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18

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Titel: 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Luengen
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beenden.
    „Hol du mal Äste“, sagte Timothy zu mir.
    Ich gähnte. „Soll ich gehen?“, fragte ich Wiebke.
    „Lass Timothy gehen.“ erwiderte Wiebke brav.
    „Du hörst es“, sagte ich zu Timothy.
    Er stieß sich hoch, klopfte die Hose ab, und verschwand in der Dunkelheit. Irgendwann nahm ich einen tiefen Schluck aus der Bierflasche und wunderte mich, wo Timothy so lange blieb. In dem Moment hieb er mir mit der flachen Hand auf den Rücken, und ich spuckte mein Bier in hohem Bogen aus. Er liebte solche Sachen.
    „Iiiiih, du Schwein!“, kreischte Wiebke, und ich wusste nicht, wen sie meinte, ihn oder mich. Ich erholte mich nur langsam und hustend von dem Schlag, während Onkel Hank sich vor Freude auf die Schenkel klopfte und Timothy seine gesammelten Werke auf die Glut warf. Eine Funkenwolke stieg in den Abendhimmel. Alle sprangen auseinander und schrieen, und ich röchelte immer noch. Frederick sah mich besorgt an. Frederick trank keinen Alkohol, weil seine Eltern auch keinen tranken. Christoph überspannte den Bogen dann, als er eine Flasche Bier schüttelte und den Inhalt in die Luft zerstäubte.
    Ich warf mich schützend über Wiebke, doch sie erkannte die doppelte Absicht, quiekte und schmiss mit Sand, und bald schmissen alle mit Sand wie die kleinen Kinder, außer Frederick, der nichts trank. Ich ließ Wiebke eine Handvoll Sand hinten ins Shirt rieseln, damit sie nochmals quiekte, und sie sprang auf und verfolgte mich bis in die Dünen, wo sie dann in der Steigung und im tiefen Sand rasch Puste und Lust verlor, so dass ich dort oben allein ankam und mich schwer atmend hinwarf.
    Ich ließ den Sand durch die Finger gleiten. Unten schüttelte Wiebke ihr T-Shirt. Das sah nett aus. Die anderen blödelten herum. Hier oben konnte ich wieder die Musik aus meinem Autoradio hören. Sie spielte nur noch leise, bald würde die Batterie leer sein.
    Unten beruhigten sie sich und setzten sich wieder ums Feuer. Onkel Hank rief nach mir in die Dunkelheit, zweimal, dann setzte er sich auch. Wiebke saß neben Christoph, und ich hatte das Gefühl, dass sie genauso an ihm lehnte, wie sie zuvor an mir gelehnt hatte, vielleicht hatte sie an mir etwas enger oder gefühlvoller gelehnt.
    Die Flasche in meiner Hand war leer. Ich stand auf, wankte etwas und ging zu meinem Auto, stellte die Flasche und meine Schuhe hinein, rubbelte mich mit meinem Badetuch sauber und ging barfuß den Feldweg hoch Richtung Straße. Ich stellte mich abseits in die Büsche und absolvierte ein Geschäft. Die Stimmen der anderen schallten herüber. Ich marschierte weiter den Feldweg entlang, links und rechts die dunklen Büsche. Vor mir tauchten drei Schatten auf dem Weg auf. Sofort erkannte ich ihren Gang und ihre Figur. Die anderen beiden mussten Jungs sein.
    „Ja“, rief ich halblaut und blieb stehen, die Hände in die Hosentaschen gedrückt.
    Die drei kamen näher, blieben vor mir stehen. Sie sagte: „Hallo. Das ist mein Bruder Pat. Und das ist ein Freund von meinem Bruder: Frank.“ Ihr Bruder war nicht besonders groß und hatte einen leichten Bauchansatz. Ich versuchte zu erkennen, ob er muskulös war. Zumindest schien er der ältere Bruder zu sein, nicht der jüngere Bruder.
    „Wir kennen uns ... fast“, sagte ich zu Pat, aber er machte nicht den Eindruck, als ob er meine Erscheinung mit irgendeinen Punkt in seiner Vergangenheit verknüpfen konnte.
    „Die Lautsprecherboxen. Kabeltrommeln“, sagte ich. Frank nickte, als ob man ihn an eine Zeit vor unendlich vielen Jahren erinnert hätte. „Danke nochmals“, sagte er. Pat schaute völlig glasig. Er wirkte als betreuender Bruder ganz sympathisch, Kabeltrommeln hin oder her. Ich ging neben Ann und sie erzählte, dass sie sich etwas verspätet hätten, weil ihr Bruder kein Auto mehr hatte und erst eins leihen musste, das jedoch irgendwo auf der Hinfahrt liegengeblieben war. Dann hätten sie sich noch in der Dunkelheit verlaufen.
    „Ich hatte einen VW-Bus“, sagte der Bruder plötzlich. Das wusste ich bereits von der Lautsprecherboxen-Geschichte. Er schien keine Probleme mit seinem schlechten Gedächtnis zu haben. Frank machte keinerlei Anstalten, die Zusammenhänge zu klären. Er schien völlig abwesend zu sein, überhaupt nicht präsent.
    „Ich habe ihn nie abgeschlossen. Vorher hatte ich mal einen Capri, aber keinen Führerschein“, sagte der Bruder.
    „Ich habe einen Granada-Kombi“, sagte ich. Bei alten Leuten im Altenheim bemüht man sich auch immer, solche vertrauten

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