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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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formen. Sie trafen wenige Stunden zu spät ein, um in der Schlacht von Großgörschen noch etwas zu bewirken. Doch immerhin, die Feuertaufe hatten seine Männer bestanden. Sich gleich danach vor der Grande Armée zurückziehen zu müssen ging ihnen genauso gegen den Strich wie ihrem Anführer.
    Deshalb sprach Colomb im vorübergehenden Stabsquartier in Meißen bei seinem Schwager Blücher vor. Er wollte die französischen Eindringlinge zwischen Elbe, Saale und Orla mit seiner Streifschar aufstören und ihnen Munition, Kurierpost, Proviant und Geld abnehmen. Schließlich hatte Blücher zusammen mit seinem Generalstabschef Scharnhorst schon im Frühjahr einen »Insurrektionsplan« für Deutschland entwickelt, der solche Störmanöver durch Streifkorps in verschiedenen Gebieten vorsah, um einen Volksaufstand zu entfachen.
    Umso mehr erstaunte es Colomb, dass der Schwager nach der Schlacht von Großgörschen seinen Vorschlag plötzlich ablehnte.
    »Sind doch allet junge Leute ohne Kampferfahrung. Die darf man nicht sinnlos opfern!«, hatte der alte General erklärt.
    Er wirkte müde dabei oder enttäuscht.
    Colomb wusste, sein berühmter Schwager legte Wert darauf, dass die Männer gut ausgebildet waren, die er ins Gefecht schickte. Und trotzdem hatte er ein paar Tage zuvor furchtbare Verluste hinnehmen müssen – achttausendfünfhundert Mann unter seinem Kommando!
    Doch Peter von Colomb, Husar durch und durch, gab nicht auf. Er ließ sich bei Gneisenau melden, der als junger Offizier in Ansbach-Bayreuther Diensten freiwillig nach Nordamerika gegangen war und dort im Unabhängigkeitskrieg die Partisanentaktik kennengelernt hatte. Ihm erklärte Colomb noch einmal, dass seine Leute mittlerweile bestens ausgebildet seien, allesamt verwegene Reiter, etliche Rittergutsbesitzer unter ihnen, die quasi im Sattel aufgewachsen waren, und seine Jäger gute Scharfschützen.
    Zusammen mit Gneisenau entlockte er schließlich Blücher die knurrige Zustimmung zu seinem Vorhaben. Der alte General fasste das in die bemerkenswerten Worte: »Wenn er denn zum Teufel fahren will, so fahre er!«
    Colomb hatte nicht vor, zum Teufel zu fahren.
    Deshalb hielt er seinen kleinen, nicht einmal einhundert Mann zählenden Trupp ständig in Bewegung und legte Wert auf die Feststellung, eine Streifschar als Teil der regulären Armee im Hinterland des Feindes mit militärischer Disziplin zu führen, kein Freiwilligenkorps. Sie übernachteten nur im Wald oder in geschlossenen Gehöften, ließen die Pferde die meiste Zeit gesattelt und wogen sorgfältig ab, wann sie eine Aktion wagen konnten und wann sie sich lieber ins Gehölz zurückzogen, weil der Gegner übermächtig war. So agierten sie nun schon zwei Wochen allein im Feindesland ohne eigene Verluste, hatten wichtige Depeschen abgefangen, einiges Geld requiriert und wurden von der sächsischen und thüringischen Bevölkerung geradezu begeistert aufgenommen. Die Überrumpelung einer kompletten französischen Einheit diese Nacht war ihre erste größere militärische Aktion, und zu seiner Befriedigung hatte er dabei keinen einzigen Mann eingebüßt.
     
    Der französische Leutnant Mercier begriff endlich seine missliche Lage. Da er keinen Zweifel daran hegte, dass dieser verrückte preußische Husar ihn andernfalls tatsächlich im Nachthemd durchs Dorf führen würde, stieg er fluchend und schimpfend in seine Hosen, zog sich die Uniformjacke über und fuhr in die Stiefel, während sein Gegenüber ihn nicht aus den Augen ließ und die französischen Schimpftiraden ignorierte.
    Nach kurzem Blick aus dem Fenster – tatsächlich war auf dem Hof nicht ein einziger seiner Männer zu sehen! – nahm Mercier mit finsterer Miene den Säbel vom Tisch und überreichte ihn Colomb.
    »Monsieur, ich begebe mich in aller Form in Ihre Gefangenschaft und erwarte eine ehrenhafte Behandlung gemäß meinem Rang, obwohl Sie schwarze Briganten sind.«
    »Sie irren, wir sind reguläre Truppen.« Colomb nahm den Säbel und auch die Pistole und bedeutete seinem Gefangenen, vor ihm durch die Tür zu treten. Erneut musste er den Kopf einziehen, um nicht gegen die niedrigen Balken zu stoßen.
    »Wir gehen jetzt ein Stück durch den Wald, wo Sie Ihr Kommando und Ihre Ausrüstung vorfinden werden«, kündigte er an.
    Sie liefen keine Viertelstunde, da sah Mercier mitten im Wald, was aus seiner schönen Kavallerietruppe geworden war: alle dreißig Mann entwaffnet, Waffen und Kürasse auf einen Haufen geworfen.
    Das brachte den

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