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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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von Hass auf die Franzosen getrieben, die ihrem Land so arg mitgespielt hatten. Doch vom Wesen her könnten sie nicht unterschiedlicher sein.
    Blücher war impulsiv, vorwärtsdrängend, leutselig und gleichermaßen beliebt bei seinen preußischen Soldaten wie bei den Kosaken unter seinem Kommando, weil er wie sie lebte, fluchte, spielte, trank und seine kauzigen Sprüche machte.
    Yorck hingegen war die Inkarnation eiserner Disziplin. Ein Mann, der nie die Miene zu einem Lächeln verzog, um niemandes Sympathien warb und absolut unkäuflich war. Napoleon hatte es versucht, er hatte ihm auf dem Russlandfeldzug sogar den Marschallstab angeboten, um sich die Treue der Preußen zu sichern. Zu seinem grenzenlosen Erstaunen lehnte Yorck ab. Noch nie hatte jemand eine solche Ehre ausgeschlagen!
    Aber so war Ludwig von Yorck. Schon am Anfang seiner Militärlaufbahn nahm er lieber mehrere Monate Festungshaft wegen Insubordination in Kauf, als den Diebstahl von Kirchenbesitz durch einen Vorgesetzten stillschweigend zu tolerieren.
    Auf dem Russlandfeldzug führte er – inzwischen Generalleutnant – die einundzwanzigtausend Mann preußischer Truppen in den Kampf. Er tat dies zähneknirschend, denn wie viele seinesgleichen empfand er das preußisch-französische »Bündnis« als Schmach, nach dem Preußen diese Truppen zu stellen hatte. Als sein Korpsführer Marschall Macdonald auf Grund von Proviantmangel die Preußen – nur diese, nicht die Franzosen! – auf halbe Ration setzte, brachte sich Yorck mit seiner heftigen Intervention erneut bis kurz vors Kriegsgericht.
    Er handelte eisern nach seiner Überzeugung und nichts sonst. Deshalb hatte er im Dezember auf eigene Faust und ohne Zustimmung des Königs in Tauroggen das Neutralitätsabkommen seines Korps mit Russland unterschrieben, um seinem Regenten die Soldaten zu erhalten. Dass ihn der König für diese Eigenmächtigkeit erneut vors Kriegsgericht stellen konnte und er dann nicht bloß mit einem Jahr Festungshaft davonkommen würde, war ihm vollkommen bewusst.
    Stattdessen kam durch seine einsame und mutige Entscheidung eine Ereignisfolge in Gang, die das Schicksal Preußens und Deutschlands wenden sollte: der Einzug der Alliierten in Berlin, der Aufruf des preußischen Königs an sein Volk, das antinapoleonische Bündnis mit Russland, der Krieg gegen den scheinbar Unbesiegbaren.
    Friedrich Wilhelm von Preußen stellte seinen eigensinnigen General nicht vors Kriegsgericht, aber unter Blüchers Kommando, obwohl beide denselben Rang besaßen. Für Yorck eine besonders demütigende Strafe.
    Die letzte große Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und dem »Marschall Vorwärts«, wie die Russen Blücher seit dem Sieg an der Katzbach nannten, lag erst wenige Wochen zurück, und sie schienen dabei die Rollen vertauscht zu haben: Ausgerechnet der eiserne Yorck warf dem sich als Soldatenvater gebenden Blücher vor, die Männer unter seinem Kommando sinnlos zu opfern.
    Das war unmittelbar vor dem Angriff an der Katzbach, einem schlesischen Seitenarm der Oder. Yorck forderte einen Ruhetag vor der Schlacht für seine vollkommen erschöpften Truppen. Blücher lehnte das rigoros und mit schroffen Worten ab.
    Daraufhin beschuldigte Yorck Blücher im Beisein etlicher russischer Generäle, die Truppen mit sinnlosen Märschen zu schwächen und durch seine verfehlte Kriegsführung viel preußisches Blut unnütz geopfert zu haben.
    Blücher blaffte zurück, der Unterschied zwischen ihnen beiden sei,
er
befehle und trage auch die Verantwortung dafür, und Yorck als sein
Untergebener
habe zu gehorchen.
    Danach bat Yorck den König, von seiner Stellung entbunden zu werden. Friedrich Wilhelm von Preußen wies das Ersuchen zurück, und so hatte sich Yorck mit seiner demütigenden Lage abzufinden.
    An der Katzbach führte er persönlich seine Infanterie in den Kampf und hatte entscheidenden Anteil am Sieg über Macdonald und seine Armee – ausgerechnet jenen Korpsführer, mit dem er in Russland über die Rationen seiner Männer gestritten hatte.
    Und nun stand er hier im kalten Morgennebel und sollte sein Korps allein in den Angriff schicken, damit der Feind nicht merkte, dass er die gesamte Schlesische Armee vor sich hatte.
    Ich habe noch nie eine so erbärmliche und schlecht durchdachte Schlachtdisposition vorgelegt bekommen wie diese, dachte Yorck, während er das Gelände noch einmal betrachtete, so weit die Sicht reichte. Wie viel Blut wird uns das kosten? Wir werden unter schweres

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