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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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schlägt, wohin sie schießen sollen. Sechs Schuss … Er war damals achtzehn oder neunzehn, so alt wie ich heute.«
    Nach einem Moment des Schweigens beugte er sich vor und sagte anklagend: »Diese Männer haben ihren König hochleben lassen im Angesicht des Todes.
Deinen
König. Der sie verriet und fallenließ. Aus Furcht vor Napoleon!«
    Richard brauchte einen Augenblick, um die Härte dieses Vorwurfs zu erfassen.
    Leicht wankend stemmte er sich hoch. »Nennst du gerade meinen König einen Feigling und Verräter? Wenn du nicht so ein erbärmlicher Hänfling wärst, würde ich Satisfaktion von dir fordern!«
    »Ja, das tue ich!«, schrie Felix immer noch voller Wut. »Schill hat das Feuer des Aufstandes zum Lodern gebracht. Und als es plötzlich lichterloh brannte, da wurde dem König angst, und er hat ihn fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel.«
    Sprachlos suchte Richard nach Argumenten, um die Ehre seines Königs zu verteidigen.
    »Der König hatte Schill befohlen, die Streifzüge einzustellen und sich mit seinen Leuten wieder in Berlin einzufinden«, widersprach er halbherzig. »Requirieren und Plündern seien der preußischen Armee nicht würdig. Der Major hat also einen königlichen Befehl verweigert.«
    Dabei wusste Richard, dass mittlerweile alle Armeen angesichts des Mangels requirierten, auch die preußische.
    »Und wie hätte er das anstellen sollen, nachdem ihm von allen Seiten die Leute zujubelten, wohin er auch kam? Er hat das Feuer des Aufstandes zum Lodern gebracht«, wiederholte Felix stur. »Sollte er es da selbst wieder austreten und sich in einem Loch verkriechen? Außerdem hätte Napoleon sowieso seinen Kopf gefordert. Er war tapfer genug, sich der Sache zu stellen, unter Einsatz seines Lebens.«
    Eine Weile sprach niemand von beiden ein Wort.
    »Mein Bruder schloss sich an diesem Tag den Schillschen an«, sagte Felix endlich leiser, den Kopf gegen die Wand gelehnt. »Wir haben nie wieder eine Nachricht von ihm bekommen.«
    »Denkst du, dass er tot ist?« Richard betrachtete den Freund mit einer für ihn selbst unerwarteten Mischung aus Mitgefühl und Respekt. Sein Zorn war verflogen. Über diese Dinge hatte Felix noch nie mit ihm gesprochen.
    »Nein, dann wüssten wir es. Ich bin mir sicher, er ist entkommen und nach England übergesetzt, wie es Leopold von Lützow vorgeschlagen hatte. Vielleicht kämpft er jetzt auch in Spanien. Er kann uns nur nicht schreiben, verstehst du? Aber meine Eltern glauben, dass er tot sei, und das brach ihnen das Herz. Dann hat auch noch irgendjemand verraten, dass ihr ältester Sohn Schill gefolgt ist, dafür haben die Franzosen sämtliche Pferde aus unserem Gestüt requiriert. Jetzt leben meine Eltern vom Ersparten und hoffen, dass ich sie einmal ernähren kann, wenn ich in der Salinenverwaltung arbeite. Mein Bernburger Oheim soll mir dort einen Posten beschaffen, wenn ich die Studien abgeschlossen habe. Für einen Neubeginn fehlt ihnen die Kraft. Die Franzosen würden ihnen ja doch wieder alle Pferde wegnehmen. Aber Kupfer und Salz werden auch in Kriegszeiten gebraucht.«
    Felix starrte eine Weile vor sich hin, dann beugte er sich ein wenig vor und sagte mit ungewohnt harter Stimme: »Ich hätte längst gelernt, mit einem Gewehr umzugehen, und mich einem preußischen Freikorps angeschlossen, für meinen Bruder und um Philippines willen, die immer noch trauert. Und natürlich um der deutschen Heimat willen. Aber ich traue deinem König nicht. Wer einmal seine Leute dem Feind ans Messer liefert, der wird es wieder tun. Und sag mir nicht, dass Friedrich Wilhelm von Preußen genug Rückgrat hat, Napoleon in die Augen zu sehen und ihm dann seinen Willen zu verweigern!«
    Darauf wusste Richard nichts zu entgegnen.
    Zum ersten Mal in seinem Leben schämte er sich für seinen König.
    Trotzdem würde er sich morgen in Marienberg umhören, ob er etwas über diese geheimnisvolle Gruppe Husaren in Erfahrung bringen konnte.

Schreckmomente
    Freiberg, 12 . Mai 1813
    J etzt hängen sie mich auf, dachte Henriette schreckensstarr, als der Major von dem Verletzten aus Weißenfels sprach. Frauen werden nicht standrechtlich erschossen. Den Onkel und die Tante werfen sie ins Gefängnis, vielleicht sogar auch Eduard! Und was wird aus Franz?
    Wäre ich bloß niemals hierhergekommen!
    »Sie sind ja auf einmal so blass, Demoiselle«, meinte de Trousteau scheinbar besorgt, nahm sie mit festem Griff am Arm und führte sie elegant um den Ladentisch herum zu dem Stuhl, der neben dem

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