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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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redest, Scheik Ali en Nurabi? Ist es hier am Dschebel Gwibub eine Ehre, ein Pferdedieb zu sein? In dem Land, da ich geboren wurde, ist es eine Schande. Hätte ich nicht das Salz mit dir gegessen, so säße dieses Eisen dir bereits im Herzen. Ich bin kein Inglis und kein Franzesli, sondern ein Nemtsche, ein Deutscher. Sei in Zukunft vorsichtiger, wenn du mit einem Deutschen sprichst!“
    Auch seine Augen leuchteten. Wäre ich sein Gast nicht gewesen, so hätte es sicher eine Messeraffaire gegeben. Jedoch er bezwang sich und fragte: „Hat dein Hengst ein Geheimnis?“
    „Jedes Pferd von reinem Blut hat ein Geheimnis; auch er hat es.“
    „Kennst du es?“
    „Ich kenne es.“
    „So verzeihe mir! Kein Mann verrät das Geheimnis seines Pferdes; nur erst auf dem Totenbett entdeckt er es seinem Erben. Wer das Geheimnis seines Pferdes kennt, der hat sein Tier gewiß ehrlich erworben. Aber wenn dir der Scheik der Haddedihn diesen Koheli-Hengst schenkte, so mußt auch du ein großer Scheik oder Emir sein!“
    „Er war mein Freund, das ist genug für jetzt. Vielleicht erzähle ich dir am Abend, wie ich zu dem Pferd gekommen bin.“
    „Und du glaubst, daß es meiner Stute ebenbürtig ist?“
    „Ich glaube es.“
    „So setze dich auf. Du sollst es mir beweisen!“
    „Ich darf nicht die Stute des Mannes kränken, in dessen Zelt ich ruhen soll.“
    „Du darfst es, Effendi. Ich verlange es von dir, um dir zu beweisen, daß meine Schwalbe schneller ist als dein Wind.“
    Ich war noch unschlüssig, aber Krüger-Bei ermunterte mich: „Er will es ja! Dunderwetter, ich bin ja selber neujierig, was dat für ein Wettrennen zu werden versprochen jehabt haben wird. Indem ich Ihrem Hengst jesehen habe, bin ich janz erstaunt, bis jetzt mit solcher Blindheit jeschlagen geworden gewesen zu sein. Der Scheik kann nicht zornig sein, wenn Ihnen ihm besiegen, denn er will es nicht anders. Lassen Sie dem Teufel losjehen. Ich sage Sie, es soll mir freuen, wenn ihren ‚Wind‘ nicht der Wind auszujehen und verlorengegangen sein haben wird!“
    Sir David Percy hatte unsere Unterhaltung zwar nicht vollständig verstanden, aber beim Anblick meines Pferdes waren ihm laute Ausrufe der Bewunderung entschlüpft; er ahnte, um was es sich handelte, und meinte zu mir: „'s death, ist das ein Pferd! Ihr sollt mit dem Scheik wohl um die Wette reiten?“
    „Ja.“
    „Tut es, tut es! Ich glaube, dieser Rappe nimmt es mit dem Schimmel auf, vollständig auf!“
    „Pah! Er ist ihm an Schnelligkeit und Ausdauer weit überlegen. Aber ich beleidige den Scheik, wenn ich seine Stute beschäme.“
    „Papperlapapp! Der Ruf eines solchen Pferdes ist mehr wert, als dieser braune Kerl!“
    Mit dem ‚Geheimnis‘ eines Pferdes ist es eine eigentümliche Sache. Ein jeder Araber nämlich gewöhnt sein Pferd an ein gewisses Zeichen, auf welches hin das Tier in potenzierter Schnelligkeit dahinfliegt, bis es tot zusammenbricht. Dieses Zeichen sagt er keinem Menschen, selbst seinem Sohn, seinem besten Freund nicht, und wendet es nur dann an, wenn er sich in Todesgefahr befindet oder wenn es gilt, einen Preis zu erringen, der ihm kostbarer als das Tier zu sein scheint. Mein Zeichen bestand darin, daß ich den Namen Rih laut ausrief und dem Rappen die linke Hand zwischen die Ohren legte. Ich hatte bereits erfahren, daß es dann einem andern Reiter wohl schwer werden möchte, mich einzuholen. Auch die Stute des Scheik fürchtete ich nicht, desto mehr aber hegte ich Bedenken, seinen Stolz zu verletzten, darum war es mir lieb, daß jetzt eine Unterbrechung eintrat, welche uns, wenigstens für den Augenblick, von der Pferdeprobe absehen ließ. Einer der Araber nämlich stieß einen lauten Ruf aus und deutete mit der Hand nach Norden. Dort ließen sich zahlreiche Punkte sehen, welche sich, indem sie uns schnell näher kamen, zusehends vergrößerten. Es waren Reiter, welche zu dem Stamm gehörten. Kaum hatte der Scheik dies erkannt, so gab er das Zeichen, ihm zu folgen, und schoß auf seiner Stute mit einer schier schwindelerregenden Schnelligkeit davon.
    „Drauf, drauf!“ rief Krüger-Bei mir zu. „Holen Sie ihn ein! Das ist die schönste Jelegenheit, sich dem Hengst als die Stute überlegen beweisen zu sein müssen!“
    Ich machte eine abwehrende Handbewegung und blieb im gleiche Tempo mit den andern. Die uns Entgegenkommenden waren ungefähr zwanzig Köpfe stark. Sie führten in ihrer Mitte einen Reiter, der mit Palmenfaserleinen an sein Pferd gefesselt war. Zwei von

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