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18

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Titel: 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Luengen
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ausgerechnet noch achtzehn ist, wie ich es war.
    Ich hoffte, dass sie sich einfach in den Sand setzte oder den Strand in die andere Richtung entlang marschierte. Doch sie hielt geradewegs auf mich und den Wagen zu. Ihre langen blonden Haare wurden jetzt von einem Band gehalten. Ihr rotes Shirt leuchtete in der Sonne. In der Hand hielt sie ihre Sandalen.
    Als sie nahe genug heran gekommen war, blieb sie stehen und hielt ihre Hand als Sonnenschutz über die Augen und mustertet mich von oben bis unten. „Warum hast Du mich vorhin an der Ampel so angestarrt?“ Sie schaute mich an. Ich musste einen Moment meine Schuhe betrachten.
    „Ich kenne dich von irgendwoher. Aus der Schule oder so“, sagte ich.
    „Ist das dort draußen dein Freund?“
    „Ja. Das ist Onkel Hank.“
    „Onkel Hank? Er schwimmt gut.“
    „Ja, Onkel Hank schwimmt gut.“
    Wir betrachteten den gut schwimmenden Onkel Hank. „Wie bist Du so schnell hierher gekommen?“, fragte ich sie.
    „Per Anhalter. Es gibt Leute, die einen nicht nur anstarren, sondern auch mitnehmen“, sagte sie und schaute weiter angestrengt zu dem guten Onkel Hank.
    „Onkel Hank war mal Zweiter bei den Kreismeisterschaften. Später hatte er eine Mittelohrentzündung und durfte kein Chlorwasser mehr an sich ranlassen“, setzte ich an, doch sie schaute weiterhin Onkel Hank hinterher. „Wir surfen auch. Ich besaß mal einen Golfschläger. Oder wir lernen holländisch. Heutzutage lernt doch jeder Holländisch und spielt Volleyball.“
    Sie sagte nichts, beobachtete Onkel Hank, der immer noch weiter hinaus schwamm. Anscheinend konnte sie ewig dort so stehen und dem gut schwimmenden Onkel Hank hinterher blicken. Ich richtete mich auf, sprang in den Sand, ging zur Heckklappe meines Wagens und öffnete sie. Das Mädchen beobachtete mich plötzlich.
    „Jetzt fängt FKK an“, sagte ich.
    Sie drehte sich wieder weg, sah wieder zu Onkel Hank hinaus, die Hände mit den Sandalen vor dem Bauch gefaltet, das T-Shirt bauschte leicht im Wind. Ich schwor mir, die Badehose in Zukunft immer bereits zu Hause anzuziehen. Schließlich stand ich neben ihr und atmete tief ein.
    „Ich spiele ebenfalls Volleyball. A-Jugend Damen“, stellte sie sachlich fest.
    Ich schaute aufs Wasser. „Na ja. Ich schwimme ihm jetzt nach. Du kannst Radio hören. Im Handschuhfach ist etwas zu trinken, willst du etwas trinken, oder ...“ Ich hob und senkte meine Brust und drehte meinen Bizeps leicht nach außen.
    „Ich bin beeindruckt“, sagte sie.
    „Wir fahren nachher wieder in die Stadt. Falls du ....“
    „Danke.“
    „Wir wohnen oben in der kleinen weißen Siedlung. Wir machen auch gerne einen Umweg.“ Ich machte eine kleine Pause, doch es kam keine Reaktion.
    „Kein Problem“, fügte ich noch hinzu.
    „Wohnt ihr gerne dort?“, fragte sie unvermittelt.
    „In der Siedlung? Ja. Glaube schon. Ja klar“, sagte ich.
    „Mein Bruder ist vor einiger Zeit von zu Hause ausgezogen.“ Sie sah mich kurz an, als ob das eine Erklärung wäre.
    „Ja, ich denke, die Menschen leben gerne dort“, fuhr ich fort. „Es gibt breite Straßen und alle Häuser sind weiß gestrichen und haben blaue Holzbänke vor der Haustür. Es ist vielleicht nicht das Wichtigste im Leben, an einer breiten leeren Straße zu wohnen, doch es erleichtert das Leben, finde ich. Es gibt einem ein gutes Gefühl, wenn man nach Hause kommt und über diese breite Straße fährt. Es ist modern und neu. Es ist gesund.“
    „Ich werde es meinem Vater erzählen.“
    „Ich zeige euch die Straßen.“
    Sie schwieg.
    „Ich fahre euch mit meinem Wagen durch die Gegend. Wir machen eine Rundfahrt. Ich zeichne die Strecke in den Stadtplan und ihr könnt hinterher zu einem Makler gehen und Angebote einordnen. Ich glaube wahrhaftig, dass die Menschen dort gerne leben.“
    Sie lachte und ich wusste nicht wieso. Die Leute lachen manchmal, wenn ich was erzähle, und ich weiß nicht, wieso sie lachen.
    „Wir werden eine kleine Party veranstalten hier am Strand. Heute Abend“, sagte ich schließlich.
    „Vielen Dank für die Einladung“, sagte sie immer noch amüsiert.
    „Dein Freund ist auch eingeladen“, sagte ich und ging rückwärts Richtung Wasser. „Und ich heiße Semme!“ und drehte mich um, begann zu laufen und stürzte kopfüber in den See und schwamm mit langen Zügen Onkel Hank hinterher. Ich konnte ihn kaum noch erkennen. Als ich mich nach vielen Schwimmzügen das erste Mal wieder zum Ufer umdrehte, stand mein Auto verlassen dort,

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