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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verging ohne Störung; dann brachen wir auf.
    Es kommt vor, daß das Kamel des Wüstenreisenden an einer Stelle, die ihm nichts Auffälliges bietet, halten bleibt und nicht von ihr wegzubringen ist. Steigt er dann ab, um sie zu untersuchen, so entdeckt er eine Feuchtigkeit des Sandes, welche immer größer wird, je weiter er gräbt, bis er endlich in die Tiefe von einigen Fuß auf Wasser stößt. Der wilde Tuareg hält solche Brunnen sehr geheim. Er breitet über das Wasser ein Fell, welches er sorgfältig mit Sand bedeckt, so daß die Stelle von ihrer Umgebung nicht zu unterscheiden ist. Sie bietet ihm die Möglichkeit, in der Verborgenheit auszuharren, so lange es ihm beliebt, und von ihr aus seine Streifzüge zu unternehmen, von denen er immer wieder zu ihr zurückkehrt.
    Einen solchen Brunnen fanden wir. Unsere Tiere konnten sich erfrischen; und da uns gestern die Erbeutung der Kamele in den Stand gesetzt hatte, die Lasten zu verringern, so hatte unser heutiger Ritt die wünschenswerte Schnelligkeit, und wir erreichten das Bab-el-Ghud kurze Zeit nach dem Einbruch der Nacht.
    Die Dünen waren immer wirrer geworden, und die Kamele hatten beinahe bis an die Knie im heißen Sand zu waten gehabt; hier aber am Bab-el-Ghud trafen wir auf ein Chaos von Fels und Sand, dessen Unheimlichkeit die Dunkelheit der Nacht nur zu erhöhen vermochte. Von Westen her drang der Sandozean in hochgehenden Wogen an die Steinmasse der Serir, und wie eine fürchterliche Brandung, die der Befehl eines mächtigen Geistes mitten in ihrer größten Erregung fest gebannt hatte, brachen sich die Dünen an den schroffen Klippen der Steinwüste, die sie nicht zu überfluten vermocht hatten. Erst der Tag konnte uns die Einzelheiten dieses Kampfes zwischen Sand und Fels zur Anschauung bringen. Und selbst in dieser Wildnis hatte der gütige Gott für einen der oben beschriebenen Brunnen gesorgt. Der Tebu hatte ihn entdeckt und führte uns zu ihm. Wir schlugen bei ihm unsere Zelte auf.
    Am andern Morgen suchten wir das Bab-el-Hadjar, den schauerlichsten Teil des Bab-el-Ghud. Es trug seinen Namen ‚Thor der Steine‘ mit vollem Recht.
    Hatten hier in der Wüste, hier an dieser Stelle die Titanen der Vorzeit die Felsen aufeinandergetürmt, um Jupiters Himmel zu stürmen? Oder hatten hier Giganten eine Burg erbaut, deren Zinnen zwischen den Sternen funkelten, an die aber doch die Jahrtausende getreten waren, um die Mauern in der Wüste zu zerstreuen und nur das Portal stehen zu lassen, unter welchem wir hielten wie Zwerge unter dem Bogen eines riesigen Domes? Zwei mehrere hundert Fuß starke Säulen, aus mächtigen Felsblöcken errichtet, stiegen himmelan und neigten sich hoch oben einander zu, so daß sie in ihrer Vereinigung einen Spitzbogen bildeten, den keine menschliche Hand in dieser Weise errichten konnte. Die einzelnen Steine waren vom Zahn der Zeit vielfach zerfressen und zernagt; es schien, als ob einer kaum den andern halten könne, und dennoch sah man es dem Ganzen an, daß es seine jetzige Festigkeit noch manches Jahrhundert hindurch behalten werde.
    Das war das Bab-el-Hadjar, durch welches wir unsern Weg nach El Kasr, der Mitteilung des Khabir zufolge, suchen mußten.
    Wir ritten scharf nach Osten. Die Sandwüste hörte nach und nach auf und machte einer jener Steinebenen Platz, welche, weil sie mit wirren Felsblöcken übersät sind, von dem Araber mit dem Namen ‚Warr‘ bezeichnet werden. Hier hemmte uns die Tiefe des Sandes nicht mehr, und darum kamen wir heute noch schneller vorwärts als gestern. Das Terrain schien anzusteigen, und gegen Abend sahen wir einen Höhenzug vor uns, dessen aus Dschir (Gips, Kalk) gebildete Massen uns im Licht der sich neigenden Sonne entgegenglänzten.
    „Das muß der Dschebel-Serir sein, von dem der Khabir gesprochen hat“, sagte ich.
    Emery nickte.
    „Well; die Zeit stimmt.“
    Wir ritten weiter und kamen den Bergen näher. Jetzt zog ich mein Rohr hervor. Bothwell tat dasselbe.
    „El Kasr!“ meinte er nach einer Weile, indem er mit der Rechten grad auf die Mitte des Höhenzuges deutete, der sich in Form eines Hufeisens vor uns ausbreitete.
    Auch ich hatte das hohe Gemäuer erkannt, welches sich dort erhob. Es waren allem Anschein nach die fensterlosen Ruinen eines burgähnlichen Gebäudes, welches vor langen, langen Zeiten dort errichtet worden war, ein neuer Beweis dafür, daß manche Teile der Wüste früher nicht so menschenleer waren wie heute, wo die Kultur den unterbrochenen Kampf mit der

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