1801 - Die Herreach
berichteten später, der alte Szonkar habe bis zu seinem Tod nie mehr ein Wort gesprochen.
*
Jener Mahner, der sich als einziger für Szonkars Worte interessiert hatte, stieg im hohen Alter zum obersten Künder auf. Was er noch im Gedächtnis hatte, ließ er als „Szonkar-Doktrin" niederschreiben.
Die Herreach freundeten sich niemals mit der Doktrin an. Aber interessant schien der Inhalt allemal.
Zumindest als Gedankenspiel - denn der erste Teil der Doktrin erwies sich Generationen später als blanke Wahrheit.
Die Welt war wirklich rund. Je besser man die Verkehrssysteme ausbaute, je weiter die Karren über holprige Steppenwege ins Unbekannte vordrangen, desto schwerer wurde es, die Realität zu leugnen.
Und es gab weitere Details, die am Weltbild rüttelten. Vieles entsprang dem Zufall, manches direkt der Schaffenskraft ruheloser Herreach.
Herausragende Bedeutung kam der Erfindung optischer Linsen zu, welche wiederum zum ersten Fernrohr kombiniert wurden. Es wurde zum ersten Mal möglich, die Verwirbelungen des Himmels genauer zu studieren. Und tatsächlich, die großen Wirbel ließen sich in unendlich viele kleine zerlegen. Was hinter den Wirbeln war, darüber gaben auch die stärksten Linsen mit dem reinsten Glas keine Auskunft.
Hatte Szonkar recht gehabt? Wohnte Kummerog im Tempel oder doch an einem fernen Ort, jenseits des Himmels, auf einer Welt, die dieser ähnlich war?
Die wichtigste Entdeckung von allen wurde in der Norrfa-Ebene gemacht, tausend Kilometer von Moond entfernt. Bauern legten außerhalb ihres Dorfes ein neues ßloom-Feld an. Es handelte sich um Routinearbeit, um nichts als lästige Alltagspflicht - als sie unvermittelt auf einen Felsblock stießen, der sich nicht entfernen ließ. Sie rückten dem Block mit scharfem Hackgerät, mit Hämmern, am Ende gar mit Sprengpulver zu Leibe. Ohne den geringsten Erfolg, der Block blieb unbeschadet in der Erde.
Der Clerea-Priester des Dorfes war ein neugieriger Geist. Er schlug vor, den Block vollständig freizulegen, damit man ihn untersuchen könne.
Die Grabung endete in einer mittleren Sensation. Was die Bauern für einen Stein gehalten hatten, entpuppte sich als Gebilde von unbekannter Größe, das aus einer Art superfestem Eisen bestand. Niemand konnte sagen, wie lange es schon in der Erde steckte.
Weit interessanter war jedoch eine andere Frage: Wer sollte das Ding vergraben haben?
6.
DER DAMPFKRAFT-MAGIER
Kummerogs Programm spricht: Ich bin sehr unzufrieden. Die Zeit vergeht, und die Herreach lernen nicht.
Ich habe eine andere Meinung, antwortet die Maschine. Ich sehe sehr wohl Fortschritte.
Langsam! Sehr langsam!
Das ist wahr, sagt die Maschine.
Kummerogs Programm spricht wiederum: Sie kümmern sich wenig um den technischen Aspekt. Sie haben keinen Antrieb. Nicht einmal atomare Technik haben sie entwickelt. Sie glauben, alles mit dem Geist lösen zu können.
Das muß kein Fehler sein.
O doch! Gib dem Volk einen neuen Anstoß! fordert Kummerogs Programm.
Zu diesem Zeitpunkt hat das keinen Sinn. Wenn der Tempel Weisungen erteilt, die der herrachischen Mentalität nicht entsprechen, wird das ihre Zivilisation in eine Krise stürzen. Hab noch ein wenig Geduld.
Ich habe Geduld bis zum Ende der Zeit.
Aber? fragt die Maschine.
Und das Programm antwortet: Nicht aber Kummerog.
*
Ein Herreach, dessen Name der Nachwelt nicht überliefert ist, schickte in den Kellern von Galanter Stromstöße durch einen langen Draht. Dabei machte er eine folgenschwere Entdeckung: Was ins eine Ende eingespeist wurde, das kam am anderen wieder heraus.
Er spannte einen Draht, der von seiner Hütte bis zu einer befreundeten Wohngruppe reichte. Dazwischen lag ein halber Kilometer Distanz. Setzte er auf seiner Seite den Draht unter Strom, so konnte man es auf der anderen Seite mit einer geeigneten Apparatur wahrnehmen. Ein kleiner Magnet sorgte dafür, daß jeder Stromstoß ein Klopfgeräusch an einem Stück Blech verursachte. Die Wohngruppe wurde immer schon im vorhinein informiert, wenn er sie zu besuchen gedachte: einfach durch drei Klickgeräusche.
Welches Potential in der Vorrichtung lag, hatte damals niemand begriffen. Das Augenmerk, das die Herreach den Naturwissenschaften widmeten, war von „Icher begrenzt. Forschung blieb wenigen interessierten Personen vorbehalten.
Also geschah überhaupt nichts - bis ein anderer Herreach auf die Idee kam, gezielt Nachrichten zu übermitteln.
Die Idee wurde dem örtlichen
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