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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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er Major bestand darauf, dass sein Sohn in das Haus der Gerlachs gebracht wurde. Nachdem sie Étienne im Lazarett gefunden hatten, war er nicht von dessen Seite gewichen, während Jette dem Todkranken Wasser einflößte und kalte Umschläge auflegte.
    Erst als Hoffnung aufkam, dass sein einziger Sohn nicht binnen der nächsten Stunde sterben würde, verließ er die Kammer, um zunächst ein sehr kurzes, energisches Gespräch mit Dr. Bursian und Dr. Meuder zu führen.
    Der Arzt untersuchte die Verletzung am Arm – ein glatter Durchschuss, der schlecht verheilte, aber zumindest nicht eiterte – und bestätigte, dass der Seconde-Lieutenant mehr unter den Folgen des Transportes bei mangelnder Betreuung und Verpflegung litt als an der Schussverletzung selbst.
    »Er muss hier weg. Bei den Gerlachs wird er gute Pflege haben«, forderte de Trousteau. »Ich weiß, Sie fürchten, er könnte das Nervenfieber in die Stadt tragen, aber das könnte jeder Ihrer Pfleger auch, selbst Demoiselle Gerlach. Stellen Sie sie von ihren Einsätzen hier frei, damit sie meinen Sohn gesund pflegt!«
    Nach kurzem Überlegen stimmte der Lazarettaufseher zu. Dieser Major würde sowieso keine Ruhe geben. Tatsächlich standen die Chancen besser, dass sein Sohn genesen würde, wenn er unter günstigeren Bedingungen als hier versorgt wurde.
    Auf die Hilfe des Fräulein Gerlach verzichtete er nicht gern. Doch was sollte er einwenden? Sie war ohnehin nur freiwillig und für ein paar Stunden hier und hatte mehr geleistet, als er hoffen konnte. Der Major hatte das Sagen, sofern nicht aus ärztlicher Sicht etwas gegen seine Forderung sprach. Im besten Fall ersparte sie ihm den Ärger, den dieser herrische Franzose zweifellos verursachen würde, wenn der junge Offizier hier starb.
    Etwas erleichtert kehrte de Trousteau in das Haus am Untermarkt zurück, führte ein ähnliches und sehr beharrliches Gespräch mit Friedrich Gerlach und schickte zwei Soldaten mit einer Trage los, um seinen Sohn hierherbringen zu lassen. Er selbst begleitete sie zu Pferde und ließ den Schwerkranken nicht aus den Augen.
    Der kleine Anton wurde ausgesandt, um seinen Vater und seinen Bruder zurückzuholen, und war sehr stolz auf diesen Auftrag. Da sich seine Mutter weigerte, den Zwölfjährigen allein auf diese Reise zu schicken, gab ihm der Major einen seiner Grenadiere mit. Mit solcher Begleitung und dem Bewusstsein, im Auftrag eines Majors der Grande Armée zu handeln, fühlte sich Anton schon fast wie ein Mann, wie ein Soldat.
    Unterdessen verwandelten Johanna und Nelli Étiennes Zimmer in ein Krankenlager. Sie hängten Leinen vor die Fenster, damit die Sonne es nicht aufheizte, brachten Eimer mit warmem und kaltem Wasser herein und legten Verbandszeug bereit, während Lisbeth Hühnerbrühe kochte.
    Der Adjutant des Majors zog dem Bewusstlosen die schmutzigen, blut- und schweißdurchtränkten Sachen aus, wusch und rasierte ihn und kleidete ihn in sauberes Leinen.
    Von da an übernahm Henriette die Pflege des todkranken Seconde-Lieutenants.
    Die Tür stand immer offen, damit niemand Anstoß nahm, und solange Jette das Gefühl hatte, den Patienten nicht allein lassen zu können, übernahm Johanna wieder den Buchverkauf. Nachts wachte jeweils einer der Soldaten über den Kranken und hatte Befehl, sofort nach der Demoiselle zu rufen, sollte sich dessen Zustand verschlechtern. Auf Weisung des Majors wurde Jette vom Tanzunterricht freigestellt.
     
    Die ersten drei Tage waren die schlimmsten. Étienne fieberte stark, schrie Unverständliches in seinen Hitzeträumen. Sie musste ihn wecken, wenn sie ihm etwas zu trinken einflößen wollte. Er erkannte sie nicht und schien nichts von dem zu begreifen, das ihn umgab.
    Jette hatte viel von den beiden Ärzten gelernt, dem kaum dreißigjährigen Dr. Meuder und dem deutlich älteren Dr. Drechsler. Auch Johanna wusste allerhand über Krankenpflege, doch langsam gingen ihnen die Möglichkeiten aus, eine Wende in Étiennes Zustand herbeizuführen. Manchmal wich das Fieber am dritten Tag. Aber niemand wusste, wie lange er schon in diesem schrecklichen Zustand war.
    Immerhin lebte er noch. Dr. Bursian hatte versprochen, einen Arzt vorbeizuschicken, sobald es ihm möglich war.
    Doch Jette wusste aus eigener Anschauung, dass diese in den Lazaretten unabkömmlich waren. Nur wenn sich die Schussverletzung entzündete und zu eitern begann, dann sollte sie sofort Nachricht geben, und dann würde Dr. Bursian tatsächlich jemanden schicken.
    Zu aller

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