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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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bis irgendeine klare Order eintraf. So lange würde er keine Fahnenflucht dulden.
    »Der König erwartet von uns Treue. Gemäß dem Eid, den wir ihm geschworen haben. Und wenn es sein muss, Treue bis in den Tod!«, brüllte Zeschau seinen Schwager Brause an. »Für Gott, König und Vaterland!«
    »Wir sollten nach Leipzig gehen, um unseren König zu schützen«, schlug General von Ryssel vor. Ein geschickter Ausweg, wie ihm schien, der bei den Offizieren Zustimmung fand. Doch diese Idee scheiterte daran, dass die Straße mit französischen Truppen verstopft war.
    Die Sachsen mussten also hierbleiben, kurz vor Sellerhausen, von einem übermächtigen Feind umgeben.
     
    »Da ist etwas im Gange«, sagte Mattes leise zu Karl und Anton. »Die Offiziere diskutieren … Was General Ryssel wohl dauernd vom Oberstleutnant Raabe will? Der scheint nicht sehr glücklich, der Chef der Reitenden Artillerie …«
    »Vielleicht laufen wir ja doch über«, flüsterte Anton hoffnungsvoll seinem Bruder zu.
    »Zu den Russen? Niemals! Denk an Paul, Claus, Wilhelm und Fritz!«, protestierte der.
    »Da darfst du nicht so wählerisch sein«, wies ihn Friedhelm streng zurecht, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war. »Zu den Preußen überzulaufen ist ein ganz schlechter Plan. Da kommen wir nie auf der anderen Seite an, sondern werden niedergemäht. Die würden das als Angriff werten.«
    Er senkte seine Stimme. »Wollt ihr wissen, was Ryssel und Raabe dauernd diskutieren? Ob die Artillerie der Infanterie folgt oder die Geschütze den Franzosen überlässt …«
    »Dann geht es also gleich los. Halten wir uns bereit!«, sagte Mattes erleichtert.
    »Wir verraten unseren König?!« Karl war der Einzige, den dieser Gedanke noch aufzuregen schien.
    »Junge, als Leiche nutzt du dem König auch nichts«, brummte Friedhelm. »Hast du dich schon mal umgeschaut? Wir stehen hier so ziemlich allein auf weiter Flur – abgesehen davon, dass wir auf drei Seiten von Russen, Preußen und Österreichern umgeben sind. Hinter uns nur die Division Durutte, auf die kannst du nicht zählen, das ist wirklich das allerletzte Lumpenpack aus ganz Europa, alles Strafregimenter …«
    Er hatte den Satz kaum ausgesprochen, als erneut massives Artilleriefeuer auf die Sächsische Division begann. Die Bataillone formierten sich, die Artilleristen richteten ihre Geschütze aus.
    General von Ryssel ließ seine Brigade vorrücken, das Gewehr geschultert.
    »Halt! Sie bewegen sich nicht von der Stelle!«, schrie General Zeschau.
    Von Ryssel ignorierte ihn und befahl das Vorwärts im Geschwindschritt. Sofort rannten seine Leute los, den fassungslosen Brigadegeneral hinter sich lassend.
    »Sie sind Ihres Kommandos enthoben, begeben Sie sich zu General Reynier!«, rief von Zeschau dem Abtrünnigen nach, doch der gab seinem Pferd die Sporen und ritt – sein Taschentuch schwenkend – zu den Verbündeten über.
    Augenblicklich folgten ihm die Brigade des Oberst von Brause und die Artillerie mit neunzehn Geschützen.
    »Hiergeblieben, alle Mann halt!«, brüllte Zeschau außer sich.
    Er und seine Getreuen verhinderten den Übergang der letzten verbliebenen siebenhundert Sachsen. Darunter das Bataillon Prinz Anton mit den beiden jungen Trögers.
     
    Als Napoleon der Übergang von mehr als dreitausend Sachsen gemeldet wurde, war er außer sich vor Wut und schimpfte lautstark über diesen Treuebruch und Verrat. Doch da wagte es der Major von Odeleben, der sich bisher stets nur still seinen Teil gedacht hatte, zum ersten Mal laut zu widersprechen.
    Er wolle das Benehmen seiner Landsleute nicht im Geringsten entschuldigen, begann er. »Aber die französischen Soldaten haben sich fast ohne Ausnahme so betragen, dass die ganze Nation ihnen feindlich gesinnt war. Der Soldat, der das Unglück seiner Landsleute vor Augen hat, lässt sich nicht immer von der Vernunft leiten. Nun hat er sich den Gefühlen der Rache gegen Ihre Armee hingegeben.«
    Vor Staunen über diese aufmüpfigen Worte des ansonsten so ruhigen sächsischen Offiziers verschlug es Napoleon Bonaparte die Sprache. Zumindest einen Augenblick lang.
     
    »Vorbei. Wir sind erledigt!«, stöhnte Mattes. Sie konnten sehen, dass die Überläufer von den Kosaken mit Hurra empfangen und sofort hinter die Linien geführt wurden. Vier der Geschütze wurden umgedreht und geladen.
    »Jetzt beschießen sie uns mit unseren eigenen Kanonen!«, sagte Anton kreidebleich.
    Aber die ersten Geschosse kamen von hinten, von den Franzosen, die die

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