1807 - Larissas Blut-Party
Für mich war es eine Überraschung, dass Sie aus dem Haus des Bestatters gekommen sind.«
»Ja, das stimmt.«
Harry war froh, dass sie redete. »Bitte, steigen Sie ein. Wir fahren auch nicht weg. Wir können uns hier bestens unterhalten.«
Die junge Frau nickte. Sie stieg langsam ein und zog selbst die Tür zu.
Der BKA-Mann reichte ihr die Hand. »Mein Name ist Harry Stahl.«
Sie nickte: »Ich sah Sie mit Ihrem Freund Mister Sinclair im Restaurant beim Essen sitzen.«
»Ihn suche ich.«
Andrea setzte sich so hin, dass sie Harry ins Gesicht schauen konnte. »Ehrlich?«
»Ja, deshalb bin ich hier.«
»Und ich habe ihn vor Kurzem noch gesehen, denn er ist gekommen, um mich zu befreien.«
»Aus dem Haus?«
»Ja.«
Harry musste schlucken. Das war wirklich ein Hammer. Damit hätte er nicht gerechnet. Zahlreiche Fragen huschten durch seinen Kopf, die er allerdings nicht stellte. Er hatte sich für etwas anderes entschieden und nickte ihr zu. »Bitte, Frau …«
»Ich heiße Andrea Schürmann. Aber sagen Sie ruhig Andrea.«
»Okay, Andrea, und ich bin …«
»Polizist, ich weiß.«
»Wunderbar, dann steht einer vertrauensvollen Zusammenarbeit ja nichts im Wege.«
»An mir soll’s nicht liegen.«
»Okay, dann los.«
Und Andrea redete. Sie war offenbar froh, alles loszuwerden. So erfuhr Harry Stahl auch, dass dieser Erwin Schwarz sich Menschen als Blutspender gefügig gemacht hatte. Keiner hatte dagegen aufgemuckt. Alle fürchteten sich vor dem Bestatter, der hier das große Sagen hatte.
Harry erfuhr auch, wer Andrea von der Blutbank befreit hatte, aber sie konnte nicht sagen, wo sich der Geisterjäger jetzt aufhielt. Da war sie überfragt.
»Wissen Sie denn, ob er aus dem Haus gegangen ist?«
»Bestimmt nicht.«
»Wieso?«
»Das hätte ich gemerkt. Ich habe noch auf ihn gewartet, nachdem die beiden anderen das Haus längst verlassen hatten. Er wollte sich Erwin Schwarz vornehmen.«
»Ja, das ist möglich. Nur hätte er längst wieder auftauchen müssen.«
»Da kann ich Ihnen auch nicht helfen.« Sie hob die Schultern an. »Ich bin ja froh, dass ich aus dem Haus raus bin.«
»Stimmt auch wieder«, murmelte Harry und sprach weiter. »Dann wäre John noch drin.«
»Wenn er keinen Hinterausgang genommen hat, bestimmt.«
»Hat er nicht. Kann ich mir zumindest nicht vorstellen, wenn ich ehrlich sein soll.« Er sah der jungen Frau ins Gesicht. »Ist er denn allein im Haus?«
»Nein.« Sie lachte hart auf. »Das auf keinen Fall. Schwarz hat zwei seiner Mitarbeiter bei sich. Männer für die groben Arbeiten. Die brechen hin und wieder Leichen die Knochen, damit sie in zu kleine Särge passen. Die sind oft bei ihm. Eigentlich immer.«
»Heute auch?«
Andrea Schürmann nickte heftig. »Ja, beide waren da. Sie mussten uns ja unter Kontrolle halten. Peter und Paul. Zwillinge und Glatzköpfe.«
»Und gefährlich?«
»Darauf können Sie sich verlassen. Die gehen über Leichen, wenn es darauf ankommt.« Andrea musste lachen, als sie in diesem Zusammenhang an das Wort Leichen dachte.
»Was John Sinclair weiterhin vorhatte, das wissen Sie nicht zufällig?«
»Er wollte sich um Schwarz kümmern. Er wollte dafür sorgen, dass kein Mensch mehr Blut zu spenden braucht. So etwas ist grauenhaft und gegen jede Menschlichkeit.«
»Das stimmt. Und für wen hat er das Blut gebraucht? Doch nicht für sich.«
»Nein, auf keinen Fall. Er hatte schon Abnehmer.«
»Wen?«
»Wir sprachen immer von Vampiren, obwohl er das nicht bestätigt hat. Aber für wen sollte das Blut sonst sein?«
»Der Gedanke an Vampire ist nicht schlecht, Andrea.«
Sie blies die Wangen auf und blickte ihn ungläubig an. »Glauben Sie etwa an Vampire?«
Harry lächelte und sagte: »Ich streite zumindest nicht ab, dass es sie geben könnte.«
»Damit haben Sie recht.«
»Wieso?«
»Das viele Blut ist für einen Vampir. Wahrscheinlich eine Reserve.«
»Wissen Sie mehr?«
»Nein, leider nicht. Ich würde es Ihnen auch nicht verraten und mir damit den Mund verbrennen.«
»Warum nicht?«
»Weil ihre Rache furchtbar sein kann. Ich möchte nicht als Blutsauger enden. Sie etwa?«
»Nein, auf keinen Fall.« Harry lächelte. »Und trotzdem muss ich diesen Vampir finden.«
»Warum?«
»Ganz einfach, Andrea. Er darf nicht existieren. Kein Vampir darf das. Es wäre für die Menschen viel zu gefährlich.«
Andrea nickte. »Ja, das kann ich verstehen. Ich habe nur von dem Vampir gehört, ihn aber nicht gesehen, aber ich weiß, dass er im Wald
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