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1801 - Die Herreach

Titel: 1801 - Die Herreach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sie hatten sich rechtzeitig in den Schatten einer Felsengruppe gerettet.
    Alle anderen kamen um. Sie wurden niedergetrampelt, ebenso wie die Felder, die sie bearbeitet hatten.
    Ihre Kurzhorn-Herde wurde von den Rotfellen mitgerissen. Die Leittiere fanden sie später, immer noch mit gefesselten Beinen, mit abgebrochenem Gehörn und a.ufgeschlitzten Leibern.
    Bohnji und Burg stiegen auf einen nahebei gelegenen Hügel. Von dort überschauten sie das Ausmaß der Zerstörung.
    Und in kurzer Entfernung tauchten die dunklen Umrisse einer Gruppe Gnostes auf; die schwarzen Räuber waren von Staub bedeckt, sie mußten sich mitten in der durchgehenden Herde befunden haben.
    Bohnji duckte sich. Das Gras war niedergedrückt und bot nur sehr wenig Schutz.
    „Haben sie uns gesehen?" fragte sie.
    Burg antwortete ruhig: „Ja."
    „Kommen sie?"
    „Nein. Sie schauen nur. Sie haben ja Kadaver genug zum Fressen."
    Bohnji kam vorsichtig wieder hoch. Und richtig, da standen sie, starrten die überlebenden Herrach an, freuten sich regelrecht. Sie wußte nicht, woran sie es erkannte, aber in diesem Moment begriff Bohnji, daß die Gnostes die Herde absichtlich in Panik versetzt hatten. Es war nicht der Tod an sich, der Bohnji schreckte. Sie fürchtete sich nur davor, daß die Gnostes jetzt zu einer neuen Form des Tötens übergingen. Vor dem, was hier geschehen war, konnte man sich nicht mehr schützen. Nicht durch Hütten oder Steine, nicht durch Verstecken, nicht durch besondere Aufmerksamkeit. Hinterhältige Planung war etwas, das sie von den Gnostes nicht kannte.
    Es schien, als hätten die schwarzen Räuber Spaß am Massenmord gefunden.
    Gut nur, daß es ihrer nicht mehr viele gab. Sonst hätten sie in kurzer Zeit alle Heuach der Steppe ausgelöscht.
    Bohnji und Burg besprachen lange, was nun zu tun sei. Was, wenn sie es schafften, die Hütten wieder aufzubauen? Die Felder wiederherzustellen, das mußte möglich sein - und neue Bewohner für ein neues Dorf zu finden, das war gewiß nicht schwer.
    Am Ende kam’s nicht dazu, weil sie die Gnostes zu sehr fürchteten. Wenn die Räuber gelernt hatten, viele Wesen auf einmal zu töten, dann würden sie davon nicht mehr ablassen.
    Sie brauchten etwas anderes, am besten weit entfernt und in größerer Sicherheit. Bohnji erinnerte sich alter Geschichten, die sie von Wanderern aufgeschnappt hatte, von einem Zufluchtsort in einer Ebene mit Fluß, von einem sprechenden Berg, den die Gnostes mieden.
    Bald zogen sie los, um diesen Zufluchtsort zu suchen. Es wurde eine Reise, die hundert Schlafperioden kostete. Aber die Mühe lohnte sich. Der Berg ragte weithin sichtbar in den grauen, vom immerwährenden Wirbelsturm durchzogenen Himmel. In weitem Umkreis gab es keine Gnostes mehr, so daß sie schneller als erwartet ihre Hütten stehen hatten.
    Die Heuach, die in der Gegend lebten, schlossen sich gern und schon nach kurzem Zögern an. Sie sahen bald, welchen Vorteil eine Hütte bot, welche Früchte und Knollen man aus einem bearbeiteten Feld ernten konnte.
    Kurzhörner und Rotfelle mieden die Gegend, weil es schwierig für sie war, an dieser Stelle den tiefen Fluß zu überqueren. Es dauerte lange, bis eine kleine Herde zur Feldarbeit beisammen war.
    Am Fuß des sprechenden Berges entstand das schönste Dorf, das es in der Welt bisher gegeben hatte.
    Bohnji und Burg tauften es auf den Namen Moond. Der Fluß erhielt den Namen Taumond. Und weil der sprechende Berg ihre Feinde auf Distanz hielt, wurde Moond zum ersten Paradies in der Geschichte des Herrach-Volkes.
     
    *
     
    Lange nach dem Tod der Gründer siedelten tausend Herrach im Dorf. Die Namen von Burg und Bohnji kannte niemand mehr, auch nicht die Geschichte, wie das Dorf entstanden war. Aber sie wußten, daß sie sich in Moond und im Umkreis in Sicherheit befanden, und das bewog sie dazu, auf Dauer seßhaft zu werden.
    Der tausend Meter hohe Berg aus Sandstein wurde niemals bestiegen. Seine Wände waren glatt und boten kaum einen Halt. Es gab auch nur wenige Versuche; viel zu groß war der Respekt, den die Stimme gebot.
    Die Geschichte vom unbekannten Heuach-Vater, der seit zehntausend Schlafperioden im Inneren des Berges lebte, schreckte Neugierige wirksam und auf Dauer ab. Hütten oder Felder, welche direkt bis an die Grenzen des Berges rückten, existierten nicht. Eine gewisse Distanz wurde stets geachtet.
    Manchmal erklangen seltsame, mit weithin tönender Stimme vorgetragene Botschaften. Die Bewohner schnappten sie auf und behielten sie

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