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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bald am das Ziel zu kommen anjelangt.“
    Auch der Engländer, welcher wortlos neben uns geritten war, hatte bereits die weißen Zelte bemerkt, welche zerstreut auf der Ebene lagen.
    „Sind dies die Uëlad Sebira, Sir?“ fragte er mich.
    „Wenigstens eine Abteilung von ihnen. Sie gehören zu dem großen Stamm der Rakba, welcher unter Umständen weit über zehntausend Krieger zu stellen vermag.“
    „Tapfere Kerls?“
    „Ja, wie man hört.“
    „Räuber?“
    „Hm! Der Beduine ist an allen Orten und zu allen Zeiten mehr oder weniger das, was man einen Räuber nennt.“
    „Well! So wird es wohl ein Abenteuer geben?“
    „Das müßten wir abwarten.“
    „Will eins haben; verstanden Sir? Mit Euch erlebt man andere Dinge als mit diesem Kolonel der Leibwache, mit dem man nicht einmal reden kann. Ich gehe nicht wieder von Euch fort.“
    „Ihr seid mir willkommen.“
    „Welche Route habt Ihr vor, Sir?“
    „Ich will über Kef nach der Ebene der berühmten Uëlad Ayar und von da über die Berge von Melbila und Margela nach den großen Duars von Feriana, um dann nach Gafsa, Seddada, Toser und Nefta am Schott el Dscherid zu gehen. Auf dem Schott mußte ich vor Jahren beinahe einmal mein Leben lassen, und ich möchte mir die Stelle gern noch einmal betrachten.“
    „Zounds! Ein Abenteuer? Erzählt es!“
    „Jetzt ist keine Zeit dazu. Seht, man hat uns bereits bemerkt und kommt uns entgegen.“
    Zwischen den Zelten weideten zahlreiche Schafe, Pferde und Kamele, vor jeder der weißen Sommerwohnungen aber war eine Lanze in den Boden gestoßen, an welcher das Leibpferd des Besitzers gebunden war. Bei unserem Erscheinen wurden die Lanzen herausgezogen und die Pferde bestiegen. Es bildete sich ein Trupp von gegen achtzig Kriegern, der uns entgegengesprengt kam. Die Männer stießen ein lautes, herausforderndes Geschrei aus, schwangen die Lanzen und schossen ihre langen Flinten ab. Sir David Percy griff nach seiner Büchse und lockerte auch die Pistolen.
    „Thunder-storm! Sie verhalten sich feindlich. Endlich einmal ein Kampf, ein Abenteuer!“
    „Freut Euch nicht zu früh! Sie sehen ja, daß wir nur sieben Personen sind und also keine unfreundlichen Absichten haben können. Sie werden uns nach arabischer Sitte mit einer kriegerischen Fantasia empfangen; von Kampf aber ist keine Rede.“
    „Dull, extremely dull – dumm, außerordentlich dumm!“ brummte er.
    Ich wandte mich an Krüger-Bei: „Sind Sie sicher, in Ihrer Uniform hier gastlich aufgenommen zu werden?“
    „Ja. Die Rakba sind unsere Freunde. Sie haben die Karawanenstraße zu bewachen, welche vom Tunis über Testur, Nebör und Kef nach Konstantine jeht, und bekommen dafür Jeschenke. Wir haben von sie nichts zu befürchten. Dieser Scheik Ali en Nurabi kennt mir übrigens sehr gut, denn er war schon einmal bei mir im Tunis gewesen. Er wird sich freuen, mir jesund wiedersehen jedurft zu haben; darauf können Sie Ihnen verlassen. Und wenn ich Sie ihn als Landsmann vorstelle, so wird er geneigt sein, davon sehr angenehm berührt werden zu können. Dort kommt er an die Spitze von seine Eskadron. Er hat mir bereits erkannt. Bitte, wir wollen in Galopp auf ihm anrennen, denn dat ist diejenige arabische Sitte, welche bei dem Arabern jebräuchlich zu sein jenannt zu werden verdienen muß!“
    Wir flogen einander in gestreckter Karriere entgegen, wobei von beiden Seiten durch Schießen und Schreien ein bedeutender Lärm verursacht wurde. Es hatte den Anschein, als ob wir zusammenrennen würden, aber gerade im letzten Moment vor dem Zusammenprall warf ein jeder sein Pferd herum und ließ das Spiel von neuem beginnen. Zwar nimmt sich dies ganz prächtig aus, aber die Pferde werden dabei ganz außerordentlich in den Häksen angegriffen, und es ist nichts Seltenes, daß ein Tier daran zugrunde geht. Wir jagten im Scheingefecht durch das von Frauen, Greisen und Kindern belebte Lager und sprangen endlich vor einem Zelt ab, dessen Größe und Ausschmückung uns erraten ließ, daß es dem Scheik gehöre. Die Männer bildeten einen Halbkreis um uns. Bis jetzt war kein Wort der Begrüßung gefallen, jetzt aber trat Ali en Nurabi auf den Anführer der Leibmameluken zu und reichte ihm die Hand.
    „Die Wüste freut sich des Regens und der Ibn es Sahar seines Freundes. Marhaba – du sollst willkommen sein. Tritt ein in das Zelt deines Bruders und siehe, wie lieb er dich hat!“
    Der Scheik war ein echter, dünn bebarteter Beduine in den reifen Mannesjahres. Er hatte das

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