1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)
Kosaken und verstand sich gut mit ihnen. Er schätzte ihren Mut und ihr Geschick im Umgang mit Pferden. Auch deshalb ließ er sich von seinen Gedanken nichts anmerken und hieß den legendären Hetman mit dem Respekt willkommen, der ihm zustand.
General Platow bot trotz seiner mehr als sechzig Jahre einen imposanten Anblick, mit dunklen, durchdringenden Augen und in einem Mantel aus Bärenfell. Wenn er auf seinem Pferd saß, schien es, als würde er mit dem Tier zu einem Lebewesen verschmelzen; kraftvoll, willensstark und unüberwindlich.
»Meine Herren!«, begrüßte Thielmann seine Mitstreiter. »Ich habe Nachricht, dass Bonaparte die Truppenstärke von General Lefèbvre-Desnouettes auf mehr als achttausend Mann erhöht hat, vielleicht sogar zehntausend. Zumeist durch Kavallerie, aber auch durch Garde.«
Sie selbst waren etwa halb so stark.
»Greifen wir an?«
»Mit Vergnügen«, erwiderte der Major von Colomb. Er kannte Thielmanns Plan, sie hatten ihn gemeinsam entworfen. »Betrachten wir es als Kompliment, dass er sogar seine Garde gegen uns aufbietet.«
»Ich fürchte seine Garden nicht. Die haben wir schon einmal vor uns hergejagt«, knurrte Hetman Platow mit tiefer Stimme.
»Schicken wir sie endlich nach Hause, nach Frankreich!«, forderte von Mensdorff.
»Ja«, sagte der Oberst von Pückler. Nicht mehr und nicht weniger, vollkommen seiner Sache sicher.
»Gut«, konstatierte Thielmann zufrieden. »Wir gehen wie folgt vor.«
Am 28 . September 1813 wurde Charles Lefèbvre-Desnouettes schon morgens um drei durch Kanonenschüsse aus dem Schlaf gerissen. Platow griff bei Altenburg so heftig an, dass sich der französische General gezwungen sah, seine Truppen auf der Straße nach Zeitz zurückzuziehen.
Dort nahm Thielmann sie bei Meuselwitz in Empfang. Mit lautem Hurra trieben seine Husaren und Kosaken die Kaisergarde auseinander.
Ein anderer Teil der französischen Reiter wurde in die Richtung gejagt, in der Thielmann seine Geschütze aufgestellt hatte – auf dem Galgenberg vor Zeitz. In Zeitz leitete der Anführer einer seiner Kavalleriebrigaden, Prinz Biron von Kurland, den Sturm auf ein Fabrikgebäude, in dem sich ein Teil der französischen Streitmacht verschanzt hatte und sich hartnäckig verteidigte. Als der Prinz von einer feindlichen Kugel schwer verletzt wurde, forderten seine Leute die Erschießung all derjenigen, die noch im Gebäude waren. Thielmann musste persönlich eingreifen, um ein so ehrloses Verhalten zu verhindern.
Am Ende dieses Tages hatten die vereinten Streifkorps dreihundert Tote und Verwundete auf eigener Seite, dafür aber einen Gegner von doppelter Stärke überwältigt. Sie machten eintausendfünfhundert Gefangene, erbeuteten vier Kanonen und zwei Haubitzen, vierhundert Pferde und sogar drei Standarten.
Charles Lefèbvre-Desnouettes zog sich eiligst mit den Überresten seiner einst stolzen Truppe Richtung Weißenfels zurück.
Als Napoleon vom Ausgang dieser Operation erfuhr, kannte sein Zorn keine Grenzen.
Nachdem er sich wieder gesammelt hatte, diktierte er das offizielle Bulletin über diese Affäre. Und wie es seine Gepflogenheit war, rundete er dabei je nach Bedarf großzügig auf und ab. In diesem Falle ab, um die Angelegenheit als unbedeutend darzustellen. Nun war die Rede von viertausend Reitern der Grande Armée, denen dreitausend Plünderer entgegengetreten seien, leichte Truppen der Preußen, Österreicher sowie Kosaken.
Besonders ausgiebig widmete er sich einer Hasstirade gegen Thielmann. Dieser sei derjenige Sachse, der von seinem König mit Wohltaten überhäuft worden sei. Doch zum Lohn dafür habe er sich als der unversöhnlichste Feind seines Königs und seines Landes erwiesen.
Auch wenn er es nie zugeben würde, Johann Adolph von Thielmann fühlte sich zutiefst getroffen, in aller Öffentlichkeit erneut als Verräter dargestellt zu werden. Schlimmer noch: als der größte Verräter Sachsens. Was wohl seine Frau und seine Kinder deshalb auszustehen hatten?
Außerdem war da ja noch die Aufforderung, sich bis zum 4 . Oktober in Dresden dem Kriegsgericht zu stellen. Thielmann war versucht, das zu tun. Er hätte sich allein mit den Briefen des Königs reinwaschen können, der ihn für sein Handeln immer wieder gelobt und seine volle Zustimmung erteilt hatte – bis zu seiner schicksalhaften Entscheidung vom 10 . Mai. Doch er brachte es immer noch nicht fertig, seinen König bloßzustellen.
Der Major von Colomb kannte den sächsischen
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