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1800 - Zeitraffer

Titel: 1800 - Zeitraffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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engeren Kreis befinde." Cistolo Khan schaute sie mit irritierender Ruhe an. Es war undenkbar, dass dieser Mann die Nerven verlieren könnte. Hatte er nicht etwas von einer Raubkatze? Ein lauerndes Element, weit zurückgedrängt? Etwas, das jederzeit hervorbrechen konnte, das man nur von Angesicht zu Angesicht bemerkt. „Wir haben uns unter allen Kandida ten für dich entschieden, Cistolo."„Ja, das habe ich gehofft", antwortete er lakonisch.
    War da Freude sichtbar, zumindest in den Augen? Paola fand nichts dergleichen. Khan hatte die Entscheidung so und nicht anders erwartet, und er bekannte sich völlig offen dazu. Seine stoische Ruhe ließ sie unsicher werden, „Das heißt", fuhr sie hastig fort, „du befindest dich ab jetzt im Amt. Der vierte September 1280 NGZ, exakt fünf Uhr dreiunddreißig, Terrania Ortszeit. Dein erster Weg sollte dich zum Mond führen, in den Stahlhof.
    NATHAN benötigt eine Feinstmessung deiner Individualdaten. Über eine Million automatische Sperren werden allein im Solsystem auf deine Person abgestimmt. Ein beeindruckender Wert. Hast du das gewusst?"
    „Natürlich. Bevor ich mich auf etwas einlasse, informiere ich mich so präzise wie nur möglich." Cistolo Khan erhob sich, lächelte der Ersten Terranerin freundlich zu und wollte kommentarlos gehen. „Halt!" rief sie. „Wo willst du hin?"
    „Zum Mond. Der Termin mit NATHAN, den du erwähntest. Ich werde mich auf dem Mond mit den aktuellen Erfordernissen der Lage vertraut machen."
    „Warte noch. Ich bitte dich, jederzeit mit mir Kontakt zu halten. Ich halte es für notwendig, dass wir uns ständig abstimmen. Morgen fliege ich ins Gorwain-System, zu einem Staatsbesuch. Ich rechne mit einer Dauer von drei Tagen. Du wirst währenddessen im Bereich Sol das alleinige Sagen haben. Bitte übertreibe es nicht gleich. Es gibt tausend Augen, die dir zusehen. Begeh einen Fehler - und ich habe keine andere Wahl, als dich abzusetzen. Alles, was du tust, muss ich verantworten.
    Denk daran: Deine Fehler können mein politisches Ende sein. Sieh dich um, sondiere stets vorher das Terrain."
    „Ich verstehe", sprach Cistolo Khan. „Ich werde keine Fehler begehen." Dann wandte er sich ab und ging. Bei Paola Daschmagan blieb ein ungutes Gefühl zurück. Was für eine unspektakuläre Aktion. Ich rede zwei Minuten mit ihm, er hört zu, und plötzlich ist er der faktisch mächtigste Mann der LFT. Kann es denn so einfach sein? Sie beruhigte sich mit dem Gedanken, dass man genau diesen Mann in einem unglaublich sorgfältigen Prozess ausgewählt hatte. Eine andere Wahl, als ihn einfach sich selbst zu überlassen, hatte sie nicht. Vorschriften durfte sie ihm nicht machen. Er war derjenige, der die Lage mit ungewöhnlichen Taten beruhigen sollte. Alles, was sie selbst zu tun wusste, hatte sie ja längst getan. Als LFT-Kommissar musste Cistolo Khan in breite Fußstapfen treten. Geo Sheremdoc galt heute schon als Mythos, obwohl er erst seit 58 Jahren tot war. Sie hoffte nur, dass Cistolo Khan sich dafür nicht als zu klein erweisen würde.
    Paola Daschmagan hob das linke Handgelenk nahe an den Mund. Mit dem Kom-Armband nahm sie Kontakt zu ihren Sekretären auf. „Ich habe soeben mit ihm gesprochen", sagte sie leise. „Die Erklärungen an die Presse gehen unverzüglich raus." Es war ein kalter Septembermorgen, und es wollte nicht wärmer werden, auch nicht, als die Sonne am Himmel emporstieg und die Stadt in gleißendes Orange hüllte. „Übrigens", fügte sie plötzlich zornig hinzu: „Bringt mir ein Frühstück! Ich habe verdammten Hunger."
    Gia de Moleon empfing den Fremden, als er gerade vom Mond kam. Sie saß wie eine Spinne im unterirdischen Stockwerk 98, sichtete beiläufig Nachrichten aus der Milchstraße, legte sich wohlgesetzte Worte zurecht. NATHAN hatte seine IV-Impulse gemessen und an alle Stellen weitergegeben. Dazu gehörte auch der TLD-Tower am Stadtrand von Terrania. Aus diesem Grund kam es zu einem bislang nicht gesehenen Phänomen: Vor dem Gleiter, mit dem der Mann eintraf, lösten sich die Sicherheitsbarrieren automatisch, ohne dass jemand etwas daran hätte ändern können. Die TARA-V-UHS ließen ihn passieren, wohin immer er wollte.
    Hätte Gia versucht, ihn aufzuhalten, sie hätte ihn vermutlich mit bewaffneten TLD-Agenten stellen müssen. Die automatische Verteidigungsanlage, ansonsten ein Mechanismus von ausgeklügelt todbringender Wirkung, wäre gegen Cistolo Khan nutzlos gewesen. Sie hielt es nicht für gut, einen einzelnen

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