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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Lesepult in einer Ecke der Buchhandlung stand.
    »Sie haben sich wohl erschrocken angesichts der blanken Waffe. Verzeihen Sie mir. Aber das ist der Krieg.«
    Mit einem entschuldigenden Lächeln breitete er die Arme aus.
    Er öffnete die Tür, die in die Druckerei führte, und rief hinein, jemand solle rasch ein Glas Wasser für die Demoiselle bringen. Weil ihn niemand verstand, zeigte er ungeduldig auf die passende Zeile in Gerlachs zweisprachigem Wortschatz für Einquartierungen, der an der Tür hing.
    »Geht es wieder?«, fragte er, nachdem Jette das Glas langsam ausgetrunken hatte. »Einer meiner Männer versicherte mir, er kenne Sie, Demoiselle. Er sagt, Sie hätten ihn in Weißenfels gepflegt. Ist das richtig? Dann sind meine Nation und ich Ihnen zu großem Dank verpflichtet.«
    Also war der Mann mit dem Verband am Kopf, den sie vorhin im Vorbeigehen zu erkennen geglaubt hatte, nicht der von ihr Niedergeschlagene, sondern einer von den Verwundeten aus dem Weißenfelser Lazarett?
    Aus einem Impuls heraus würde Jette am liebsten abstreiten, dass es eine Verbindung von ihr nach Weißenfels gab. Aber der Major brauchte sich nur bei einem der Nachbarn zu erkundigen, um die Bestätigung dafür zu bekommen, dass die Nichte des Buchdruckers von dort stammte, und dann hätte sie sich durch eine Lüge verdächtig gemacht. Schließlich war sie oft zu Besuch in Freiberg gewesen.
    Also brachte sie ein zaghaftes »Ja« hervor, amtete kurz durch und erklärte: »Es wurde eine große Anzahl französischer Verwundeter nach Weißenfels gebracht, in bedauernswertem Zustand. Sie brauchten Pflege, Verbandszeug und Essen. Viele Frauen der Stadt haben ihnen geholfen.«
    »Sie müssen ein wahrhaft gütiger Mensch sein«, schmeichelte der Major. Doch schlagartig wurde seine eben noch freundliche Stimme schroff. »Wie ich hörte, ließen Sie ähnlich aufopfernde Pflege noch vor wenigen Tagen den verwundeten Feinden zuteilwerden, den Preußen.«
    Jette erstarrte erneut unter seinem durchdringenden Blick.
    »Auch das waren junge Männer, die unsägliche Schmerzen litten und ohne Hilfe verblutet wären«, sagte sie, so kraftvoll sie konnte. »Gebietet nicht unser Schöpfer Barmherzigkeit gegenüber allen Leidenden?«
    Wer hatte sie verraten? Es könnte jeder in der Stadt gewesen sein. Ob auch Ludwig und die beiden Studenten in Gefahr waren? An den großen Gelehrten Werner würde sich wohl niemand heranwagen.
    »Es liegen sehr viele französische Männer in den hiesigen Lazaretten, deren Wunden noch frisch sind. Werden Sie denen ebenso Barmherzigkeit zukommen lassen?«, fragte de Trousteau.
    »Selbstverständlich, sofern es mein Oheim erlaubt. Wir haben schon Leinen und Charpie ins Lazarett geschickt. Aber Sie sehen ja selbst, Herr Major, dass meine Tante und ich im Moment alle Hände voll zu tun haben, Sie und Ihre Männer zu versorgen. Wie geht es Ihrem Verletzten aus Weißenfels? Besser, hoffe ich? Natürlich kümmere ich mich um seine Wunde, wenn das nötig ist. Sofort, wenn Sie wünschen. Dann schließe ich den Laden für diesen Tag.«
    »Wir werden sehen, Demoiselle, wir werden sehen«, meinte der Offizier vieldeutig. »Heute Abend speisen mein Sohn und ich im Haus Ihres Onkels. Ich erwarte Sie bei Tisch an meiner Seite. Meine Empfehlung!«
    Er deutete ein Salutieren an, nickte ihr zu und ging hinaus.
    Kraftlos sackte Jette auf dem Stuhl zusammen und fragte sich, was aus alldem noch erwachsen konnte. Etwas im Tonfall des Majors weckte in ihr den dringenden Wunsch, sofort die Stadt zu verlassen.
    Ludwig trat ein; er wirkte besorgt. Er musste wohl an der Tür gewartet habe, und dieses Wissen gab Jette ein wenig Zuversicht. Die Befangenheit, die sie sonst bei seinem Anblick empfand, verflog.
    »Sind Sie wohlauf, Fräulein Henriette? Kann ich etwas für Sie tun?«
    »Es geht schon wieder. Danke!«, fügte sie aus vollem Herzen an und sah ihm zum ersten Mal in die Augen: dunkle Augen über einem kurz geschnittenen Bart, die besorgt auf sie gerichtet waren. Nun lächelte er ihr zu.
    »Sie müssen aufpassen, Ludwig!«, platzte Jette heraus. »Kommen Sie nicht noch einmal herein, wenn dieser Major oder sein Sohn hier sind. Er wusste, dass ich auf der Hauptwache war. Wer mich an ihn verraten hat, erzählte bestimmt auch, dass Sie dabei waren.«
    Trotz dieser schlechten Neuigkeiten wurde Ludwigs Lächeln breiter. »Machen Sie sich keine Sorgen um mich, Fräulein! Ich passe schon auf mich auf. Und auf Sie!«
    Damit er beruhigt wieder in die

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