1807 - Larissas Blut-Party
versteckt sein soll.«
»So etwas wäre schon perfekt.«
»Und was tun Sie dagegen?«
Harry lächelte kantig. »Das ist ganz einfach. Ich werde versuchen, ihn zu vernichten.«
»Ha, Sie?«
»Ja.«
»Aber Sie sind nicht van Helsing.«
»Und der Vampir ist nicht Dracula. Wenn Sie sagen, dass er sich im Wald versteckt, dann glaube ich Ihnen das. Aber wissen Sie auch, wo man ungefähr suchen muss?«
»Nein.«
Harry lächelte. »Das wird mir dieser Bestatter schon sagen, darauf können Sie sich verlassen.«
»Wollen Sie denn zu ihm?«, fragte Andrea flüsternd.
»Das muss ich wohl, weil ich noch einige Informationen brauche, die wohl nur er mir geben kann.«
»Sehe ich ein.«
»Gut, dann darf ich mich bei Ihnen schon mal für die tolle Unterstützung bedanken.«
»Ach, ich habe doch nichts getan.«
»Das ist ein Irrtum.«
»Da kommen sie!«
Andrea wies mit dem ausgestreckten Finger gegen die Scheibe, und Harry folgte der Blickrichtung.
Es war verrückt. Andrea hatte sich nicht vertan. Auf der Garageneinfahrt bewegte sich ein Wagen. Es war ein Leichenwagen.
»Die fahren was!«, flüsterte Andrea.
»Da fragt man sich, wohin.«
»In den Wald?«
»Kann sein.« Harry überlegte. Er dachte auch an seinen Freund John Sinclair. Und ein Gedanke wollte ihn nicht loslassen. Der Bestatter hatte den Leichenwagen genommen. Mit ihm wurden Leichen transportiert, aber nicht nur sie. Man konnte damit auch Personen wegschaffen, die noch am Leben waren.
Er flüsterte etwas.
»Was meinen Sie?«
Harry winkte ab. »Ich meine, dass ich den Wagen dort verfolgen werde.«
»Gute Idee.«
»Aber nicht mit Ihnen, Andrea. Das ist zu gefährlich für Sie. Diese Typen sind unberechenbar.«
»Aber Sie wären allein.«
»Das weiß ich.«
»Und? Trauen Sie sich so etwas zu?«
»Wenn man muss, dann kann man vieles, Andrea. Und jetzt möchte ich Sie bitten, auszusteigen, und drücken Sie uns die Daumen, dass wir es schaffen.«
»Ja, das tue ich.«
»Dann bin ich zufrieden.« Harry wartete, bis die junge Frau aus dem Wagen gestiegen war. Dann musste er schon Gas geben, denn der andere Wagen hatte sich schon ein ganzes Stück entfernt.
Eins wusste Harry. Es würde keine einfache Sache werden, denn Schwarz und seine Gehilfen würden sicher darauf achten, ob sie verfolgt wurden. Auch war Harry gespannt, wohin die Fahrt ihn führen würde. Er hatte sich so seine Gedanken gemacht, und als Ziel kam eigentlich nur der Wald infrage …
***
Ich schaukelte mal nach oben, dann wieder nach unten. Also rauf und runter. Dabei war ich nicht frei, sondern lag nach wie vor in der stockdunklen Kiste, die nur woanders verstaut worden war.
Ich hatte mitbekommen, wie ich weggetragen wurde. Dann hatte ich schabende Geräusche gehört, und wenig später war ich mitsamt der Kiste in Bewegung geraten.
Wir fuhren.
Ich konnte mir vorstellen, dass mein Sarg auf die Ladefläche eines Autos geschoben worden war. Jetzt ging es einem neuen Ziel entgegen, und das konnte meiner Ansicht nach nur im Wald liegen. Und dort befand sich auch die Blutsaugerin, die eine Party feiern wollte.
Wie hatte sie noch geheißen? Ja, Larissa. Und mich nahm man mit zu Larissas Blut-Party. Man brauchte ihr kein abgezapftes Blut mehr zu bringen, sie konnte sich am lebenden Objekt bedienen, was für sie eine große Freude sein würde.
Für mich weniger.
Ich versuchte nicht daran zu denken, was mich erwartete. Ich musste mich auf mich selbst konzentrieren.
Mir wurde wieder die Luft knapp.
Bereits seit einer geraumen Zeit atmete ich nur noch durch die Nase, um so wenig Sauerstoff zu verbrauchen wie eben möglich. Meine Beretta hatte man mir gekommen, das Handy war leider auch verschwunden, und so hatte man mir jegliche Möglichkeit genommen, Hilfe herbeizuholen, indem ich meinem Freund Harry Stahl Bescheid gab.
Ich blieb weiterhin auf mich allein gestellt. Die Luft um mich wurde schlechter. Die Temperatur stieg. Längst lag auf meinem Gesicht eine dünne Schicht aus Schweiß.
Ich vermied auch die kleinste Bewegung und konzentrierte mich nur auf meine Atmung.
Und der Wagen?
Er fuhr weiter. Und er hatte längst die glatten Straßen verlassen. Jetzt ging es über einen Weg, der alles andere als eben war. Das Auto schaukelte stärker und dieses Schaukeln übertrug sich auch auf seine Ladung.
Ich machte mir selbst Hoffnung, indem ich mir sagte, dass wir bald am Ziel waren.
Dann passierte es. Der Wagen stoppte. Ich konnte es kaum fassen und registrierte es wie nebenbei.
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