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1802 - Stiefkinder der Sonne

Titel: 1802 - Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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kurze Dämmerung machte es schwer, Einzelheiten zu erkennen. Erst, als die Optik in den Infrarotbereich wechselte, zeichneten sich zwei parallel verlaufende Linien ab.
    „Ein Schienenstrang", stellte Myles Kantor fest. „Die Verkehrsverbindung zwischen den Städten wird mit Dampfmaschinen betrieben."
    Etwas bewegte sich und wurde über mehrere Vergrößerungsstufen nahe herangeholt. Der Wärme ausstrahlende Körper hob sich nur undeutlich gegen den Hintergrund ab, schien jedoch vier dünne Gliedmaßen zu besitzen, auf denen er sich bewegte.
    . Das Wesen mochte seit einiger Zeit entlang des Schienenstrangs patrouillieren. Vielleicht ein Streckenwärter, der für den funktionsfähigen Zustand verantwortlich war.
    Dateneinblendungen gaben Aufschluß über die Größe des Trokaners. Seine Schulterhöhe betrug nur wenig mehr als einen Meter. ‘ Das Wesen hielt unvermittelt inne und bückte sich über das Gleis.
    „Okay", sagte Cistolo Khan. „Wie alt ist die Aufzeichnung?"
    „Sie ist aktuell", antwortete Drenderbaum. „Einige Dutzend Sonden untersuchen Trokan nach einem vorgegebenen Raster; ich habe mich wahllos in eine der Übertragungen eingeklinkt."
    Syntronisch erzeugte Linien vermaßen den Vierbeiner, um ein dreidimensionales Modell zu ermöglichen.
    Gewicht 75 Kilogramm, muskulöser Körperbau ...
    Das Bild begann zu verwischen. Offensichtlich hatte das Wesen bisher mehr Wärme abgestrahlt, als ihm zuträglich sein konnte.
    „Das Leben auf Trokan muß sich anpassen", erklärte Myles Kantor. „Unter dem Zeitrafferfeld herrschten ein permanentes Halbdunkel und gleichbleibende Temperaturen um die neun Grad Celsius. Und das seit Millionen von Jahren. Erstmals entstehen Klimazonen; ab heute kann es tagsüber wärmer werden, nachts wird regional bedingt der Gefrierpunkt unterschritten."
    Inzwischen war die Auflösung deutlich genug, um erkennen zu lassen, daß das vermeintliche Intelligenzwesen keineswegs nach Mängeln im Schienenunterbau gesucht hatte, sondern nach den dort besonders üppig wuchernden Pflanzen. Ruckartig warf sich der Vierbeiner herum und galoppierte davon, verschwand innerhalb von Sekunden in der weiten Steppe.
    Um Drenderbaums Mundwinkel zuckte es verhalten.
    „So kann man sich irren", sagte er leise. „Das war das Gegenstück einer Antilope, mehr nicht. Vielleicht haben wir unsere Erwartungen viel zu hoch geschraubt. Wir suchen etwas gänzlich Fremdartiges und stellen letztlich fest, daß unsere Stiefgeschwister eine ähnliche Entwicklung wie die Menschheit genommen haben.
    Also werden sie ähnlich aussehen wie wir."
    „Nicht ganz", schränkte Myles Kantor .ein. „Mit einem Sauerstoffanteil von lediglich zwölf Prozent hat Trokan eine sehr dünne Atmosphäre. Außerdem waren bisher kaum Wasserläufe zu sehen."
    „Das bedeutet, daß ihre Körper vor übermäßiger Verdunstung geschützt sein müssen", fuhr Drenderbaum fort. „Vielleicht durch eine dicke, verhornte Haut. Oder sie haben Schuppen. Und ihre Lungen und damit ihre Oberkörper werden ein deutlich größeres Volumen aufweisen."
    „Nicht zwangsläufig", erwiderte Cistolo Khan. „Die Möglichkeit besteht, daß ihre Lungenfunktion ganz von der Haut übernommen wurde."
    „Außenliegende Lungen machen jedes Lebewesen verletzlich", wehrte Kantor ab.
    Khan nickte knapp, jedoch ohne recht zu registrieren, was der Wissenschaftler gesagt hatte. Er blickte seinen Assistenten forschend an.
    „Wie hast du sie genannt, Bruno?"
    „Meinst du die Tiere?" antwortete Drenderbaum irritiert.
    „Die Eingeborenen von Trokan."
    Drenderbaum zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich ... ich habe ‘Stiefgeschwister’ gesagt. - Ist es das?"
    „Der Name trifft den Nagel auf den Kopf. Daß darauf noch keiner gekommen ist."
    „Manchmal tritt man das Naheliegende mit den Füßen." Myles Kantors Murmeln klang wie ein Selbstgespräch. „Die Terraner haben Trokan adoptiert. Zwangsadoptiert. Also sind die Trokaner wirklich Stiefgeschwister."
    „Energieortung!" hallte ein Ausruf durch die Zentrale. „Da ist etwas im Anflug auf Trokan!"
    Cistolo Khan reagierte sofort.
    „Auf den Schirm damit! Distanz?"
    Aber kein noch so schwacher Reflex war erkennbar.
    „Nichts mehr", erklang es zögernd. „Alle Anzeigen negativ."
    „Wie weit entfernt?"
    „1,2 Millionen Kilometer."
    Also innerhalb der Sperrzone. Gleichzeitig viel zu weit weg, als daß es sich um eine der Spionsonden gehandelt haben konnte.
    „Die Sperrzone scannen! Die Forschungsraumer

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