18 - Orangen und Datteln
langweiligen Weltteil!“
Er reichte mir die Hand entgegen, die ich ihm herzlich drückte.
„Langweilig?“ fragte ich. „Warum?“
„Hm! Kam herüber, um Löwen zu schießen, Tiger, Nashörner, Elefanten, Flußpferde. Habe noch nichts gesehen als Wüstenflöhe, Eidechsen und diese Ziegen da. Langweiliges Land, hm!“
„Ich finde es nicht langweilig.“
„Ja, Sir, mit Euch ist es anders. Ihr dürft nur hintappen, wo Ihr wollt, da gibt es Abenteuer; ich habe kein solches Glück. Well! Werde mich Euch wieder anschließen müssen, wie da drüben in old East-Indians.“
„Sollte mir recht und lieb sein, Sir. Aber wollt Ihr mich nicht diesem Gentleman vorstellen? Ich habe ihm meinen Namen noch nicht genannt.“
„Yes, soll geschehen!“
Er machte eine seiner kolossalen Armbewegungen und stellte mich dem Anführer der Leibgardisten vor. Dann fügte er hinzu: „War ein guter Schuß, Sir. Könnt nicht dafür, daß Ihr diesen Vogel getroffen habt. Soll ein Falke sein, ist aber wohl nur ein Thistle-finch (Stieglitz) oder eine Goose (Gans) gewesen. War schlecht geschult, hatte kein Geschick, nahm die Gazelle nicht oberhalb der Augen, sondern an der Kehle, mußte also von Eurer Kugel getroffen werden. Well!“
„Sie haben Ihnen einander bereits jekannt?“ fragte Krüger-Bei.
„Ja. Wir haben miteinander ein gutes Teil von Indien durchstrichen“, antwortete ich ihm.
„Maschallah, hole mir der Jukuk, dat ist zum Erstaunen! Haben sich im Indien jekannt und tun sich hier im Tunis wieder treffen! Ich bin ein juter Moslemit, aber dat ist mich schon mehr als Kismet; dat ist ein Zufall, der mich zu denken jibt. Schade, daß Ihnen Ihr Freund jar nicht deutsch und nur janz wenig arabisch reden kann; et ist da janz unmöglich, ihm mit sich zu unterhalten.“
„Wo sind Sie mit ihm zusammengetroffen?“
„Er hat sich mir im Tunis vorstellen lassen und ist dann mit mich nach el Bordsch (kleine, im Viereck gebaute Festung) jegangen, was jar nicht weit von hinnen liegt. Ich mußte mit den Achordar (Stallmeister) hin, um Pferde einzuhandeln. Heut wollten wir jagen, und das Nützliche mit das Anjenehme zu befriedigen, werden wir jetzt noch hinüber nach Seraïa bent reiten, was auch zuweilen Mosole jenannt zu heißen wird.“
„Nach Seraïa bent?“ fragte ich erfreut.
„Ja, der Scheik Ali en Nurabi lagert dort, der einige prächtige Pferde haben soll, die er mir zeigen muß.“
„Prächtig! Wir reiten zusammen. Aber wie steht es mit die Jasellen, he?“
„Die gehören natürlich Ihnen. Wegen des Schahihn aber dürfen Sie mir nicht zürnen. Er war schlecht dressiert und stieß im unrechten Augenblick. Hätte er das Wild an der richtigen Stelle genommen, so wäre ihm kein Leid geschehen.“
„Schadet nichts. In Ejypten werden mehr jefangen. Der Bei bekommt von dem Vizekönig öfters welche jeschickt. Aber die Jasellen, welche Ihnen Ihr Jewehr jetroffen hat, die gehören Sie, das tue ich nicht anders. Sehen Sie, da kommen noch zwei Sais (Reitknechte) von mich, die haben jeder einen Falken und eine Jaselle aufjeladen, die von mich bereits erlegt zu werden jeworden sind. Ich habe also Fleisch jenug.“
„Gut, so danke ich herzlich und werde mit den Tieren dem Scheik Ali en Nurabi ein Geschenk machen.“
„Richtig! Janz praktisch! Was mir betrifft, so werde ich die Leute zurückschicken, welche mich überflüssig sind.“
Der Gepard war unterdessen wieder mit der Kappe versehen worden. Einer der Männer nahm ihn hinter sich auf das Pferd und kehrte mit den Reitknechten nach el Bordsch zurück. Von den andern Begleitern des Obersten der Leibwache wurde die mir überlassene Jagdbeute aufgeladen, und dann wandten wir uns der im Osten aufsteigenden Talwand zu. Sie war nicht sehr schroff und hoch und ließ sich leicht ersteigen, da eine Art von Weg hinauf zur Höhe führte. Oben fanden wir eine kleine, baumlose Ebene, hinter welcher das Terrain sich abermals erhob. Dort gab es wieder Busch und Wald, und da jetzt die Sonne im Zenit stand, so wurde beschlossen, eine kurze Rast zu machen.
Die Unterhaltung, welche seit unserm Aufbruch etwas ins Stocken geraten war, wurde jetzt wieder lebhaft. Lord Percy war schweigsamer Natur, aber Krüger-Bei wollte viel und alles wissen.
Ich mußte ihm von der Heimat erzählen, von meinen Reisen, von allem möglichen, und als wir wieder aufbrachen, klopfte er mir auf die Schulter und meinte: „So wohl wie jetzt ist mich's selten jewesen, bei Allah, hole mir der Jukuk! Ich sage
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