1806 - Der Mutant der Cantrell
trennte in Sekunden das Handgelenk ab. Es polterte zu Boden.
Auch das Passantum fiel hinunter. Kaum hatte es den Boden berührt, da faltete es sich zusammen und verformte sich. Nun sah es aus wie ein Ei von fünf Zentimetern Länge.
Kummerog schrie noch immer. Er hielt den Arm mit der abgetrennten Hand in die Höhe und fluchte, was das Zeug hielt. Er trat in seiner Wut gegen das Ei. Wohin es rollte, sah er nicht mehr, denn für einen Moment raubte ihm der Schmerz die Sinne.
Er kauerte auf dem Boden und betrachtete die schreckliche Wunde. Der Cantrell war ein zäher Bursche.
Die glatte Schnittfläche würde verheilen. Und er würde überleben. Aber ohne das Passantum hatte er gar keine Chance mehr, diese unwirkliche Welt zu verlassen. ‘ Er hatte keine Nahrungsmittel. Er hatte nichts.
Und er sah keinen Ausweg.
Kummerog legte sich hin und schnürte mit der noch vorhandenen Hand den anderen Unterarm ab, bis sich eine Verkrustung bildete.
Sein ganzes Leben lang hatte er daran geglaubt, daß es in jeder Situation einen Ausweg gab. Aber nun schien es so zu sein, daß das Ende unvermeidlich war.
8.
Er hockte mehrere Stunden unbewegt auf dem Boden und dachte nach. Der Schmerz hielt nach wie vor an, aber er hatte sich an ihn gewöhnt. Der Kontakt zu den Häuten wurde immer schwächer. Vielleicht lag es daran, daß er selbst körperlich arg mitgenommen war.
Schließlich erhob er sich. Er machte ein paar Schritte und stolperte über etwas. Es war der weißblau gestreifte Plastik-Rucksack.
Er hob ihn auf und öffnete ihn. Nachdenklich hielt er das seltsame Ding, das einem Bohrkopf ähnelte und angeblich eine frei programmierbare Zeitmaschine war, in der einen Hand.
„Ich stehe dir zu Diensten, Herr", erklang eine mentale Stimme.
„Du bist funktionsfähig?" fragte er lauernd.
Er witterte sofort eine Falle.
Aber er erinnerte sich auch daran, wie diese mentalen Dialoge geführt werden mußten. Diesmal würde er keinen Fehler begehen. Natürlich verlief der mentale Dialog nicht über eindeutige Aussagen. Kummerog sprach seine Gedanken aus, aber die Maschine lieferte ihm Bilder, die er gedanklich in Formulierungen umsetzte.
„Natürlich, Herr. Ich erwarte deine Gedankenbefehle."
„Einen Augenblick."
Kummerog war ein aberwitziger Gedanke gekommen. Eine absolut verrückte Idee. Vielleicht gab es doch einen Ausweg.
Was hatte das Passantum gesagt? Der Durchgang zur anderen Seite kann nur von dort aus geöffnet wer-, den!
Aber auf der anderen Seite war niemand. Der fremde Planet trug keine Spur von Leben. Außerdem stand der dortige Pilzdom tief im Erdreich.
Also mußten Lebewesen her!
Und der Pilzdom mußte ins Freie geschafft werden.
Ob die Wundermaschine dazu in der Lage war?
„Du bist frei programmierbar?" fragte er. „Was bedeutet das? Was kann ich mit dir anfangen?"
„Probier es aus, Herr. Wenn du etwas verlangst, das ich nicht kann, werde ich es dir mitteilen. Um alle meine Programmiermöglichkeiten aufzuzählen, benötige ich einige Jahre."
„Kannst du Lebewesen mental beeinflussen?"
„In einem gewissen Rahmen ist mir das möglich."
Allmählich nahm in Kummerogs Kopf ein Plan feste Gestalt an. Die Zeitmaschine, dieses Wundergerät aus dem Arsenal der Baolin-Nda, würde ihm helfen, sich zu befreien.
Und nicht nur die. Er brauchte zudem das Passantum.
„Kannst du dich leichter machen und dich auf etwa einen halben Meter vergrößern, so daß in deinem Inneren ein freier Raum entsteht „Das ist kein Problem, Herr. Was wünschst du weiter?"
„Führe diesen Befehl erst einmal aus!"
Das Ding, das einem Bohrkopf ähnelte, begann zu wachsen. Als es etwa 50 Zentimeter groß war, öffnete sich eine Klappe. Dahinter war ein matt beleuchteter Hohlraum zu erkennen.
„Dir steht ein freier Raum von 8000 Kubikzentimetern zur Verfügung", erklärte die mentale Stimme.
„Wenn du mehr Platz benötigst, kann ich mich noch weiter ausdehnen."
„Nicht nötig. Der Platz reicht aus."
Kummerog hob die Zeitmaschine mit der einen Hand hoch. Sie besaß in der Tat kein Gewicht mehr.
„Ich brauche etwas organische Substanz", sagte er. „Kannst du sie herstellen? Jetzt oder später."
„Es tut mir leid", antwortete der Bohrkopf, „aber damit kann ich, dir nicht dienen."
Wieder entwickelte der Mutant eine geniale Idee. Er holte die vom Passantum abgetrennte Hand und steckte sie durch die Klappe in die Zeitmaschine.
„Tür zu!" befahl er.
So geschah es.
Dann machte er sich auf die Suche nach dem
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