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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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General wenig von Rückzug. Außerdem hatten sie dem Zaren in der letzten Stunde schon zweimal Meldereiter mit Lageberichten geschickt und um die Erlaubnis zum Retirieren gebeten. Doch der Zar, der das Oberkommando für die alliierte Streitmacht an sich gerissen hatte, verweigerte diese beharrlich.
    »Wir ignorieren den Befehl des Zaren?«, vergewisserte sich Gneisenau zufrieden.
    »Der Zar is nich hier und sieht nich, wat wir sehen!« Blücher schnaubte und wies mit dem Kopf Richtung Nordosten. »Ein paar Minuten, und die letzte Abzugsstraße is versperrt, wenn wir nich sofort retirieren.«
    Sie mussten
jetzt
handeln, sonst würde die Armee der Alliierten binnen einer Stunde restlos vernichtet sein. Er hatte gestern und heute zusammen schon dreitausend Mann verloren, das war schlimm genug. Nach dem schrecklichen Blutzoll, den sein Korps in Großgörschen zahlen musste, hatte er sich geschworen, so etwas nicht noch einmal zuzulassen. Bei einem Logenbesuch in Bautzen war er deshalb mit sich ins Gewissen gegangen.
    Auf den Zaren, der ständig in die militärische Planung hineinregierte, konnte und wollte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Alexanders Fehlentscheidungen waren schon 1805 in Austerlitz für die Russen und Österreicher verheerend gewesen. In den letzten zwei Tagen hatte sie das Korps Yorck unzählige Tote gekostet und trotz Gneisenaus Warnung dazu geführt, dass der rechte Flügel von Truppen entblößt wurde. Dabei wussten sie durch ihre Kundschafter schon seit gestern Abend, dass Ney mit fast einhunderttausend Mann nördlich des Schlachtfeldes eingetroffen war und auf den Einsatzbefehl wartete. Deshalb hatten Gneisenau und er darauf bestanden, dass Preititz um jeden Preis gehalten wurde, sonst wäre ihnen allen der Rückzug verwehrt.
    Nun war es drei Uhr und Preititz wieder in französischer Hand, weil die Mehrzahl der russischen Verbände vom Zaren nach Süden, zum linken Flügel, geschickt worden war.
    »Rückzugsbefehl an alle!«, erteilte Blücher Order an die wartenden Regimentskommandeure. »Retirieren über die Straße nach Wurschen und gleich über die Neiße. Leichte Kavallerie als Deckung für ersten Feindkontakt. Müffling, Sie reiten zum Zaren und zum König. Machen Sie denen klar, dat die jesamte alliierte Streitmacht abziehen muss. Sofort! Reden Sie mit Knesebeck, der Kerl wird’s noch am schnellsten begreifen.«
    Zumindest hoffte Blücher auf die Einsicht des königlich-preußischen Generaladjutanten. Normalerweise standen er und der Oberst von Knesebeck nicht in bestem Einvernehmen.
    Oberstleutnant von Müffling salutierte und machte kehrt, um unverzüglich loszureiten.
    Der alte General befahl dem drei Schritte hinter ihm wartenden Hornisten, das Signal zum Rückzug zu blasen, und die Regimentskommandeure liefen los, um die neue Order an ihre Bataillonskommandanten weiterzugeben.
     
    »Rückzug! Rückzug!« Dieser Befehl erreichte Trepte, als er sich innerlich schon auf einen Nahkampf eingestellt hatte.
    Sofort gab er Kommando, das Feuer einzustellen und in Marschformation anzutreten. Seine Männer formierten sich und reihten sich in die Kolonne der Brigade Röder ein.
    Zwei Schwerverletzte musste er zurücklassen, die Soldaten Wernke und Neumüller. Wer nicht aus eigener Kraft laufen konnte, musste bleiben, sonst war kein schneller Rückzug möglich. Der Herr steh euch bei!, dachte er mit der Bitte um Vergebung.
    »Haben Sie Brot und Wasser?«, fragte er, wartete nicht auf eine Antwort, sondern stellte den halb vollen Eimer in ihre Reichweite, den Marie dagelassen hatte. Das war alles, was er für sie tun konnte.
    Ein neuer Eimer für die Marketenderin würde sich finden.
    Der Leutnant wunderte sich schon, wo sie blieb, aber jetzt waren seine Gedanken zuallererst bei den Männern, die er hier im Stich lassen musste, damit die anderen überleben konnten. Das wussten auch die beiden.
    »Nehm Se ’s Brot lieber mit, Premierleutnant«, keuchte unter Qualen Wernke, der mit dem Loch in seiner Brust die nächste halbe Stunde nicht überleben würde. »Is jut jemeint, aber wir werden’s nich brauchen …« Er bemühte sich um ein Lächeln und schloss die Augen. »Gott schütze den König!«
    Neumüller, der die ganze Zeit geprahlt hatte, er sei gegen Kugeln gefeit, war der rechte Fuß bis zum Knie abgerissen worden, aus dem blutenden Stumpf ragten zersplitterte Knochen. Er zitterte am ganzen Leib. »Jetzt hat es mich doch erwischt«, stöhnte er und dann, scheinbar zusammenhanglos: »Zu

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