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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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enden wollenden Pfad ritten, ohne dass irgendein Dorf in Sicht war. »Oder willst du jetzt etwa ins Niemandsland? Unsere Arbeit ist noch lange nicht erledigt.«
    Felix starrte auf den Gefährten, als hätte der den Verstand verloren. »Begreifst du das nicht? Es ist Waffenstillstand! Und wir müssen uns sputen, damit wir rechtzeitig hinter die Linien kommen.«
    »Das steht doch gar nicht fest …«, konterte Richard und erntete dafür heftigen Widerspruch von seinem Freund.
    »Ich vertraue dem Rittmeister! Und das noch mehr, seit ich gesehen habe, welche Zustände unter Lützows Kommando herrschen.«
    »Als du ihn neulich angeschrien hast, warst du anderer Meinung«, hielt Richard ihm entgegen.
    Für einen Augenblick verstummte Felix und schluckte, obwohl sein Mund vor Hitze und Staub so ausgetrocknet war, dass er nichts mehr zu schlucken hatte. Das Gemetzel unter den Pferden war etwas, das schlimm in ihm wühlte und das er nie vergessen würde.
    »Wie stellst du dir das vor?«, fragte er ungewohnt bissig. »Sollen wir zu ihm gehen und sagen, dass wir lieber unter einem anderen Kommando dienen möchten? Wir können froh sein, dass er uns nicht längst rausgeworfen hat – erst hab ich ihn angebrüllt, dann waren wir in eine Prügelei mit verbündeten Truppen verwickelt.«
    Dass er es außerdem nicht übers Herz bringen würde, sich von seiner Stute zu trennen, verschwieg Felix lieber. Joséphine war ein außergewöhnliches Pferd, wie man nur ein oder zwei Mal im Leben eines fand.
    »Ich kann das jetzt nicht alles aufgeben«, meinte Richard und wies mit ausgestrecktem Arm um sich. »Das freie Leben, das Abenteuer, den Wald, diese Männer hier, unsere treuen Kampfgefährten … Das Gefühl, es den Franzosen heimzuzahlen und etwas fürs Vaterland zu tun. Kannst du dir wirklich vorstellen, jetzt wieder in Freiberg zwischen staubigen Büchern zu sitzen und die Eigenschaften von Rotgüldigerz oder Halsbacher Achaten zu büffeln? Nach all dem, was wir inzwischen erlebt haben? Zurück in das muffige Zimmer der neugierigen alten Witwe Bernhard? Wir dürften ja nicht einmal jemandem von unseren Heldentaten erzählen. Außer du vielleicht deinem Fräulein Henriette.«
    »Diese Männer hier, deine
treuen Kampfgefährten,
willst du gerade verlassen«, erinnerte ihn Felix gereizt. »Und w
irklich vorstellen
kann ich mir, dass uns die Franzosen nur allzu gern über die Klinge springen lassen, wenn wir nicht rechtzeitig hinter der Demarkationslinie sind.«
    Richard holte tief Luft, sah seinen Freund prüfend an und schwieg eine Weile. Schließlich rückte er damit heraus.
    »Es war ja nicht nur wegen des Vaterlandes und der Ideale, dass ich mich als Freiwilliger gemeldet habe …«
    »Sondern?« Felix fragte sich, was nun wohl kommen würde.
    »Man kann in Preußen nach dem Studium nur Karriere im Staatsdienst machen, wenn man einem Freiwilligen Jägerkorps beigetreten ist«, gestand sein Freund kleinlaut.
    Der Jüngere zuckte mit den Schultern. »Sind wir doch. Hier – sieh dich um!«
    »Ich weiß nicht, ob die so eine winzige Einheit gelten lassen. Die kennt doch keiner. Ich denke schon, dass man bei den Lützowern gewesen sein muss. Und schau mich nicht so entrüstet an! Wollen deine Eltern nicht auch, dass du eine Anstellung in der Salinenverwaltung bekommst?«
    »Ja.« Jetzt klang Felix wütend wie selten. »Aber dabei wird mir
das
hier« – nun wies er mit dem Arm um sich – »eher hinderlich sein, wenn es herauskommt. Denn Köthen ist nicht Preußen, sondern untersteht Jérôme Bonaparte, wenn ich dich daran erinnern darf. Ich diene also in einer feindlichen Armee und muss froh sein, wenn ich deshalb nicht vors Kriegsgericht komme. Und
meine
Eltern verlangen nicht von mir, dass ich vor meinen Kommandeur trete und ihm sage, dass ich lieber in ein anderes Kommando will, weil das
berühmter
ist! Hast du überhaupt kein bisschen Ehre im Leib?«
    Die Schimmelstute zuckte mit den Ohren; sie war es nicht gewohnt, dass ihr sanfter Reiter schrie.
    Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen.
    Felix nahm die Brille ab, wischte die Staubschicht auf den Gläsern am linken Ärmel ab und setzte sie wieder auf. Dann musterte er Richard. Ihm war, als würde er einen Fremden sehen.
    »Das war von Anfang an dein Grund, nicht wahr?«, sagte er. »Die ganze Zeit in Freiberg schon, als du auf mich eingeredet und von der Befreiung des deutschen Vaterlandes gefaselt hast! Du hattest nur im Sinn, dass du sonst keinen gutbezahlten Posten

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