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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Napoleon mit seinen Garden nicht etwa in die Schlacht, sondern nur die tausend Schritte zum Sommerhaus des Leipziger Bankiers Vetter, das er als Quartier gewählt hatte.
    Verwundert sahen sich die durchgefrorenen Zuschauer an. Das war alles?
    Die meisten von ihnen, auch Hußel und Rochlitz, hätten darauf gewettet, dass Bonaparte unbedingt heute noch zum großen Schlag ausholen würde. Schließlich war dies kein gewöhnlicher Tag. Genau vor sieben Jahren, am 14 . Oktober 1806 , hatte Napoleon in zwei grandiosen Schlachten die Preußen bei Jena und Auerstedt geschlagen,
vernichtend
geschlagen. Genauer gesagt: die Preußen und die Sachsen, die damals noch an deren Seite kämpften.
    Der Kaiser liebte Symbolhaftes.
    Für Bonaparte war jedoch die Arbeit vorerst getan, sein Ziel erreicht: Seine gesamte Armee war nun im Anmarsch auf Leipzig.
     
    Gegen fünf Uhr befahl der inzwischen in Pegau eingetroffene Fürst Schwarzenberg, den Kampf abzubrechen. Beide Seiten hatten hohe Verluste erlitten, einen wirklichen Sieger gab es nicht.
    Joachim Murat war es gelungen, ausreichend Zeit herauszuschinden, damit Napoleon seine Hauptstreitmacht heranführen konnte. Dazu hatte er um zwölf Uhr persönlich eine Großattacke in Richtung Güldengossa angeführt, von wo aus man den Standort seiner Truppen nicht einsehen konnte. So kam Joachim Murat mit fünftausend Reitern über den Hügel galoppiert – ein furchteinflößender Anblick! Doch er wurde zurückgeschlagen und beinahe sogar gefangen genommen. Also zog er neue Truppen heran, eröffnete einen weiteren Großangriff, wurde durch Kartätschenfeuer bis Probstheida abgedrängt und ließ schließlich die Infanterie die Stellung auf dem wichtigen Höhenzug behaupten.
    An diesem einen Tag büßte er bedeutende Teile der ohnehin schwachen französischen Kavallerie ein, darunter ein Drittel der gefürchteten, aus Spanien zurückbeorderten Dragoner.
    Doch der Kampf, der als Reitergefecht von Liebertwolkwitz in die Geschichte einging, zeigte jedermann: Napoleon war bereit, die große Schlacht zu schlagen, hier in und um Leipzig.
    Und die Alliierten waren bereit, die Herausforderung anzunehmen.
     
    Der Pulk der flüchtenden Dorfbewohner erreichte Leipzig am Abend. Doch das Kohlgärtner Tor war bis auf einen schmalen Durchlass mit Palisaden versperrt, vor dem sich in immer dichter werdendem Gewühl Militärs zu Fuß und zu Pferde samt Geschützen und Karren voller Verwundeter drängten.
    Trotz der Dunkelheit herrschte ohrenbetäubender Lärm. Menschen schoben sich gewaltsam aneinander vorbei, Mütter schrien nach ihren verlorengegangenen Kindern, Kinder heulten nach ihren verlorengegangenen Eltern, Offiziere brüllten ihre Soldaten an, Soldaten die Zivilisten, die Verwundeten vor Schmerz, Plünderer rissen dem Nächsten das Hemd vom Leib oder die Last von den Handkarren. Berittene Boten verlangten sofortigen Einlass ohne Rücksicht darauf, ob jemand unter die Hufe ihrer Pferde geriet.
    Genauso viele Menschen, wie in die Stadt hineinwollten, drängten hinaus. Es goss inzwischen in Strömen, und nirgendwo gab es einen Unterschlupf.
    »Halt dich an mir fest, bleib ja bei mir!«, rief Felix Henriette zu, während er versuchte, sich ein Stück vorzuarbeiten – zwecklos.
    »Wie lange soll das hier noch so gehen? Wann können wir endlich in die Stadt?«, rief ein entrüsteter Leipziger in guter, aber völlig durchnässter Kleidung.
    »Ja, Meister Hußel, sagen Sie denen, wir können hier nicht die ganze Nacht verbringen! Wir wollen in unsere Häuser!«, pflichtete ihm eine dürre Frau mit einer leeren Kiepe auf dem Rücken aufgebracht zu. Der Inhalt des Korbs hatte vermutlich ohne ihre Zustimmung den Besitzer gewechselt.
    Ludwig Hußel bemühte sich, Auskunft von einem Offizier zu bekommen.
    »Nicht vor sechs Uhr morgen«, erhielt er zur Antwort, übersetzte es an die mit ihm wartenden Bürger und erntete dafür einen Aufschrei der Entrüstung, der den Offizier jedoch gleichgültig ließ.
    Also tauschten die Wartenden Neuigkeiten aus, welche Dörfer und wessen Häuser abgebrannt waren. Andere erzählten ausgiebig von der Begegnung des Königs mit Napoleon am Hochgericht, worüber ein Bursche unkte, was es wohl zu bedeuten habe, wenn die zwei sich unterm Galgen umarmten.
    Ludwig Hußel konnte das ungeheuerliche Gerücht beisteuern, der König sei auf dem Weg von Kosaken angegriffen worden. Der Anführer der Leibgarde habe mit achtzig Reitern gegen sie Front machen müssen.
    Dass der König, den sie

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