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1801 - Die Herreach

Titel: 1801 - Die Herreach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wanderer war ein sehr großer, fast schon riesiger Herrach, bestimmt zwei Meter dreißig groß. Sein Anblick erinnerte sie daran, wie lange sie sich nicht mehr mit einem Mann gepaart hatte.
    Bohnji musterte ihn sehr genau, als er näher kam. Er trug seltsame Kleidung. Sie hatte viele Taschen und war nicht aus dem Fell von Fressern gemacht, sondern aus etwas anderem, das sie nicht kannte.
    „Ich grüße dich!" rief er schon von weitem. „Bist du die Einsame vom Hügel, von der man die Geschichten hört?"
    „Von Geschichten weiß ich nichts", antwortete sie laut. „Aber ich denke schon, daß ich die Gesuchte bin."
    Der Fremde hatte einen ungewöhnlich durchsichtigen Körper. Man konnte das Pulsieren seiner Körpersäfte deutlich erkennen. Er besaß dieselben grünen, schräggestellten Augen wie alle, aber sein Blick wirkte so ungewöhnlich wach.
    Sein doppelt aufgeblähtes Nas-Organ signalisierte Achtsamkeit. Bohnji gab die Geste unwillkürlich zurück.
    Obwohl sie riechen konnte, daß seine paarungsbereite Zeit gerade verstrichen war, empfand sie für den Fremden große Sympathie.
    „Mein Name ist Burg", sagte er. „Es war nicht leicht, diesen Hügel zu finden. Obwohl ich mehrmals mit Wanderern gesprochen habe, die davon erzählten ... Sie haben auch von gefesselten Kurzhörnern berichtet; und davon, daß du mit ihrer Hilfe den Boden aufreißt. Das ist interessant. Ich bin gekommen, um dich in mein Dorf mitzunehmen."
    „Ich heiße Bohnji. Aber ich weiß nicht, was das ist, ein Dorf. Ich will auch gar nicht weg."
    „Vielleicht, wenn ich es dir erkläre?"
    Bohnji empfand immer noch diese überwältigende Sympathie. Es war der einzige Grund, warum sie dem Fremden namens Burg die ganze Zeit zuhörte.
    Irgendwie fühlte sie, es wäre keine verschwendete Zeit, sondern sie hätte die Möglichkeit, von Burg etwas zu lernen. Der andere sprach viele Stunden lang. Sie vergaß, sich um ihre Kurzhörner zu kümmern, schaute nicht nach schwarzen Gestalten, die womöglich den Hügel beschlichen.
    Als sie müde wurde, hatte sich Bohnji innerlich bereits vom Hügel verabschiedet. Nicht deshalb, weil sie etwa der Einsamkeit müde geworden wäre; sondern weil Burg ihr Aussichten bot, die besser waren als alles, was ihr vorher in den Sinn gekommen war.
    Die beiden schliefen gemeinsam, während es zu regnen anfing. Sie erwachten durchnäßt, aßen ihre Vorräte, banden die Kurzhörner los - und ließen den Hügel hinter sich zurück.
    Drei Schlafperioden später erreichten sie Burgs Dorf. Am Rand standen mehrere mit Steinen bewaffnete Werfer. Ihre Aufgabe bestand darin, sich nähernde Räuber rechtzeitig zu verjagen.
    Es handelte sich bei dem sogenannten Dorf um eine seltsame Anhäufung, um Bauwerke aus Gras und Blättern. Burg nannte sie Hütten, sie zählte knapp zwanzig davon. Wenn es regnete, dann wurde man nicht naß.
    Man konnte sich in die Hütten verkriechen und war selbst dann vor Gnostes sicher, wenn die Werfer einmal schliefen.
    Rings um das Dorf graste eine mittelgroße Herde von Kurzhörnern. Nur die Leittiere waren gefesselt, alle anderen besaßen Bewegungsfreiheit -und zogen trotzdem nicht weiter. Sie wurden zum Opfer einer geschickten List, die angeblich immer funktionierte.
    Im Dorf wurde sehr viel Fleisch gegessen. Man ernährte sich fast ausschließlich von Kurzhorn.
    Nun sollte der Speiseplan durch Gräser und Knollen erweitert werden. Den Schlüssel dazu besaß Bohnji, die Einsame vom Hügel. Sie brachte den Dorfbewohnern bei, wie man die Bodenkrume aufriß und die Gräser wachsen ließ. Bestimmte Felder wurden nach ihrer Anweisung von Steinen befreit, damit sie sich besser bearbeiten ließen.
    Das Miteinander im Dorf klappte bemerkenswert gut. Sie fing sehr schnell an, die neue Lebensform wertzuschätzen. Mit Burg führte sie eine Lebensgemeinschaft, aus der mehrere Nachkommen hervorgingen.
    Viele hundert Schlafperioden verstrichen in relativer Ruhe, und der Überfluß, den sie produzierten, ließ sie unbeweglich und fett werden.
    Schließlich nahm das Leben im Dorf ein gewaltsames Ende. Eine riesenhafte Herde von Rotfellen zog in geringer Entfernung vorbei. Allein das war schon ungewöhnlich, weil die Fresser sonst andere, weniger beschwerliche Wege vorzogen. Aus unbekannten Gründen geriet die Herde in Panik. Es sah fast so aus, als hätte jemand mit Absicht die Rotfelle erschreckt und zum Dorf getrieben.
    Von allen Heuach, die an diesem Ort siedelten, blieben lediglich Burg, Bohnji und drei Junge übrig.

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