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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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der Kaufmann Frege zusammenhangslos, aber sehr nachdrücklich ein. »Wir brauchen dringend welches. Ich schickte in den vergangenen Tagen ein halbes Dutzend Fuhrleute mit ihren Gespannen in die umliegenden Dörfer, um in meinem Auftrag alles verfügbare Stroh aufzukaufen. Kein einziges Fuhrwerk ist zurückgekehrt.«
    Ungehalten wies er aus dem Fenster. »Das wird wohl alles letzte Nacht in den Wachtfeuern Ihrer Soldaten verbrannt worden sein, samt den Karren. Ich weiß nicht, wie vielen Familien ich damit die Existenz geraubt habe. Und wir haben nur noch bis morgen Brot für die Lazarette! Sämtliche Reserven sind erschöpft, obwohl wir reichlich Korn angekauft und gelagert hatten, trotz der hohen Preise nach der katastrophalen Missernte voriges Jahr.«
    »Was Mehl, Korn und Branntwein betrifft, so wurden gestern schon alle Stadtbewohner verpflichtet, ihre Vorräte zu melden«, ergänzte Multon.
    »Für so viele Verwundete brauchen wir Tausende Schüsseln, Becher, Löffel …«, überlegte Münchow laut, immer noch fassungslos über die Zahl, die Larrey genannt hatte – obwohl es ihm eine durchaus realistische Schätzung zu sein schien. Schrecklich, aber realistisch. Es starben mehr Soldaten in den Lazaretten als auf dem Schlachtfeld.
    »Dann erlassen Sie einen Aufruf an die Bevölkerung, alles entbehrliche Tonzeug, Holzschalen und dergleichen zu spenden!«, erklärte der französische Chirurg. »Außerdem Bettgestelle, Strohsäcke …«
    »Es ist einfach nichts mehr da!«, insistierte Frege.
    Er war voller Zorn, obwohl er wusste, dass der französische Chirurg nicht der richtige Adressat für diesen Zorn war.
    Christian Gottlob Frege gehörte zu den einflussreichsten Finanziers Europas und hatte nach der Niederlage 1806 auch die Vermittlung der sächsischen Kontributionszahlungen an Frankreich übernommen. Deshalb wusste er genau, wie schwer es Sachsen und selbst Leipzig gefallen war, diese hohen Summen aufzubringen. Aus moralischer Verpflichtung gegenüber seiner Stadt hatte er beträchtliche Teile seines Vermögens dafür eingesetzt, die Armenanstalt und die Lazarette in einen ordentlichen Zustand zu bringen, Konzerte im Gewandhaus zu ermöglichen und die Nikolaikirche zu einem einzigartigen klassizistischen Sakralbau umgestalten zu lassen. Und jetzt verkamen nicht nur Gewandhaus, Armenhaus und Lazarette, jetzt drohten Hunger und Seuchen seine Heimatstadt in einem Ausmaß heimzusuchen, dass sie Jahre brauchen würde, sich davon zu erholen.
    »Wir sind hier in einer Notlage, in der nicht einmal Geld Abhilfe schaffen kann!«, konstatierte er erregt. »Weder Brot noch Stroh, noch Betten lassen sich dafür auftreiben. Die Stadt und ihre Bewohner sind an der Grenze ihrer Leidensfähigkeit.«
    Der Erste Heereschirurg Larrey sah dem aufgebrachten Kaufmann und Lazarettverwalter direkt in die Augen. »Heute Abend gibt es im Leipziger Schauspielhaus eine Premierenvorstellung, trifft das zu? Ich bedaure wirklich sehr, das zu sagen, Monsieur. Aber diese Stadt und ihre Bewohner werden ab morgen erst schmerzvoll erfahren müssen, was Leid ist.«

Truppenrevue
    Leipzig und Umgebung, 15 . Oktober 1813
    B is zum Nachmittag hatte Napoleon die Biwaks seiner Truppen südlich von Leipzig besichtigt und für drei Uhr eine Inspektion der Korps seines Schwagers angekündigt. Während Murats Reiter sich in geschlossener Linie zwischen Markkleeberg und Liebertwolkwitz formierten, ritt der Kaiser zum Gutshaus Dölitz, um mit dem Fürsten Poniatowski dessen besondere Aufgaben am morgigen Tag auf dem äußerten rechten Flügel der Grande Armée zu besprechen.
    Es würde schwierig und verlustreich werden. Aber auf Poniatowski und seine Polen konnte er sich verlassen. Tapfere Männer, die wussten, wofür sie kämpften. Auch wenn sie noch nicht wussten, ob sie es auch wirklich von ihm bekommen würden: ein wiederhergestelltes Polen.
    Wenn Poniatowski morgen tatsächlich Markkleeberg hält, sollte ich ihn vielleicht zum Marschall ernennen, überlegte Napoleon. Zum Marschall
Frankreichs,
damit allen klar ist: Er kämpft für mich und nicht für Polen.
    Die Inspektion von Joachim Murats Truppen durch den Kaiser beobachteten auf der Höhe von Güldengossa auch mehrere Generäle der Alliierten, unter ihnen Prinz Eugen von Württemberg . Der Wind trug den Nachhall des tausendfachen »Vive l’Empereur!« zu ihnen hinüber.
    Danach verlieh Napoleon mit höchst feierlichem Zeremoniell Adler an drei Regimenter des Korps Augereau und besichtigte weitere

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