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18

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Titel: 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Luengen
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verstanden, was Onkel Hank an Iris reizte. Eigentlich war das auch nicht mein Problem.
    „Wir machen heute Abend eine Strandfete“, sagte ich.
    „Und wieso hat mir Onkel Hank nichts davon erzählt, und wieso holt Onkel Hank mich nicht ab? Wofür habe ich eigentlich einen Mann?“
    „Nur wir drei sind dabei.“
    Sie schlug mir gegen die Schulter, so dass ich fast von der Straße abkam. „Fahr zu Daisy“, sagte sie. Keiner wusste, warum Daisy Daisy hieß, doch sie hieß einfach so. Vielleicht hat sie früher immer Micky-Maus-Hefte gelesen oder wollte einfach wie Micky-Maus sein. Vielleicht war sie Micky Maus. Richtig hieß sie wohl Andrea. An meinen richtigen Namen erinnerte sich auch kaum jemand.
    Daisy war nicht Zuhause. Sie sollte bei Sabine sein, meinte ihre Mutter. Bei Sabine war auch noch Frederick. Die drei quetschten sich mit auf die Rückbank. „Und das jetzt, wo Nicht-Anschnallen Geld kostet“, stöhnte Frederick. Ich fuhr in den Kurven etwas schneller und sie johlten. Ich stellte die Lieder etwas lauter und kurbelte mein Fenster ganz herunter. Wir luden noch Christoph und Timothy ein. Ich musste aussteigen und die Heckklappe öffnen, damit die beiden in den Kofferraum des Kombis krabbeln konnten.
    „Wir sind komplett“, sagte Wiebke. Sie saß entspannt im Schneidersitz auf dem Beifahrersitz und der Rest der Truppe quetschte sich hinten zusammen. Sie ließ einen Arm aus dem Fenster hängen und der Wind bauschte ihr Shirt auf. Sie hielt die Augen geschlossen. Der Wagen rollte jetzt behäbig, hinten schunkelten sie, und ich fuhr noch einen Umweg über die Promenade. Hinten grölten sie aus dem Fenster.
    „Die Promenade gefällt dir, oder?“, fragte Wiebke leise.
    „Der glatte Fahrbahnbelag.“
    „Aha“, sagte sie nur.
    Ich bog in den sandigen Feldweg ab, der Wagen schaukelte ordentlich, ich rollte so lange vorwärts bis wir stecken blieben. „Endstation“, sagte ich. Alle Türen sprangen auf, die Leute purzelten aus meinem Auto, schüttelten und streckten sich.
    Die drei Jungs schoben kräftig hinten am Wagen, die Mädels liefen durch den Sand Richtung Wasser. Mit Glück schaffte ich es bis zum Strand, drehte den Wagen noch in Fahrtrichtung für die Rückfahrt, parkte auf einem festeren Stück Erde und stellte den Motor ab. Ich schaltete das Radio ein und drehte es etwas lauter auf.
    Onkel Hanks Opel stand schon mitten auf dem Strand. Von Onkel Hank fand sich keine Spur, bis Iris ihn aus den Dünen zerrte. Er hatte geschlafen. Onkel Hank hatte seinen Zeigefinger in einer noch halbvollen Bierflasche stecken und zeigte bloß auf sein Auto.
    Die Mädchen machten sich dort zu schaffen und förderten einige Kartons zutage, die Onkel Hank wohl tatsächlich eingekauft hatte. Christoph und ich gingen am Seeufer entlang, um trockene Äste zu suchen. Die Sonne war schon halb untergegangen, und der Wind hatte nachgelassen. Die Wellen plätscherten vor sich hin. Es war friedlich, das Geschrei der anderen schallte schwach aus der Ferne. Sanfte Sonnenstrahlen, goldene Spur im Wasser, warmer Sand.
    „Davon kann man auch verdammte Depressionen bekommen“, sagte ich.
    „Lass uns Holz suchen, die anderen warten.“ Christoph suchte weiter Äste. Ich machte ein imaginäres Foto und hob anschließend auch weiter Äste auf. Wir kamen zurück zum Lagerplatz, wo alle bereits Bierflaschen in den Händen hielten. Ein Kasten stand im flachen Wasser des Sees versenkt.
    Das Feuer brannte, Würstchen wurden auf Stöcke gespießt, und ich saß neben Wiebke. Das Lagerfeuer war bereits ein heller Lichtfleck in den dunklen Dünen. Die Gesichter wurden rot angeleuchtet und alle unterhielten sich. Ich umarmte Wiebke irgendwann spielerisch und sie ging darauf ein und lehnte sich an mich. Ihr Kopf berührte meine Schulter. Es war bequem und bestimmt nicht die schlechteste Sache der Welt.
    „Ich habe vorhin ein Foto gemacht“, sagte ich.
    „Onkel Hank meint, du erwartest noch jemanden“, sagte sie unbewegt.
    „Er weiß immer alles.“
    „Du hast ihn nach Beziehungen gefragt.“
    „Wie schnell machen meine Fragen die Runde?“
    „Der glatte Asphalt auf der Promenade.“
    „Du weißt aber auch alles.“
    „Ach, Semme“, sagte sie und blieb regungslos sitzen. Wir sahen schweigend ins Feuer und dachten an alles Mögliche, langsam erstarben auch die Geschichten der anderen, das Holz knackte nur noch leise. Niemand hatte Lust, neues Holz zu holen, nach neuem Gesprächsstoff zu kramen oder sonstwie die Ruhe zu

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