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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Marie!« – »Nimm mich!«, schrie ein halbes Dutzend Männer gleichzeitig.
    Trepte beendete das Zwischenspiel mit einem lauten: »Achtung! Herangetreten, marsch!« So gut es war, dass seine Leute in dieser Lage noch Scherze treiben konnten; jetzt war die Zeit dafür vorbei.
    Die Männer stellten sich in drei Linien hintereinander auf.
    Blüchers Artillerie vor ihnen schoss eine ohrenbetäubende Salve ab. Fast im gleichen Moment antwortete die französische Gardeartillerie, die ganze Batterie von sechzig Geschützen, allesamt auf die Anhöhe gerichtet.
    Die Wirkung war infernalisch. Unter gewaltigem Lärm schien beim Einschlag der Geschosse der ganze Berg zu beben und zu erzittern. Bäume brachen wie Streichhölzer, stürzten um, zersplitterten in tausend spitze Teile. Gesteinstrümmer flogen in die Luft und entfalteten eine ebenso tödliche Wirkung wie die Geschosse. Pferde wieherten durchdringend in Todesangst, Verwundete brüllten vor Schmerz.
    Eine Kugel hatte zwei Männer aus Treptes Zug umgerissen; zwei Brüder, die unter seinem Kommando ihre Dienstzeit beim Preußischen Garderegiment begonnen hatten. Ein Blick sagte ihm, dass er nichts mehr für sie tun konnte. Die am nächsten Stehenden zogen die Leichname beiseite und traten an die leer gewordenen Plätze in der Formation.
    Jetzt sind es dreizehn, die ich seit Großgörschen verloren habe, dachte Maximilian bitter. Dreizehn von vierzig. Das hätten meine Brüder sein können. Und Gott steh denen bei, die ich in Preititz zurücklassen musste. Dichter Qualm deutete darauf hin, dass das Dorf erneut umkämpft wurde und angesichts der Kräfteverhältnisse wahrscheinlich gerade wieder den Franzosen in die Hände fiel.
    Abermals fragte er sich, ob seine Brüder noch lebten, die Heißsporne. Und ob sie gestern wirklich noch einen Brief nach Hause geschrieben hatten, wie er es ihnen aufgetragen hatte. Vor lauter Draufgängertum vergaßen Julius und Philipp gern, dass die Eltern sich sorgten.
    Es kam ihm vollkommen unwirklich vor, fast wie Hohn, dass er in all dem Chaos von Tod und Leid zum ersten Mal an diesem Tag zwischen Staub und Pulverdampf den Geruch von frisch geschlagenem Holz und würzigem Harz wahrnahm.
    Die preußische Artillerie schoss zurück und riss einige Löcher in die dichte Reihe der französischen Garde.
    Doch schon kam die nächste Salve. Offenbar waren Bonapartes Truppen fest entschlossen, diesen Höhenzug und alles, was darauf stand, zu Staub zu zermalmen.
    Trepte sah, wie ein Stück des Hangs abrutschte, ein Geschütz und mehrere Männer mit sich riss. Genau an dieser Stelle schlug Augenblicke später die nächste Kugel ein und verursachte eine gewaltige Explosion.
    Linker Hand von ihm zertrümmerte ein feindliches Geschoss einen der großen Felsbrocken, mit denen die Kuppe des Hügels übersät war. Steinsplitter schwirrten durch die Luft; einer traf ihn schmerzhaft am Wangenknochen; er spürte Blut über sein Gesicht laufen und wischte es mit dem Ärmel ab.
    Noch immer näherten sich ihnen die gegnerischen Truppen nicht auf Gewehrschussweite. Sie schienen überzeugt zu sein, den Feind in seiner Unterzahl mit ihren Geschützen aus der Ferne aufreiben zu können, ohne sich selbst ins Gewehrfeuer oder gar in den Nahkampf wagen zu müssen.
    Wo preußische Kanonenkugeln ein Loch in die präzisen Reihen der französischen Garden rissen, wurden diese umgehend von neuen Kämpfern aufgefüllt.
    Ich hasse es, nichts tun zu können, dachte Trepte.
    Die nächste Salve erwischte den schnauzbärtigen Korporal Beier, Maries Mann. Eine Kugel riss ihm beide Beine weg. Wilhelm Beier brüllte vor Schmerz und Entsetzen, doch nach wenigen Atemzügen verstummte er.
    Vierzehn. Wie soll ich das nur seiner Frau beibringen?, dachte der Premierleutnant und hielt Ausschau nach Marie. Normalerweise blieb sie auch unter Beschuss bei der Truppe, um sich gleich der Verletzten anzunehmen. Aber er hatte sie ja selbst zu ihrem Schutz in Deckung geschickt. So blieb es ihr wenigstens erspart zu sehen, wie ihr Mann starb. Doch wie er sie kannte, wäre sie in seinen letzten Augenblicken lieber bei ihm gewesen.
    Und so schrecklich es für Marie auch sein mochte, sie musste umgehend wieder heiraten. Auch wenn sie offiziell als Regimentsangehörige unter dem Schutz seiner Männer stand und die alles tun würden, um die gute Seele der Einheit zu schützen – eine Frau im Feld, im Krieg, unter so vielen Männern, brauchte den besonderen Schutz eines Ehemannes.
    »Da, sehen Sie!«,

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