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1801 - Die Herreach

Titel: 1801 - Die Herreach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zum ersten Mal, die hochgestellten Cleros-Führer. Der oberste Künder legte das Nas-Organ in dicke Falten der Verwunderung, seine Mahner zeigten aufgeplusterte Mienen.
    Szonkar fand das entlarvend. Die Welt als Kugel, das war egal - aber ein Haufen Staub fesselte die Aufmerksamkeit.
    Trotzdem fing er an, den Haufen mit seinem Messer immer wieder in Hälften zu teilen.
    „Das Kleine ist mit dem Großen identisch", erklärte er. „Alles funktioniert nach den gleichen Gesetzen.
    Eben noch eine Handvoll Sand, und nun? Seht euch an, was noch auf dem Tisch liegt."
    „Ein einziges Körnchen?" fragte einer der Clerea in Weiß.
    Szonkar antwortete: „Richtig. Es sieht aus wie eine Kugel. Und hätte ich ein Messer, das fein genug ist, dann würde ich auch diese Kugel zerteilen. Stellen wir uns den Prozeß im Großen vor. Nehmen wir an, dieser Haufen Erde wird nicht kleiner, sondern er wird immer mehr. Verdoppelt ihn! Dreimal, viermal, hundertmal.
    Der Haufen wird so groß, bis er die ganze Welt umfaßt."
    Der oberste Künder des Kummerog, ein sehr alter, hinfälliger Herreach, hob plötzlich den Arm. „Was willst du uns sagen? Wie war dein Name? Sonka? Bitte ein wenig schneller, wenn es möglich ist."
    „Szonkar", korrigierte er pedantisch. „Szonkar aus Pröoon."
    „Also, Sonka! Worum geht es bei diesem ... Haufen Erde?"
    „Falls ihr euch entsinnt: Ich behaupte, daß das Kleine mit dem Großen übereinstimmt. Wir haben diesen Haufen, der aus Kugeln besteht. Jede Kugel im Haufen ist mit einer eigenen Welt identisch. So sieht die Schöpfung aus. Unsere Welt ist nur eine von vielen, um uns herum existiert vielleicht ein ganzes Universum.
    Wir können es womöglich nur nicht sehen."
    Der oberste Künder erhob sich mühsam von seinem Platz. Er nahm Szonkar beim Arm, führte ihn zu einer Scharte in der Wand, deutete hinaus auf den trüben, von Qualm erfüllten Horizont über Moond.
    „Was ist mit den Himmelswirbeln, Sonka? Willst du wirklich behaupten, diese Wirbel bestünden aus Kugeln? Oder aus Sand? Willst du behaupten, du wüßtest, woraus der Himmel gemacht ist?"
    „Nein, oberster Künder. Die Wirbel vermag ich nicht zu deuten, noch nicht. Aber könnte es nicht sein, daß der Himmel etwas ganz anderes ist, als wir vom Boden aus erkennen? - Was, wenn der Himmel mit Kummerogs Gefängnis identisch ist? Denke nach! Kann der kleine Tempel, den wir sehen, wirklich das Gefängnis eines Gottes sein? In meiner Jugend habe ich Berge erklettert, die sehr viel höher waren.
    Kummerog ist größer und mächtiger als alles in der Welt. Vielleicht lebt er jenseits des Himmels. Ich weiß, wie schwer das zu verstehen ist, oberster Künder. Aber ich habe ein halbes Leben darüber nachgedacht.
    Womöglich ist nicht Kummerog der wahre Gefangene, sondern wir sind’s. Die Herreach! Wir sind in diesem Himmel mit seinen Wirbeln eingeschlossen."
    „Unsinn! Woher willst du das wissen?"
    Der Herreach in seiner gelben Robe reagierte mit Ablehnung. Fast schon erbost war sein Blick, das Nas-Organ zum Ansatz hochgezogen.
    Szonkar hatte keine Chance, das wurde schlagartig spürbar. Aber er wollte es noch nicht zur Kenntnis nehmen.
    „Erinnert euch an die Prophezeiung des Kummerog. An jene letzten Sätze, die wir niemals verstanden haben! Wenn die Herreach weit genug vorangeschritten sind, in ferner Zukunft, dann werden sich die Tore öffnen, und der Gott Kummerog wird durch die Pforte zu ihnen kommen: Dann wird der Himmel sich öffnen, und eine strahlend helle Hälfte und eine dunkle werden zum Vorschein kommen. Weißt du noch, oberster Künder? Heißt das nicht, daß etwas mit dem Himmel geschehen wird? Was kann das bedeuten, eine strahlend helle Hälfte?"
    Der oberste Künder sagte: „Sonka, ich beende hiermit deine Redezeit."
    „Beenden? Ich sage dir, in dieser hellen Hälfte liegen viele Welten wie unsere. Vielleicht.gibt es andere Herreach, die dort leben! Wir werden sie sehen können! Das ist es, was uns Kummerog mitteilt."
    „Wir wollen es nicht hören, Sonka ..."
    Er schaute auf sechs maßlos verärgerte Herreach. Nur ein einziger der violett berobten Mahner drückte so etwas wie leises Interesse aus; was ihn aber nicht mehr trösten konnte.
    Szonkar verließ das größte Bethaus der Welt im sicheren Gefühl, nicht das geringste bewirkt zu haben.
    Er war überzeugt, die wahre Natur der Schöpfung zu kennen, doch es nützte nichts.
    Die lange Reise zurück nach Pröoon brachte er in völligem Schweigen hinter sich. Seine Nachkommen

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