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1801 - Die Herreach

Titel: 1801 - Die Herreach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Organisationszirkel vorgetragen, der die Verantwortung für Galanter übernommen hatte. Zu diesem Zeitpunkt war ein ausgedehntes Hüttenviertel im Bau. Nomaden und Bauern verließen massenhaft die Steppe und wollten in Galanter wohnen. In großer Menge wurden also Baustoffe benötigt; nur wußte keiner so genau, wie viele und wann und wo.
    Durch die Boten, die ständig Nachrichten durch verstopfte Gassen transportierten, ging viel Zeit verloren. Um sie zu ersetzen, entwickelte man spezielle Drähte, spezielle Umformer für den nötigen Strom, und verband auf diese Weise das eine Ende Galanters mit dem anderen. Über Kode-Signale konnten einfache Nachrichten durch den Draht geschickt werden.
    Beim ersten Mal brachte die Leitung keinen Vorteil, weil sie viel zu spät fertig wurde. Aber schon das nächste Bauvorhaben wurde in geringerer Zeit ausgeführt als vorgesehen.
    Auf die Dauer schien es wenig, nur zehn oder zwanzig verschiedene Meldungen auszutauschen. Was, wenn man jeden Buchstaben der Herrod-Hochsprache durch eine bestimmte Signalfolge ersetzte? Am Ende mußte man die Signale hintereinandersetzen, und man erhielt eine beliebig komplexe Nachricht.
    Dies war die Geburtsstunde der Telegrafie. Drei Generationen später zogen sich entlang den wichtigen Verkehrswegen Telegrafenmaste. Moond wurde mit Galanter, Pröoon, Keerioch und anderen Städten vernetzt.
    Drei weitere Generationen, dann besaßen auch entlegene Gebiete ihren Anschluß.
    Tauchte ein begabtes Kind auf, das sich für die Jünger Kummerogs eignete, so wurde sein Schicksal über den Telegrafen bestimmt. Aus Bergwerken oder großen Thunam-Anbaugebieten kamen nur noch die Güter, die man tatsächlich benötigte. Es gab weniger Hungersnöte, und es gab weniger Waren, die unnütz geliefert wurden und deshalb verdarben.
    Eine der wichtigsten Telegrafenstationen stand in der Ebene von Norrfa. Jener Felsblock, den man in zwei Metern Tiefe entdeckt hatte, gab riesengroße Rätsel auf. Im Lauf der Grabung wurden immer neue Verästelungen freigelegt, ein regelrechtes Gerippe unter dem Erdboden.
    Der oberste Künder schickte einen Vertrauten in die Ebene, einen Mahner, der als Wächter fungierte.
    Weil es sonst nichts gab, um sich nützlich zu machen, leitete der Mahner so oft wie möglich die Gebete der Arbeiter.
    Dann aber ereignete sich ein Unfall. An einem Regentag über der Ebene kam es zu einer Teilmanifestation. Über dem Felsen entstand ein gestaltloses Feld, ein ungeschlachtes Zerrbild des Riesen Schimbaa.
    Schuld war natürlich der Mahner. Es passierte auch nur deshalb, weil sich in der Arbeiterschaft reichlich untrainierte Personen befanden und sie praktisch alle zugleich gekommen waren.
    Was genau die Teilmanifestation bewirkte, das ließ sich im nachhinein nicht feststellen. Irgend etwas wurde ausgelöst, der Felsen von Norrfa bewegte sich plötzlich. Sein oberes Ende schob sich beiseite, wie die Klappe einer riesengroßen Dose. Darunter kam der Einstieg in eine Art Bergwerk zum Vorschein. Im Inneren des Schachtes leuchtete ein so grelles Licht, daß man es nur noch mit den elektrischen Lichtern aus der Hauptstadt Moond vergleichen konnte.
    Eigentlich war so etwas unmöglich. Beispiellos, außerordentlich und im Grunde ausgeschlossenund doch hatten 300 Herreach den Vorgang beobachtet.
    Der erste, der das Bergwerk betrat, war der Mahner selbst. Er besaß einen stoischen Charakter, war nicht leicht aus der Ruhe zu bringen. Herreach wie er brachten es fertig, selbst den eigenen Tod noch mit einer gewissen Distanz zu betrachten.
    Als er zum ersten Mal die Grenze überschritt, entstand in seinem Geist der Eindruck eines zweieinhalb Meter großen, bedrohlichen schwarzen Wesens. Ein Sprung zurück, dann war’s verschwunden, ein Schritt nach vorn, und die Gestalt war wieder da. Es funktionierte so präzise wie ein Räderwerk.
    Die ganze Zeit hatte er eine Folge von Lauten im Kopf. Eine Art Klang oder ein Wort, an das er denken mußte, ohne ähnliches jemals vorher gehört zu haben.
    Der Mahner übermittelte seine Eindrücke per Telegrafenleitung nach Moond. In der Antwort hieß es, er möge den Klang, den er zu hören meinte, in ein Herrod-Wort übersetzen. Das Wort lautete „A-JIN-DI". Es besaß keine Ähnlichkeit mit einem anderen Herrod-Ausdruck, den man kannte. Anscheinend handelte es sich um den Namen des schwarzen Wesens.
    Damit jedoch riß die Kette der Nachrichten nicht ab, noch lange nicht. Das Bergwerk erwies sich als regelrechtes Labyrinth.

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