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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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andere?“
    „Tot.“
    Ich erzählte ihm in Kürze das Wissensnötige.
    „Kerl, du hast wirklich ein ganz unmenschliches Glück!“ räsonierte er, als ich zu Ende war. „Vorwärts, ich muß mir meinen dritten holen, und das weitere werden wir dann sehen!“
    „Wie stark ist die Gum!“
    „Heut früh dreiundvierzig; jetzt fünf davon ausgelöscht, bleiben achtunddreißig.“
    „Wo ist deine Begleitung?“
    „Ganz in der Nähe. Ich umkreise die Gum und stoße dann zu ihr. Jeder Posten, auf den ich treffe, stirbt.“
    „Warum nur die Posten? Wenn du willst, bekommen wir heut die ganze Gum.“
    „Well, so werde ich wollen!“
    „Komm!“
    Ich schritt noch eine kurze Strecke vorwärts und blieb dann stehen. Befand sich eine Wache in der Nähe, so stand zu erwarten, daß sie auf das verabredete Zeichen antworten werde. Ich hielt die Hände an den Mund und ließ das tiefe ‚Ommu ommu‘ der Hyäne erschallen.
    Ich hatte mich nicht geirrt, denn gar nicht weit vor uns ertönte der gleiche Ruf.
    „Bleib hier!“ bedeutete ich Emery und ging dann weiter. Ein Araber kam mir langsam entgegen.
    „Wo ist der Hedjahn-Bei?“ fragte ich ihn.
    „Du bist der Khabir?“ entgegnete er.
    „Ja“, antwortete ich.
    „Hüte dich vor dem Behluwan-Bei! Hast du nicht seine Schüsse gehört?“ fragte er.
    „Ich habe sie gehört und ihn gesehen; er mordete drei Männer von der Gum, bei denen ich stand. Sag es dem Bei. Ich muß ihn sprechen.“
    „Warum läßt du die Kaffilah an einem falschen Ort halten?“ forschte er jetzt.
    „Kann ich sie dahin führen, wo der Behluwan-Bei ist?“
    „Du hast recht. Warte hier!“
    Er ging und kehrte nach kurzer Zeit zurück. Ich hatte das erwartet. Er begann:
    „Sage mir den Weg zur Kaffilah. Wenn sich der Würger nicht mehr hören läßt, wird die Gum kommen.“
    Ich deutete mit der Hand die Richtung an und sagte:
    „Dort halten wir, zwanzigmal so weit als deine Flinte trägt.“
    „Wieviel Männer zählt die Kaffilah?“
    „Siebzehn, von Durst und Anstrengung ermattet.“
    „Du hast mit dem Mudir gesprochen?“
    „Ja. Die Kugel des Würgers tötete ihn mit den beiden andern an meiner Seite.“
    „So sage Allah Preis und Dank, daß du entkommen bist. Kehre zurück und wache, damit du es hörst, wenn wir kommen!“
    Dieser Posten mußte ein neues Mitglied der Bande sein, da er den Khabir nicht kannte. Ich ging zu Emery zurück und folgte ihm seitwärts zwischen die Dünen. Dort hielten seine Mehara, von seinem Diener und dem Führer bewacht. Ich führte sie zur Kaffilah, wo man die Schüsse gehört hatte und deshalb in Sorge um mich gewesen war.
    „Hamdullillah, Gott sei Dank, Sihdi, daß du kommst!“ meinte der große Hassan. „Ich hörte fünf Schüsse und glaubte, der Hedjahn-Bei habe dich fünffach getötet.“
    „Sihdi Emir, der Behluwan-Bei!“ rief der Tebu, als er den Engländer erblickte.
    Sämtliche Männer der Kaffilah schauten bei diesem Ruf mit ehrfurchtsvoller Scheu auf die hohe Gestalt des ‚Englishman‘.
    „Ja, ihr Leute, dieser Sihdi ist der Behluwan-Bei, dessen Kugel die Gum beinahe aufgefressen hat. Sie wird kommen, uns zu überfallen; macht euch bereit, sie zu empfangen!“ befahl ich.
    Diese Nachricht brachte eine bedeutende Aufregung hervor. Die bis an die Zähne bewaffneten Araber gebärdeten sich wie Schafe, die den Wolf erwarten, und nur durch eine possierliche Vermittlung des Kompasses gelang es mir, ihnen etwas Mut und Selbstvertrauen einzuflößen. Niemand zeigte sich über ihr Verhalten so entrüstet wie Hassan.
    „Allah akbar, Gott ist groß; er gibt dem Mutigen ein Herz und dem Helden eine Faust“, donnerte er sie an. „Ihr aber seid wie die Flöhe, die vor jedem Finger davonspringen. Habe ich euch nicht gesagt, daß ich Hassan el Kebihr heiße und Djezzar-Bei, der Menschenwürger, bin? Nun wohlan, warum fürchtet ihr euch denn? Fürchtet euch doch vor mir, aber nicht vor den Räubern, deren Fleisch ich essen und deren Blut ich trinken werde wie Merissa und Wasser mit Zibib gewürzt.“
    „Halt den Mund!“ warnte ihn der Staffelsteiner. „Du selbst bist der richtige Zibib, und die Gum wird dich verschlingen und nix von dir übriglassen als dein großes Maul, das zehntausend Männer nit hinunterbringen. Wenn das Geschieß losgeht, werd' ich wohl sehen, wo du steckst!“
    „Schweig!“ brauste ihn der Geschmähte an. „Ich bin ein Kubaschi en Nurab, du aber bist nur Jussef Ko-er-darb, und deine Väter haben denselben Namen wie du. Weißt

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