner stolzesten Haltung zurück.
    Wir konnten für den übrigen Teil der Nacht nichts weiter gegen die Räuber unternehmen, stellten also die nötigen Wachen aus und begaben uns dann zur Ruhe. Vorher aber saß ich mit Emery beisammen, um unsere bisherigen Erlebnisse auszutauschen und einen Plan für unser morgiges Verhalten festzustellen.
    Er war für die augenblickliche Verfolgung der Gum, ich aber schlug vor, nach dem Bab-el-Ghud und von da nach El Kasr zu gehen, welches die Räuber sicher auch aufsuchen würden. Er stimmte schließlich bei, da ihm ja ebenso wie mir daran liegen mußte, Rénald so bald als möglich Hilfe zu bringen. Die Männer der Kaffilah, welche die toten Räuber sofort ausgeplündert hatten, waren durch unsern Sieg in eine mutige und entschlossene Stimmung versetzt worden und daher bereit, uns zu folgen.
    Die Zeit bis zum Morgen

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