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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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mehr nur folgsame Kinder sein. Sie wollten nicht mehr länger Anteil daran haben, dass ihr Land verwüstet wurde. Und sie wollten leben.
    Das Schlachtenglück hatte Napoleon verlassen. Wer schlau war, sah zu, dass er noch rechtzeitig ans rettende Ufer kam.
     
    Einen Tag darauf erließ Friedrich August von Sachsen eine weitere Proklamation, diesmal an sein ganzes Volk.
    Doch er rief es nicht auf, sich gegen die Besatzer zu erheben und das Land zu befreien, um für ein einiges deutsches Vaterland zu kämpfen.
    Nein, er forderte von seinen Untertanen, sich nicht durch
feindliche Proklamationen
verführen zu lassen – ein klarer Verweis auf die Flugschriften, die von den Preußen, den Russen und auch von dem ehemals sächsischen Generalleutnant Thielmann veröffentlicht worden waren.
    »Wir erinnern, dass die Schuldigkeit des Untertanen, seinem Regenten treu zu bleiben, Unterwerfung und Gehorsam unbedingt und durch die heiligsten Gesetze geboten sind!«, rief der König seinen Sachsen ins Gewissen, im strengen Tonfall eines erzürnten Dorfschullehrers.
    Um zu verhindern, dass das Beispiel des Majors von Bünau Schule machte, sprach das auf königlichen Befehl eingesetzte Militärgericht ein hartes Urteil über den abtrünnigen Bataillonskommandeur und seine Offiziere. Sie wurden in Abwesenheit für vogelfrei erklärt und ihr Vermögen eingezogen.
    Ob der Vorsitzende des eiligst einberufenen Kriegsgerichtes da schon ahnte, dass er in weniger als drei Wochen selbst mit einem Teil seiner Mannschaften zu den Alliierten überlaufen würde?

Der Feind Nummer 1
    Altenburg, 29 . September 1813
    D er preußische Major Peter von Colomb war der erste der vier Anführer, der mit seiner Schar bei Thielmann eintraf.
    »Herr General, es ist mir eine Freude, unter Ihrem Befehl an dieser kleinen Operation teilzunehmen!«, meinte er mit verwegenem Grinsen.
    »Sorgen wir dafür, dass sie nicht allzu klein wird«, erwiderte Thielmann ironisch lächelnd. Sie kannten sich aus dem Hauptquartier in Teplitz, und Colombs legendäre Erfolge im Frühjahr nötigten ihm Respekt ab. Inzwischen hatte der preußische Major ostfriesischer Herkunft schon wieder einige aufsehenerregende Operationen angeführt.
    Zwei Husaren unter sich, Brüder im Geiste.
    Der Österreicher Oberst Emmanuel von Mensdorff-Pouilly kam mit seinen tausend Mann als Nächster; ein Graf mit vielen Jahren Kampferfahrung und strengen, kantigen Gesichtszügen. Er und seine Männer hatten der Grande Armée in den letzten Wochen Unmengen an Kurierpost, Munitionswagen und Vorräten abgenommen und zahlreiche Gefangene gemacht, Soldaten wie Offiziere. Durch eine alte Kriegsverletzung konnte er die rechte Hand nicht nutzen und musste die Waffe mit der Linken führen. Aber das schien ihn nicht zu stören.
    Graf Pückler vom 2 . Schlesischen Husarenregiment traf kurz darauf bei ihnen ein. Er führte eine Eskadron aus Freiwilligen Jägern und Husaren.
    Als Letzter rückte der legendäre Hetman Platow mit seiner eintausend Mann starken Reiterschar an, der älteste unter den fünf Korpsführern. Schon vor mehr als vierzig Jahren hatte er gegen die Türken gekämpft. Nach der Zerstörung Moskaus unterstanden fünfzehn Regimenter Donkosaken, zwei Jägerregimenter und zwei Batterien Reitender Artillerie seinem Kommando. Er befehligte stets die Vor- oder die Nachhut der russischen Armee und war 1812 zum Schrecken der fliehenden Grande Armée geworden.
    Auch wenn sie jetzt Seite an Seite kämpfen würden, konnte Thielmann die Erinnerung daran nicht unterdrücken, wie einst dieser Mann unter seinen Truppen gewütet hatte.
    Bin ich ein Verräter, wenn ich mit ihm in den Kampf reite? Gegen den Kaiser, dem ich Treue schwor? Dieser Gedanke wühlte von neuem in ihm.
    Denn nicht Kutusow, nicht Bagration, nicht der Zar waren für ihn auf dem Russlandfeldzug zum Inbegriff des Feindes geworden, sondern der berühmt-berüchtigte General Platow.
    Mit Charles Lefèbvre-Desnouettes hingegen hatte er in Russland Seite an Seite gekämpft. Auf dem Rückweg von Moskau waren sie beide zur »Heiligen Eskadron« zum Schutz des Kaisers abkommandiert worden.
    Mein Feind ist jetzt Napoleon, rief sich Thielmann zur Ordnung. Sachsens Feind, nicht Sachsens Verbündeter.
    Unser
Feind.
    Der Feind Deutschlands. Der Feind Europas.
    Aus dem Fortschritt, den er den Nationen versprach, wurden verbrannte Erde und Berge von Leichen.
    Jetzt ist nicht die Zeit für Zweifel!
    Thielmann hatte in seinem Korps selbst fast eintausend

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