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181 - Der ewige Turm

181 - Der ewige Turm

Titel: 181 - Der ewige Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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verfluchtes Mörderpack?« Die gezückten Schwerter in den Fäusten, ging er auf den Krieger los, der ihm am nächsten stand. Im selben Moment schoss Chira wieder aus dem Gestrüpp und griff an. Schwertklingen schlugen Funken sprühend aufeinander, Knurren, Bellen und Geschrei vermischten sich, und kurz darauf lagen drei weitere Kämpfer verwundet am Boden. Die letzten zwei Turmherren flüchteten, Chira hetzte ihnen kläffend hinterher.
    Dumpfes Grollen erfüllte plötzlich die Luft. Rulfan fuhr herum. Bunte Lichter blitzten am Morgenhimmel über dem ewigen Turm auf. Feuerschweife versprühten grelle Sternchen, Leuchtstreifen stiegen vom Luftschiff auf, das direkt über der Brücke zwischen den beiden Turmruinen schwebte. Es knallte und leuchtete und funkelte und blitzte. Ein Feuerwerk!
    »Was ist das?« Sayona stand auf einmal in den Trümmern der Ruinen. Rulfan steckte sein Schwert weg und setzte das Fernrohr ans rechte Auge. Die Lichtstreifen schossen aus einem offenen Fenster in der Gondel unter dem Luftschiffkörper. Deutlich sah Rulfan die Gestalt eines Mannes hinter dem Fenster. Er hatte dunkle Haut und helles, rötlich schimmerndes Haar.
    »Der Gott kommt uns zur Hilfe!«
    Rulfan setzte das Fernrohr ab, um zu sehen, wer da neben ihm jubelte. Es war Honbur. Er hatte das Schädelteil seines Affenfells zurückgeklappt, sein Gesicht glühte vor Aufregung und Freude.
    Eynaya und zwei ihrer Söhne brachen aus dem Gestrüpp. »Der Gott speit Feuer!« rief Eynaya. Sie schwenkte eine Fackel. »Er hat die Turmherrenrotten vertrieben! Sie fliehen in den ewigen Turm! Ruulay und seine Kämpfer verfolgen sie!«
    »Es ist kein Gott.« Rulfan setzte das Fernrohr wieder an. »Es ist ein sehr kluger Mann.«
    »Warum lässt er sein Himmelsschiff über der Turmbrücke schweben?« Sayona zog eine der Fackeln aus dem Waldboden und trat neben Rulfan. »Warum fliegt er nicht hierher über die Lichtung?«
    »Wie soll er wissen, dass hier gekämpft wird?«, fragte Eynaya.
    »Weiß er gar nicht, dass sein Feuer die Rotte Reezars vertreibt?«, wunderte Honbur sich.
    »Vielleicht will er uns etwas zeigen.« Rulfan senkte das Fernrohr. Die Lichtblitze des Feuerwerks erhellten die Brücke zwischen den Türmen. Eine verschwommene Gestalt stand hinter der halb durchsichtigen Fassade der Brücke. »Da oben ist jemand.« Rulfan reichte das Fernrohr an Eynaya weiter.
    Chira sprang hechelnd aus dem Gestrüpp. Rulfan kraulte ihr Fell, während sie ihm um die Beine strich. Das Feuerwerk flößte ihr Furcht ein. Zwei Brüder Sayonas stießen zu ihnen. Auch sie trugen noch die affenartigen Tarnanzüge.
    »Ballaya!«, rief Eynaya plötzlich. »Dort oben im Turm steht meine Ballaya!«
    »Holen wir sie da herunter«, sagte Sayona.
    »Wie denn?«, wollte Eynaya wissen. »Wir können doch nicht einfach durch den ewigen Turm nach oben steigen!«
    »Wir gehen durch den anderen Turm«, schlug Honbur vor. »Durch den, den man auch den ›verbotenen‹ nennt.«
    »Hausen dort nicht die großen Orangus?«, fragte einer der Brüder Sayonas vorsichtig.
    »Affen«, erklärte Sayona, die den fragenden Blick Rulfans bemerkte. »Blutrünstige, fleischgierige Großaffen.«
    »Versuchen wir es trotzdem«, sagte Rulfan. Sie liefen los. Chira sprang vor ihn, duckte sich wie zum Sprung und knurrte drohend. Rulfan blieb stehen. Sein Blick fiel auf den Schulterteil seiner Fellweste. Ein großer Falter hing dort. Er wollte ihn mit der Hand abstreifen, doch das Tier entfaltete überraschend große Schwingen und flatterte davon. Es war kein Falter, es war eine kleine Fledermaus.
    ***
    Sie stürmten durch den Wald. Ruulay führte sie an. Er schrie, alle schrien sie vor Wut und Schmerz, weil über zwanzig ihrer Fischer und Jäger erschlagen oder erstochen auf der Lichtung zurückgeblieben waren. Und zugleich schrien sie ihren Jubel und ihren Triumph hinaus, denn mehr als dreißig Turmkrieger lagen ebenfalls tot oder verletzt auf dem Schlachtfeld, und die restlichen achtzehn oder neunzehn flohen zurück in den ewigen Turm. Die letzten stürmten eben mit wehenden Mantelschößen durch dessen Eingang.
    Die feurigen Himmelserscheinungen über dem ewigen Turm mussten Reezars räuberische Krieger vollkommen um Mut, Fassung und Verstand gebracht haben. Sie hatten wohl begriffen, auf welcher Seite der Gott kämpfte. Das jedenfalls vermutete Ruulay. Die Wendung des Kampfes bestärkte ihn und seine überlebenden Mitstreiter in der Gewissheit des göttlichen Beistandes.
    Ihre Tapferkeit

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