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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Betrachtung könnte man somit Sachsen eigentlich ab heute zu den Alliierten zählen.
    Deshalb sollte er morgen bei der Siegesfeier neben Alexander, Franz von Österreich und Friedrich Wilhelm von Preußen auf den Marktplatz reiten. Ja, und mit Bernadotte, aber den nahm niemand so wichtig, der war ja noch kein König.
    Bei der Neuaufteilung Europas nach dem Sieg über Bonaparte würde er fraglos Warschau verlieren; das würden die Preußen und die Russen unter sich aushandeln. Aber als Entschädigung könnte er Erfurt fordern – heute noch Privatdomäne Napoleons, morgen würden sicher die Preußen wieder Anspruch darauf erheben, die es 1802 zugesprochen bekommen hatten. Und Erfurt begehrte er sehr. Außerdem hatte er einen berechtigten Anspruch darauf, es war seit Jahrhunderten wettinisch!
    Sollte Gefahr bestehen, dass Leipzig gewaltsam gestürmt wurde, konnte er immer noch einen königlichen Parlamentär entsenden. Die dringliche Bitte eines
Königs,
die Stadt zu verschonen, ließ sich nicht einfach beiseitewischen.
    Zufrieden mit sich am Ende dieses Gedankengangs, begab sich der König von Sachsen in sein Schlafgemach und fiel in einen ruhigen, tiefen Schlaf wie jede Nacht.

Sieger und Verlierer
    Leipzig, 19 . Oktober 1813
    U m zehn Uhr begann der Sturm auf die Stadt, mittags um zwölf war Leipzig von den Alliierten eingenommen.
    Da hatte Napoleon die Stadtgrenze längst hinter sich gelassen, saß in sicherer Entfernung in der Lindenauer Mühle und hörte mit Zufriedenheit den Lärm der gewaltigen Sprengung, die er angeordnet hatte. Wenn er das Feld schon räumte, dann nicht still und leise, sondern mit einem großen Knall. Noch hundert Jahre später sollte man davon sprechen!
    Dass er so noch einmal dreißigtausend seiner Männer opferte, die nach Sprengung der einzigen Brücke in der Stadt eingeschlossen waren, war ein notwendiges Übel. Es waren sowieso zumeist Rheinbündler und Polen, die er als Nachhut eingeteilt hatte, also halb so schlimm. Und was die Leipziger betraf – die trugen selbst die Schuld an dem Unglück! Warum hatten sie ihm bei den Alliierten nicht mehr Zeit für den Abzug verschafft?
     
    Um drei Uhr nachts hatte General Arrighi, der Herzog von Padua, im Auftrag des Kaisers den gesamten Magistrat von Leipzig in das prächtige Rathaus der Messestadt befohlen. Die meisten der Ratsleute konnten kaum auf eine Stunde Schlaf zurückblicken, denn auch in der ersten Hälfte der Nacht hatten sie noch lange zusammengesessen und über die jüngsten Befehle Napoleons diskutiert. Insbesondere über seine Forderung nach etlichen Zentnern Pech zum Sprengen. Sollten sie ihm etwa noch die Mittel dazu liefern, ihre Stadt zu zerstören? Sie mussten, wie sich zeigte.
    Arrighi eröffnete ihnen, dass der Magistrat drei Tage Waffenstillstand von den Alliierten für die Räumung der Stadt aushandeln sollte, dies sei in ihrem eigenen Interesse. So weit konnten die Ratsherren ihm noch beipflichten, aber was Arrighi dann verkündete, jagte den meisten von ihnen einen Schauer über den Rücken: Werde das abgelehnt, müssten sie ihre Stadt verteidigen, solange auch nur noch ein Stein über dem anderen stehe.
    Die Ratsherren seufzten innerlich oder auch laut und holten die Genehmigung des Königs ein, entsprechende Schriftstücke an Blücher und Schwarzenberg zu verfassen.
    Der Handlungsdeputierte Dufour und der Senator Dr. Groß wurden beauftragt, die Bittschrift des Bürgermeisters an Fürst Schwarzenberg zu überbringen. Allerdings kamen beide nicht weit, denn als sie aufbrachen, fielen die Kugeln schon an den inneren Toren so dicht, dass kein Weiterkommen mit Pferd und Wagen mehr möglich war.
    Nun fragte der Rat nach Freiwilligen, die bereit seien, sich auf anderen Wegen durch die kämpfenden Parteien hindurchzuwagen.
    Münchow wollte sich schon melden und seinen Vorgesetzten, den Oberschreiber Gottlob Wilhelm Werner, um die Erlaubnis bitten. Schließlich ging es um den Erhalt seiner Stadt. Aber da meldete sich der Ratsdiener Müller freiwillig. Und als zweiter Mann wurde wegen seiner guten Sprachkenntnisse August Wilhelm Wichmann ausgewählt, Landsteuereintreiber mit Hang zur Schauspielerei.
    Würden sie Erfolg haben? Oder wurde Leipzig im Sturm genommen?
    Mit bangen Blicken sahen die Ratsherren den beiden nach.
    »Es gibt noch etwas Beunruhigendes zu melden«, berichtete Artur Münchow. Er war viel in der Stadt unterwegs, nicht nur, um Aushänge zu verteilen. Dabei hatte er einige Dinge in Erfahrung gebracht, die

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